Wie auch das menschliche Gehirn ist Künstliche Intelligenz ein großer Energiefresser. Für Unternehmen bringt der Einsatz vor allem Generativer KI große neue Herausforderungen mit sich in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.

Wie das menschliche Gehirn ist auch Künstliche Intelligenz ein großer Energiefresser. Für Unternehmen bringt der Einsatz vor allem Generativer KI große neue Herausforderungen mit sich in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. (Bild: Stock.Adobe.com - Anime & Nature)

Generative KI (Gen AI) ist ein Gamechanger für viele Branchen – doch die Technologie kommt mit einem hohen Preis für die Umwelt. Eine neue Studie des Capgemini Research Institute zeigt: Der ökologische Fußabdruck von Gen AI wächst rasant, und viele Unternehmen erfassen diesen kaum. Das gefährdet nicht nur ihre Nachhaltigkeitsziele, sondern auch ihre Zukunftsfähigkeit.

Großer Fortschritt, großer Ressourcenverbrauch

Innerhalb eines Jahres hat sich der Studie zufolge der Einsatz von Gen AI in Unternehmen vervierfacht. Die Technologie beschleunigt Innovationen und steigert Effizienz – doch dieser Fortschritt kostet. Die Verarbeitung riesiger Datenmengen erfordert enorme Rechenleistungen, was zu einem deutlichen Anstieg des Energieverbrauchs führt.

Fast die Hälfte der befragten Führungskräfte sieht Gen AI bereits als Treiber steigender CO₂-Emissionen in ihren Organisationen. Prognosen zufolge wird der Anteil der durch KI verursachten Emissionen an den gesamten CO₂-Emissionen bis 2026 fast verdoppelt. Die Mehrheit der Unternehmen hat allerdings keine umfassende Strategie, um diesen Fußabdruck systematisch zu erfassen.

Nachhaltigkeit steht (noch) nicht im Fokus

Performanz und Skalierbarkeit stehen an der Spitze der Anforderungsliste bei KI-Projekten. Die Nachhaltigkeit liegt (noch) unter ferner liefen.
Performanz und Skalierbarkeit stehen an der Spitze der Anforderungsliste bei KI-Projekten. Die Nachhaltigkeit liegt (noch) unter ferner liefen. (Bild: Cap Gemini Research Institute)

Nur 12 Prozent der Unternehmen messen aktuell den ökologischen Fußabdruck ihrer Gen-AI-Anwendungen. Für die meisten Führungskräfte sind Leistung, Skalierbarkeit und Kosten entscheidender als Nachhaltigkeit. Nur jede fünfte Organisation berücksichtigt Umweltaspekte als wichtigen Faktor bei der Auswahl von Gen-AI-Modellen.

Dabei zeigt die Studie auch: Mehr als die Hälfte der Unternehmen ist sich bewusst, dass durch nachhaltigere Praktiken – etwa den Einsatz kleinerer KI-Modelle und erneuerbarer Energien – der ökologische Fußabdruck deutlich verringert werden könnte. Es fehlt jedoch an transparenten und einheitlichen Messmethoden sowie an Vorgaben seitens der Technologieanbieter.

Gen AI als Teil der Lösung?

Capgemini empfiehlt Unternehmen, den gesamten Lebenszyklus ihrer Gen-AI-Lösungen nachhaltiger zu gestalten. Konkret bedeutet das:

  • Vor Projektstart: Den tatsächlichen Mehrwert und den ökologischen Fußabdruck von Gen AI abwägen.
  • Technologieeinsatz: Energieeffiziente Modelle wählen und Infrastruktur durch erneuerbare Energien betreiben.
  • Monitoring: Den Ressourcenverbrauch durch KI kontinuierlich messen und optimieren.
  • Um diese Maßnahmen umzusetzen, brauchen Unternehmen jedoch die Unterstützung ihrer Technologiepartner – vor allem mehr Transparenz bei vortrainierten Modellen.

Interessant ist, dass viele Unternehmen bereits beginnen, Gen AI für Nachhaltigkeitsinitiativen zu nutzen. Beispiele sind die Materialoptimierung in der Industrie oder die Unterstützung bei ESG-Berichten. Zwei Drittel der Führungskräfte erwarten durch Gen-AI-Lösungen in den nächsten Jahren eine Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen um mehr als zehn Prozent.

Doch ohne fundierte Datengrundlage bleiben solche Erwartungen spekulativ. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, den ökologischen Fußabdruck von Gen AI verlässlich zu messen und branchenübergreifende Standards zu etablieren.

Nachhaltige Gen AI erfordert neue Governance-Ansätze

Capgemini plädiert für multidisziplinäre Governance-Modelle, um die Umweltauswirkungen von Gen AI zu minimieren. Dabei sollten alle Beteiligten – Unternehmen, Technologieanbieter, Regulierungsbehörden – gemeinsam Standards entwickeln und umsetzen.

Für Unternehmen, die Gen AI nachhaltig nutzen wollen, führt an einer systematischen Erfassung ihres ökologischen Fußabdrucks kein Weg vorbei. Denn nur so lassen sich die Potenziale der Technologie mit den Anforderungen an Klimaschutz und soziale Verantwortung in Einklang bringen.

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