SAB-Kabeldesign

Kapazitätsarme Hybrid-Motorenanschlussleitung mit integrierten Datenübertragungselementen für Geber- und Feedbackaufgaben von SAB Bröckskes. (Bild: SAB BRÖCKSKES GmbH & Co. KG)

In den letzten Jahren hat der Einsatz von Servoantrieben in der Industrieautomation insbesondere in Branchen wie der Metall-, Kunststoff- und Holzverarbeitung deutlich zugenommen. Diese Antriebssysteme erfordern eine zuverlässige Spannungsversorgung sowie die kontinuierliche Erfassung von Betriebsdaten wie Winkel, Geschwindigkeit und Temperatur. Bei der klassischen Verkabelung von Motoren und Servoantrieben werden neben je einer Leitung für die Energieversorgung und das Feedback auch zwei Stecker, Anschlüsse und Kupplungen benötigt. Damit verdoppeln sich der Material- und Installationsaufwand, entstehen höhere Kosten und ein größerer Platzbedarf. Während der Bauraum durch kleine Motoren und hohe Packungsdichten in den Schaltgehäusen knapper wird, nehmen die Übertragungsraten für die automatisierte Maschinen- und Anlagensteuerung im Zuge von Industrie 4.0 drastisch zu. Eine platzsparende, wirtschaftliche Alternative stellen hybride Lösungen dar, die nicht nur Energieversorgungs- und Steueradern, sondern auch das Feedback-Signal in einer Leitung vereinen. Um alle relevanten Maschinendaten, Stellgrößen und Prozesswerte regeln und steuern zu können, muss die Verkabelung auch über länger Distanzen eine zuverlässige Echtzeitübertragungen im Gigabit-Bereich gewährleisten. Deshalb bedürfen solche hybride Einkabellösungen einer extrem störsicheren, durch doppelte EMV-Schirmung geschützten Konstruktion.

Potenzielle Störeffekte

Als ausgewiesener Experte in der Entwicklung und Fertigung von Spezialkabeln verfügt SAB Bröckskes über jahrzehntelange Erfahrung und Branchenkompetenz. Das ausschließlich "Made in Germany" am Stammsitz Viersen produzierende Unternehmen fertigt pro Jahr ca. 1.500 neue Sonderlösungen auch für kleine Losgrößen und kurze Kabellängen bis 300 Meter oder gar 100 Meter. Darüber hinaus zählt SAB Bröckskes zu den technologieführenden Lösungsanbietern für die industrielle Ethernetverkabelung und entwickelt auf dieser Grundlage auch anwendungsspezifische Produktserien für die Hybrid- und OCT-Verkabelung. Zu den besonderen Herausforderungen auf diesem Gebiet gehört die Vermeidung störender Reflexionen, die insbesondere bei längeren Kabelstrecken auftreten können. Des Weiteren kann eine zu hohe Dämpfung den Signalpegel reduzieren und die sichere Signalverarbeitung beeinträchtigen. Ein dritter potenzieller Störfaktor für die Signalübertragung besteht im einem falschen Wellenwiderstand. Im schlimmsten Fall können sich das Originalsignal und die Reflexion überlagern – mit der Folge, dass sich das Signal vom Endgerät nicht mehr auswerten lässt.

Unterschiedliche Standards

Seit Einführung der Hiperface-DSL-Servomotorleitungen zur digitalen Übertragung des Feedback-Signals haben sich verschiedene Einkabellösungen mit integrierter Ethernet-Leitung etabliert. Aktuell existiert kein einheitlicher Standard für die Signalübertragung, da jeder Hersteller von Servomotoren ein eigenes Kommunikationsprotokoll nutzt. Mit seinen kapazitätsarmen Hybrid-Motorenanschlussleitung der Serie SL 875 C führt SAB Bröckskes Verkabelungslösungen für SICK HIPERFACE DSL und HEIDENHAIN HMC6 im Sortiment. Adaptionen an andere Standards können auf dieser Basis bedarfsgerecht angefertigt werden. Die für HIPERFACE spezifizierte Modellvariante ist serienmäßig in zehn Ausführungen mit Außendurchmessern von 9,8mm bis 24,4mm erhältlich. Hinzu kommen vier Spezifikationen im HEIDENHAIN-Standard mit Durchmessern von 10,8mm bis 15,4mm.

