Herr Böttcher, Sie haben ja eine neue Klebstofftechnologie entwickelt. Da drängt sich natürlich die entscheidende Frage auf: Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Martin Böttcher, Produktmanager, Delo: Zunächst einmal stellt diese letzte Produktteilgruppe die Komplettierung unserer bestehenden Dual-Bond-Palette dar. Mit diesem Produkt haben wir jetzt als letzten chemischen Teilbereich auch die Zweikomponentenklebstoffe lichtfixierbar ausgestattet. Das heißt, dass die Idee dazu schon relativ lange bestand, nur war die Umsetzung bis vor wenigen Jahren noch nicht vorstellbar. Denn die Rohstoffe, die man dafür braucht, waren am Markt nicht verfügbar.
„Die Anwendung wird sicher kniffelig, aber zusammen mit unserer Beratung holt der Anwender die gesamten Vorteile des neuen Klebstoffs raus.“
Martin Böttcher, Produktmanager, Delo
2K-Klebstoffe: Neue Endaushärtung bei Raumtemperatur
Welche Vorteile bietet diese neue Technologie den Anwendern?
Die Anwender profitieren jetzt davon, dass sie zum ersten Mal eine Dual-Bond-Technologie für hohe mechanische und chemische Anforderungen zur Verfügung haben, die nicht mit einem zweiten Warmhärteschritt verbunden ist. Man spart viel Energie, indem man eine Endaushärtung bei Raumtemperatur nutzen kann. In vielen Fällen fragen die Kunden, ob sie den Warmhärteschritt auch bei geringerer Temperatur machen können. Diese Temperaturhürde entfällt jetzt mit der Raumtemperaturhärtung ganz. Das heißt die Kunden sind noch flexibler bei der Wahl ihrer Materialien, wenn sie an temperaturempfindliche Folien, Kunststoffe und Beschichtungen in Baugruppen denken.
Allerdings benötigt man jetzt eine Lichthärtung, die man dazwischenschalten muss.
Genau, der Lichthärteschritt ist jetzt optional noch hinzugekommen. Das bedeutet zunächst einmal einen zusätzlichen Prozessschritt, der aber ganz große Vorteile bietet im Hinblick auf die Durchlaufzeit, auf Taktzeiten und auch auf die Flächennutzung. So kann ich in der Produktion mit dieser kleinen Ergänzung der Lichtfixierung aus der gleichen Anlage einen wesentlich höheren Durchsatz herausholen.
Was ist 2K-Klebstoff? - Definition und Funktion
Zweikomponentenklebstoff, auch 2K-Klebstoff genannt, zählt zu den chemisch abbindenden Klebstoffen (Reaktionsklebstoffe), der aus zwei Komponenten besteht: Einem Harz, das als Binder fungiert (bestehend aus Epoxidharzen, Acrylatharzen und anderen Harzen) und einem Härter (Katalysator). Durch Vermischen der beiden Komponenten unmittelbar vor der Anwendung wird meist bereits bei Raumtemperatur die Aushärte-Reaktion gestartet. Zweikomponentensysteme härten durch chemische Reaktionen wie Polyaddition, Polykondensation und Polymerisation aus.
(Quelle: www.klebeprofi.net und Wikipedia)
Wie Anwender jetzt bei 2K-Klebstoffen Zeit sparen
Gibt es dazu beispielhafte Berechnungen?
Wenn es um die Zeitersparnis geht, kann man so kalkulieren: Wir haben momentan bei 2K-Klebstoffen eine Fixierung nach einer bis dreieinhalb Stunden. Diese lässt sich jetzt auf Sekunden reduzieren, das wäre also eine Verbesserung um ungefähr den Faktor 3600.
Sie haben vorhin gesagt, der Clou sei, dass jetzt hybride Module im Klebstoff auf die Lichtfixierung ansprächen. Könnten Sie das bitte kurz erklären?
Wir haben jetzt einen Hybrid-Rohstoff, der sowohl lichtfixierbar, also UV-lichtempfindlich, ist als auch in Schattenzonen mit dem Härter reagiert. Das heißt, dass wir eine garantierte Vernetzung aller reaktiven Gruppen haben. Damit erreicht man gleiche Eigenschaften in der Schatten- und in der belichteten Zone. Und wir verändern durch diese zusätzliche Lichtfixierung auch nicht die Eigenschaften des Basisklebstoffs.
Wir haben im Labor gesehen, wie Ihre Kollegin mit der neuen Technologie eine Welle auf eine Platte geklebt hat. Das Produkt war relativ schnell fest und ließ sich weiterverarbeiten.
Genau! Sie haben zwar noch nicht die endgültige Festigkeit, aber eine Fixierung der beiden miteinander verbundenen Bauteile, die in der Regel die weitere Bearbeitung oder weitere Prozessschritte, wie zum Beispiel den Transport oder eine Dichtheitsprüfung, direkt nach dem eigentlichen Fügen erlaubt. Früher musste man die Teile entweder vor Ort stehen lassen, womit man die Fertigung blockierte, oder man brauchte zusätzliche Halterungen oder Fixierungen, die man im Nachgang wieder entfernen musste.
Bei Ihrer neuen Technologie handelt es sich um einen Baukasten, hieß es vorhin. Was bedeutet das für den Anwender?
Wir produzieren ja über 20 Duopox-Produkte in Serie. Unsere neue Technologie, dieser Lichtfixiermechanismus, ist einfach ein Zusatz, mit dem wir alle vorhandenen Dopox-Produkte ausstatten können. Das heißt, dass unsere bestehenden Klebstoffe nachrüstbar sind, und zwar ohne dass gravierende Nachteile für den bisherigen Klebstoff entstehen. Wir können den Zusatz aber auch bei in Entwicklung befindlichen Produkten anwenden.
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