
Virtuelle Zwillinge werden künftig eine Schlüsselrolle bei der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen spielen. (Bild: Stock.Adobe.com - putilov_denis)
Welche Entwicklungen haben die Technologiebranche im vergangenen Jahr geprägt und was kommt auf Innovationstreiber in 2025 zu? Sabine Scheunert, Managing Director EUROCENTRAL bei Dassault Systèmes, erklärt, warum Mut, Neugier und Innovationskraft in Zeiten des Wandels angebracht sind und wie Unternehmen durch entschlossenes Handeln gestärkt aus schwierigen Zeiten hervorgehen können:
Das vergangene Jahr hatte es in sich: Erneut eine Zeit des Wandels - voller Herausforderungen, aber auch voller Möglichkeiten. Die Welt blieb weiterhin geprägt von geopolitischen Spannungen, wirtschaftlichen Unsicherheiten und Krisen. Wenn es eine Konstante gibt, dann die, dass sich innovative Technologien erfolgreich im Wettbewerb durchsetzen.
Denn all diese Veränderungen bieten immer auch zahlreiche Möglichkeiten für Innovation und Wachstum. Für Unternehmen in Europa wird es immer entscheidender, ihre Unabhängigkeit zu stärken – sei es in den Bereichen Energie, Rohstoffe oder technologische Innovationen. Mit dem klaren Ziel, im globalen Wettbewerb führend zu bleiben.
Zur Person: Sabine Scheunert
Sabine Scheunert ist seit Juni 2024 Vorsitzende der Geschäftsleitung von Dassault Systèmes für die Region EUROCENTRAL. In dieser Rolle ist sie verantwortlich für die Umsetzung der Unternehmensstrategie in Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn. Vor ihrem Wechsel zu Dassault Systèmes war Scheunert Vice President Digital & IT Sales/Marketing bei der Mercedes-Benz AG. Sabine Scheunert studierte Wirtschaftsmathematik in Bielefeld und Europäische Unternehmensführung an der deutschen Business School FDHW.
Sie stehen vor der Aufgabe, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen und ihre Zukunft auf Basis von mutigen Entscheidungen zu gestalten. Das vergangene Jahr hat uns auch gelehrt, dass es künftig entscheidend sein wird, entschlossen und nachhaltig zu handeln. Als starkes, vereintes Europa. Nur so können wir die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft sichern und gleichzeitig soziale und ökologische Verantwortung übernehmen.
Die Wahlen in den USA haben dies erneut verdeutlicht. Wir sollten dennoch zuversichtlich in die Zukunft schauen, aber immer auch verschiedene Szenarien für möglich halten. Das haben uns die letzten Monate erneut gezeigt.
Eine Schlüsseltechnologie als Werttreiber und Gamechanger
Auch für mich persönlich war das Jahr 2024 ein Jahr des Wandels. Seit meinem Einstieg bei Dassault Systèmes habe ich neue Perspektiven auf Zukunftstechnologien und die Bedeutung industrieller Vernetzung und Digitalisierung gewonnen. Der Wert von virtuellen Zwillingen, die weit mehr sind als „nur“ digitale Modelle, ist enorm.
Die Virtual Twin-Technologie ist eine Schlüsseltechnologie, die für Unternehmen gleichermaßen ein Werttreiber wie Gamechanger ist. Von Produktentwicklung und optimierte Produktion über innovative Stadt- und Infrastrukturplanung bis hin zum Gesundheitswesen: Sie unterstützt Unternehmen effizienter und nachhaltiger zu handeln.
Von der strategischen Planung bis zur Entscheidung: Virtual Twin-Technologie ermöglicht es, Prozesse vorab zu simulieren, zu verbessern und fundierte Entscheidungen zu treffen - dank Echtzeit-Daten aus IoT-Sensoren, Maschinen und Systemen sowie dynamischen Anpassungen durch maschinelles Lernen und autonome Systeme. Dadurch leistet die Schlüsseltechnologie einen bedeutenden Wertbeitrag zur Transformation und Wettbewerbsfähigkeit.
