Das Unternehmen stiftet die Gussteile dem Dampfmaschinenverein Roßwein, der damit das technische Kulturgut aus dem Jahr 1931 vollständig restauriert. Der Dampfmaschinenverein plant, die „Lokomobile“ zum Schul- und Heimatfest der Stadt Roßwein, das vom 29.06. bis 05.07.2015 stattfindet, wieder in Betrieb zu nehmen.
Im Gegensatz etwa zu Dampf-Lokomotiven sind die Dampfmaschinen, die man Lokomobile nennt, nicht selbst-fahrend. Eine Lokomobile verfügt aber über Räder, sodass sie mit Pferden oder Ochsen zur jeweiligen Einsatzstelle gezogen werden konnte. Die bis 1976 betriebene Dampfmaschine der Firma Hofmann und Zinkeisen aus Zwickau wurde in der Filztuchfabrik C. H. Thomas in Lengenfeld/Sachsen für den Antrieb diverser Textilmaschinen genutzt. Für den nötigen Antrieb sorgten 80 PS Leistung und ein knapp drei Meter messendes Schwungrad. Dessen Lagerschalen waren aber nun so weit verschlissen, dass sie der Dampfmaschinenverein nicht mehr aufarbeiten konnte. Die Spezialisten von ACTech haben die Gleitlager darum nachgefertigt.
Zur originalgetreuen Reproduktion der Gleitlager nutzte das Unternehmen modernste Verfahren: Das Lasersintern von Croning-Formstoff und das Formstofffräsen sind zwei Rapid-Prototyping-Technologien zur modelllosen Formherstellung, die ACTech selbst entwickelt hat. Für gewöhnlich fertigt das Gießerei-Unternehmen anspruchsvolle Prototypen von hoch belasteten Gussteilen, etwa Zylinderköpfe für die neuesten Motorengenerationen. „Es war schon etwas ganz Besonderes, diese alten Bauteile mit unserer modernen Gusstechnik aufleben zu lassen“, berichtet Dipl.-Ing. Christian Benner, Projektleiter Gussteile bei ACTech. Und Dipl.-Ing. Norbert Demarczyk, Mitglied der Geschäftsführung und Fertigungsleiter, ergänzt: „Als der Verein uns um Hilfe bat, mussten wir nicht lange überlegen. Selbst im Prototypenguss sehen wir so ein Projekt wirklich selten.“
ACTech hat die neu angefertigten Gussteile gestiftet. Mit ihnen kann der Dampfmaschinenverein Roßwein eine einmalig erhaltene historische Dampfmaschine – die Lokomobile von 1931 – wieder instand setzen. „Als Dampfmaschinenverein liegen uns der Erhalt und die Pflege der Technik besonders am Herzen“, sagt Vereinsvorsitzender Dieter Kranz. „Daher freuen wir uns, der Öffentlichkeit die Maschine wieder unter Volldampf zu präsentieren“. Der Verein plant ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Fotostrecken zu den Restaurierungsarbeiten der letzten Jahre, weiteren Dampfmaschinenmodellen sowie der Vorführung historischer Handwerke.
Zur Reproduktion der Gleitlager fertigte das Gießerei-Unternehmen durch direktes Formstoff-Fräsen zunächst eine Standform mit sehr hoher Konturtreue für die Lagerschalen. Im Lasersintern-Verfahren wurden die formgebenden Kerne der neuen Lagerbuchsen aus Formsand und mit Genauigkeiten im Mikrometerbereich aufgeschichtet. Da das Radiallager der Dampfmaschine ohne Schmierstoff arbeitet, nutzte ACTech für den Guss der Gleitlagerschalen eine selbstschmierende Zinn-Kupfer-Antimon-Legierung (Weißmetall), die durch ihren geringen Reibungskoeffizienten eine maximale Lebensdauer erreicht. Gleitlager aus Weißmetall sind Standard in schnelllaufenden Maschinen wie Turbinen oder Schiffsdieselmotoren, die mit ihren großen Radial- und Axialkräften hohe Belastungen an den Kontaktinnenflächen von Lagern erzeugen.