
Mit der ELLA wird auf der XPONENTIAL Europe ein Forschungsschiff für die autonome Binnenschifffahrt zu sehen sein. (Bild: XPONENTIAL Europe / Mike Seidensticker)
Rund 8.000 Binnenschiffe transportieren derzeit Güter über Europas Flüsse und Kanäle. Die ersten von ihnen verkehren inzwischen ferngesteuert. Ein bundesweites Zentrum zur autonomen Binnenschifffahrt ist Duisburg. Dort ist das DST als Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme federführend beim Projekt „FernBin“ für ferngesteuertes, koordiniertes Fahren in der Binnenschifffahrt.
Messe für autonomen Systeme geht an den Start
Das DST ist mit dem 15 Meter langen Forschungsschiff ELLA Aussteller auf der Messe XPONENTIAL Europe, die vom 18. bis zum 20. Februar 2025 auf dem Düsseldorfer Messegelände erstmals stattfindet. Ein idealer Standort: Denn Deutschland ist der größte Markt für autonome Systeme in Europa und gehört zu den Technologieführern in diesem Bereich. Über die Ziele der neuen Messe hat Automation NEXT mit Malte Seifert, dem Leiter der XPONENTIAL Europe gesprochen. Es sagt: "Wir befinden uns in einer Phase, in der sich viele Bereiche der Autonomie und der unbemannten Systeme erst noch entwickeln müssen. Dementsprechend sollte es eine unabhängige Plattform geben, die Autonomie entlang aller Dimensionen der gesamten Wertschöpfungskette abbildet und den Austausch zwischen allen Bereichen der Industrie fördert. XPONENTIAL Europe soll diese Lücke schließen. "
Ferngesteuerte Binnenschifffahrt als Zukunftstechnologie
ELLA als autonom fahrendendes Forschungsschiff
Wie die Zukunft aussehen könnte, zeigt ELLA: Das DST-Forschungsschiff gilt als wegweisendes Projekt für das vollautomatisierte Manövrieren in Binnengewässern. Am Ende der Entwicklung, so das Ziel, wird das Steuerungssystem des Schiffes in der Lage sein, ein vorgegebenes Ziel eigenständig und sicher zu erreichen. Das innovative Wasserfahrzeug wurde vom DST im Rahmen eines vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten Forschungsvorhabens entwickelt und gebaut. Im Maßstab 1:6 ist der elektrisch betriebene Frachter der Nachbau eines Gütermotorschiffes - 15 Meter lang, 1,6 Meter breit und 6,5 t schwer. Ausgestattet ist ELLA mit Routern in Bug und Heck, sechs Ultraschallsensoren, zwei 3D-Kameras, GNSS-Satellitenempfang plus 4- und 5G-Konnektoren sowie einer AIS-Anbindung und einem Assistenzsystem zur Spurhaltung.
Seit der Taufe am 3. März 2023 wird ELLA mit Daten gefüttert. Schritt für Schritt lernt ELLA mithilfe von KI und anhand menschlicher Fahrweisen und eigener Fahrversuche, die geforderten Manöver zu planen und auszuführen. Im Mittelpunkt steht eine besondere Herausforderung für autonom navigierende Schiffe: Die Durchführung komplexer Manöver in engen Fahrwassern, etwa bei Hafen- und Schleusenmanöver. Sie sind im Unterschied zu Fahrten im Kanal oder auf Flüssen nicht linear in Planungsvorgaben zu beschreiben.
Die im Dezember angelaufene Testphase für erste An- und Ablegemanöver im Vinckekanal verlaufen vielversprechend, auch wenn Frédéric Kracht und sein Team wissen, dass der Weg zum Regelbetrieb noch weit ist. Zweifel hat er nicht: „Am Ende der geplanten Entwicklungen im Projekt ELLA werden wir einen großen Schritt weiter sein auf dem Weg zum vollständig autonomen Binnenschiff.“
Dass ELLA ihren Weg nach Düsseldorf antritt, freut ihn: „Der Erfahrungsaustausch im Kreis von Kolleginnen und Kollegen, die sich mit autonomen Systemen beschäftigten – egal, ob auf Wasser, Schiene, Straße oder Luft -, ist für uns von großer Bedeutung.“ Genau das sei das Ziel der XPONENTIAL Europe, sagt Malte Seifert, Director Metals & Autonomous Technologies der Messe Düsseldorf: „Technologie und Vernetzung von Projekten unterschiedlicher Verkehrsträger – genau darum geht es. ELLA ist ein Leuchtturmprojekt inmitten einer Region, die sich zu einem Forschungs- und Entwicklungszentrum für autonome Systeme entwickelt. Das zeigt auch, dass Düsseldorf der richtige Standort für eine Messe mit internationalem Anspruch ist.“