Viele Unternehmen setzen Virtual Twin-Technologie bereits erfolgreich ein. In der Automobil-, Luft- und Raumfahrtbranche sowie im Gesundheitswesen ist sie längst im Einsatz. Dennoch bleibt ein beträchtliches Potenzial ungenutzt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und nachhaltige Fortschritte zu erzielen, ist es jedoch erforderlich, dass Unternehmen in Europa die vielfältigen Potenziale dieser Technologie voll ausschöpfen.
Ein Herzensprojekt: Die Patientenversorgung der Zukunft
Im Gesundheitswesen hat der Einsatz von virtuellen Zwillingen bereits bahnbrechende Fortschritte ermöglicht. Ein Beispiel hierfür ist das Living Heart Project von Dassault Systèmes: Durch ein digitales Modell eines menschlichen Herzens können heute nicht nur Medikamente schneller, sicherer und ohne Tierversuche getestet, sondern auch chirurgische Eingriffe simuliert werden. So können die medizinischen Teams Operationen noch präziser planen, potenzielle Risiken identifizieren und die besten Behandlungsmethoden ermitteln – und das alles, bevor die OP beginnt. Dadurch werden Risiken erheblich reduziert und die Sicherheit der Patient:innen erhöht. Das Potenzial in diesem Bereich liegt auf der Hand – und mir persönlich am Herzen. Denn so verbessern wir das Leben vieler Menschen durch den Einsatz der Virtual Twin-Technologie nachhaltig. Und heben die medizinische Versorgung auf ein neues Niveau.
„Gehen wir ganz nach vorne, da ist noch keiner!“
Auch die Automobilindustrie profitiert vom Einsatz der Virtual Twin-Technologie. Die Branche, die derzeit weltweit mit großen Herausforderungen kämpft, benötigt dringend neue Impulse. Ich bin fest davon überzeugt, dass virtuelle Zwillinge und digitale Innovationsplattformen wie die 3DEXPERIENCE Plattform von Dassault Systèmes künftig eine Schlüsselrolle bei der Wettbewerbsfähigkeit der Branche spielen werden. Diese ermöglichen nicht nur Tests von innovativen Designs und verbessern Produktionsprozesse, sondern bieten auch entscheidende Möglichkeiten, um Innovationen in der Elektromobilität weiterzuentwickeln.
Für die deutsche Automobilindustrie ist es wichtiger denn je, ihrer einstigen Vorreiterrolle wieder gerecht zu werden und den digitalen Wandel aktiv zu gestalten. Nur so werden die deutschen Premiumhersteller im Wettbewerb mit asiatischen Weltmarktführern bestehen können. Das Credo „Gehen wir ganz nach vorne, da ist noch keiner!“ sollte künftig wieder der Maßstab des Handelns sein.
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Die Zukunft gehört den Mutigen
Denn, mit Blick nach vorne ist für mich eines klar: Die Zukunft wird aus Mut gemacht – und mit Technologien gestaltet! Wir stehen an einem entscheidenden Punkt, an dem nicht nur technologische Innovationen, sondern auch der Mut zu klaren, entschlossenen Entscheidungen notwendig ist. Das Jahr 2025 wird für viele Unternehmen ein richtungsweisendes Jahr, in dem strategische Entscheidungen über Erfolg oder Misserfolg bestimmen werden.
Die digitale Transformation schreitet schneller voran als je zuvor. Und das ist gut so! Rasante Entwicklungen in den Bereichen künstliche Intelligenz, Automatisierung und Virtual Twin-Technologie werden Geschäftsprozesse grundlegend und schnell verändern. Und so neue Maßstäbe für Effizienz und Nachhaltigkeit setzen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Europa im globalen Wettbewerb eine führende Rolle übernehmen kann – wenn wir den Mut haben, in unsere Stärken zu investieren und uns nicht scheuen, selbstbestimmt Innovationen voranzutreiben. Um technologische Standards zu setzen, Silodenken zu überwinden und nachhaltige Lösungen voranzutreiben, werden starke Netzwerke und kluge Kooperationen von entscheidender Bedeutung sein – sowohl zwischen Unternehmen als auch zwischen Staaten.
Nur wenn wir entschlossen zusammenarbeiten und unsere Stärken vereinen, kann Europa eine führende Rolle einnehmen für eine nachhaltige und innovative Zukunft. Denn ganz vorne, da ist noch keiner.