David Hahn war ein ganz normaler Teenager in den 1990ern. Er tat alles, was Jungs in dem Alter tun: Angeln, Fußball spielen und eine fast schon exzessive Leidenschaft für ein bestimmtes Thema entwickeln. In Davids Fall waren das aber nicht Computerspiele oder Pokemon, David entwickelte eine Leidenschaft für Chemie – genauer für chemische Reaktionen. Das führte dazu, dass der 17-jährige gerne Sachen in die Luft sprengte. Sehr zum Leidwesen seiner Eltern, die ihn nach mehrmaligem völligen Zerstören seines Kinderzimmers pragmatischerweise im Keller unterbrachten.
Nachdem er einen Chemiebaukasten seines Vaters aus den 1950er Jahren gefunden hatte, machte er es sich zur Aufgabe jedes einzelne Experiment daraus nachzubauen. (Jetzt muss man wissen, dass die 1950er ein bisschen speziell waren, was „kindgerechtes Spielen“ betrifft und der Chemiebaukasten einige Inhalte bereitstellte, die heute nicht mehr ohne ein nervöses Zucken des BKA zu bekommen sind.) Das ging so weit, dass der interessierte David es sich zur Aufgabe gemacht hat, ALLE Elemente des Periodensystems zu sammeln (Sammelleidenschaft – auch so ein Ding von Jugendlichen).
In dieser Sammelleidenschaft hat er eine Faszination für radioaktive Elemente und Marie Curie entwickelt. Während er also fleißig Elemente sammelte, musste er bei seiner lokalen Pfadfindertruppe Auszeichnungen (sog. Merit-Badges) erwerben. Eine dieser Auszeichnungen war der „atomic energy badge“ – ja, genau.
Um diesen erfolgreich zu erwerben, musste der angehende Eagle-Scout (höchster Rang bei den US-amerikanischen Pfadfindern) David was tun? Genau – ein Modell eines Atomreaktors bauen. Seine Liebe zur Atomkraft (und Marie Curie) ließ ihn dann aber so richtig kreativ werden… Man ahnt, was jetzt kommt. Richtig, der 17-jährige David will einen funktionierenden Atomreaktor bauen:
Also ab zum Baumarkt und Rauchmelder, Camping-Laternen und Pistolen-Nachtvisiere gekauft. Auf dem Weg dahin ein kurzer Zwischenstopp beim Antiquitätenhändler, wo David den einen und anderen Wecker aus Opas Nachlass erworben hat.
Aus den Rauchmeldern extrahierte er Americium, aus den Laternen Thorium und die Nachtvisiere sind eine super Quelle für Tritium. Die im dunklen leuchtenden Zeiger der alten Wecker sind mit Radium bemalt. Top! (Ja, unsere Großeltern hatten Radium neben dem Kopf – jede Nacht!)
David fand die Wecker übrigens als sein Geigerzähler ausschlug, als er neben dem Antiquitätenladen vorbeifuhr.
Um die Thorium-Asche zu reinigen, nutzte er das Lithium aus Akkus und den Bunsenbrenner aus dem Chemiebaukasten.
Jetzt hatte unser junger Konstrukteur genug Material beisammen, um einen Brutreaktor zu bauen. Also einen Kernreaktor, der nicht nur Energie, sondern gleichzeitig auch weiteres spaltbares Material erzeugt.
Darf ich in Deutschland einen eigenen Atomreaktor bauen?
In Deutschland darf kein eigener Atomreaktor gebaut werden. Die Nutzung der Kernenergie unterliegt strengen gesetzlichen Bestimmungen und ist streng reglementiert. Der Betrieb eines Atomreaktors bedarf einer besonderen Genehmigung nach dem Atomgesetz und den Vorgaben der atomrechtlichen Aufsichtsbehörden. Nach dem Atomgesetz ist die Errichtung und der Betrieb eines Atomreaktors in Deutschland nur mit einer besonderen Genehmigung zulässig. Diese Genehmigung wird von den zuständigen atomrechtlichen Aufsichtsbehörden erteilt, die bei den jeweiligen Bundesländern angesiedelt sind. Darüber hinaus regelt das Atomgesetz die sicherheitstechnischen Anforderungen an den Betrieb von Kernkraftwerken, den Umgang mit radioaktiven Stoffen, die Beförderung von Kernbrennstoffen und die Entsorgung radioaktiver Abfälle. Neben dem Atomgesetz gibt es weitere Rechtsvorschriften, die den Bau und Betrieb von Kernkraftwerken betreffen, wie zum Beispiel die Strahlenschutzverordnung, das kerntechnische Regelwerk und die allgemeinen Verwaltungsvorschriften zum Atomgesetz. Fazit: Diese Gesetze und Verordnungen regeln den Bau und Betrieb von Atomreaktoren in Deutschland und dass der Bau und Betrieb eines Atomreaktors ohne Genehmigung sowohl rechtlich als auch aus Sicherheitsgründen nicht zulässig ist.
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Sein Plan war, dass das Americium und das Radium im Kern seines Reaktors das Thorium im Mantel zu Uran brüten sollte. Und dann (nach einigen Durchgängen) das Uran zu Plutonium.
Plutonium!
Aber keine Sorge, der Junge wusste ja war er tat: Der Reaktor in der Holzhütte im elterlichen Garten war durch mehrere Schichten Panzertape abgeschirmt.
David war allerdings der Meinung, dass das alles nicht funktionierte, bis sein Geigerzähler immense Strahlung anzeigte. Fünf Straßenzüge von zu Hause weg.
Nun kam David endlich der Gedanke, dass seine Idee zwar funktionierte, aber nicht allzu clever war. Er beschloss, seinen Reaktor ins Auto zu packen und ihn irgendwo außerhalb zu vergraben. Allerdings kam er nur eine zufällige Polizeikontrolle weit. Der Polizist wird nicht schlecht gestaunt haben, als ihm der Junge verraten hat, was er da durch die Gegend fährt.
Ums kurz zu machen: Niemand wusste, was David im Schuppen getrieben hat. Niemand wusste, dass es funktioniert und niemand wusste, wie gut es funktioniert hat.
Die Strahlungsbeauftragten der Regierung haben – nachdem sie sich beinahe ein Jahr nicht in die Hütte getraut haben – herausgefunden, dass es SEHR, SEHR gut funktioniert hat. Sie haben die Hütte und 1 Meter Boden des elterlichen Gartens abgetragen. Die Hütte, die Erde und Davids Reaktor befinden sich heute in einem atomaren Endlager in Utah.
Den „atomic energy badge“ hat er sich jedenfalls redlich verdient. Kurz nachdem sein „Labor“ abgebaut wurde, stieg er in den Rang eines Eagle Scouts auf.