Enge Biegeradien

Die von SAB Bröckskes entwickelten OCT-Servoleitungen zur Verbindung von Frequenzumrichter und Motor sorgen für eine vereinfachten Anschlusstechnik, reduzieren das Kabelgewicht und benötigen weniger Einbauraum in der Schleppkette. Damit die Leitungen selbst bei minimalen Aderquerschnitten bis AWG 30 – entspricht einem Aderquerschnitt von 0,057mm2 – hinreichend flexibel und stabil sind, um enge Biegeradien dauerhaft zu verkraften, braucht es besonders robuste und strapazierfähige Kabelmäntel. Ein minimaler Biegeradius bis unter 40mm ist erforderlich, damit sich die Hybrid-Motorleitungen auch für verwinkelte Bauräume und enge Kabeldurchführungen eignen und sich gut zur festen Verlegung beispielsweise innerhalb eines Schaltschranks nutzen lassen. Für hochdynamische Anwendungen in Schleppketten darf der Biegeradius hybrider Einkabellösungen sogar nur maximal das Zehnfache des Kabeldurchmessers betragen.

Niedrige Kapazitätswerte

Darüber hinaus sind bei Servoleitungen die isolationsbedingten Kapazitätswerte zu beachten, die sich aufgrund steigender Signalflanken immer stärker in Frequenzumrichtern auswirken, während die Kompensation aus Platzgründen sehr kompakt ausfallen muss. Umso größer die Kapazität des Kabels ist, Energie zu speichern, desto weniger Energie wird zum Motor geleitet und desto schädlicher wirkt sich die Reflexionswellenspannung am Motor aus. Um eine möglichst niedrige Kapazität zu erreichen, hat SAB Bröckskes die klassische PVC-Isolierung durch niederkapazitive Isolationswerkstoffe aus PE oder PP ersetzt. Zusätzliche kleine Schirmkapazitäten garantieren eine verlustarme Leitungsübertragung. Diese Lösung bewahrt Anwender davor, durch schlechte Betriebskapazitäten der Leitung an die elektrischen Grenzen des Umrichtersystems zu stoßen.

Symmetrischer Leitungsaufbau

Für einen optimalen EMV-Schutz verfügen die von SAB Bröckskes gefertigten Motor- und Servoleitungen über eine doppelte Schirmung aus Schirmgeflecht und einer Alu-kaschierten PE-Folie. Die Zweifach-Abschirmung gewährleistet einen störfreien Betrieb von Frequenzumrichtern. Durch eine symmetrische Verseilung mit aufgeteiltem Schutzleiter werden induktive Kopplungen reduziert. Zudem weist ein symmetrischer Aufbau mit gedritteltem Schutzleiter bei hohen Leistungen verbesserte EMV-Eigenschaften gegenüber einer vieradrigen Ausführung auf. Entscheidend für die Symmetrie sind der Ausgleich der Leiter über die gesamte Leitungslänge sowie ein kreisradialer Anschluss am Stecker. Während Motorleitungen immer beidseitig zu erden sind, muss bei Datenleitungen im Einzelfall geprüft werden, welche Erdungsweise geringere Kopplungen verursacht.

SAB-Leitungsaufbau
Symmetrische Motorenanschlussleitung mit verbesserter EMV-Eigenschaft und geringer Kopplung für verlustarme Leistungsübertragung an pulsumrichtergesteuerten Drehstromantrieben. (Bild: SAB BRÖCKSKES GmbH & Co. KG)

Fazit

Einkabellösungen für die integrierte Leistungs- und Datenübertragung in der Industrieautomation von SAB Bröckskes können für gepulste Leistungen bis 16kHz ausgelegt werden, verfügen über eine doppelte EMV-Schirmung und gewährleisten durch ihren symmetrischen Aufbau eine verlustarme Übertragung auch bei langen Kabelstrecken.

Über SAB Bröckskes

Das 1947 von Peter Bröckskes in Viersen als Einmannbetrieb für den elektrischen Anlagenbau gegründete Unternehmen zählt heute mit mehr als 550 Beschäftigten und einem in über 100 Ländern erwirtschafteten Umsatz von über 134 Mio. Euro zu den weltweit führenden Spezialkabelherstellern. Das Portfolio der SAB Bröckskes GmbH & Co. KG umfasst neben Kabeln und Leitungen in unterschiedlichsten Materialausführungen auch die Kabelkonfektionierung sowie messtechnische Lösungen. Mit seinen komplett am Stammsitz Viersen entwickelten und gefertigten Produkten beliefert das Unternehmen zahlreiche Branchen von der Industrieautomation und Kommunikationstechnologie über Hersteller von Bau- und Agrarmaschinen, die Bahn- und Schifffahrtstechnik bis zur Medizintechnik. SAB Bröckskes ist mit seinen internationalen Vertretungen und Tochterunternehmen global aufgestellt.

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