Herr Kowalski, wo liegt der Vorteil für den Bewerber, wenn er zu Ihnen kommt anstatt sich direkt an einen Arbeitgeber zu wenden?
Der Vorzug liegt darin, dass wir uns erst einmal mit dem Kandidaten unterhalten können, um auch ein Gefühl dafür zu bekommen, was er denn wirklich machen möchte. Also wo seine Schwerpunkte liegen, was er an Aufgaben, Unternehmenskultur und Entwicklungsmöglichkeiten erwartet. Wir sind ja schon seit langer Zeit am Markt aktiv: Es gibt uns in Deutschland seit 1995. In dieser Zeit haben wir uns einen sehr engen Kontakt zu den meisten großen Unternehmen und auch zu vielen Mittelständlern aufgebaut. Wir können dann aus dem Gespräch mit dem Ingenieur heraushören, welches Unternehmen passen könnte. Wir sind also in der Lage, schon am Anfang einen sehr guten Match hinzubekommen, zwischen dem, was der Ingenieur von seinem Job erwartet und dem, was die Unternehmen zu bieten haben.
Das geht ja schon in Richtung Stärkenprofil …
Ja, und auch in Richtung Marktübersicht. Der Markt ist ja schon sehr umfangreich, gerade wenn man auch noch größere mittelständische Unternehmen dazu nimmt. Da gibt es schon mehrere tausend Möglichkeiten, über die man als Einzelner gar keinen Überblick haben kann.
Was raten Sie: Soll jemand, der mit seinem aktuellen Arbeitsplatz unzufrieden ist, besser ein passendes Stellenangebot abwarten oder von selbst aktiv vorgehen?
Ganz am Anfang ist es wichtig, erst mal zu analysieren, warum man beim aktuellen Arbeitgeber unzufrieden ist. Dann sollte man zuerst die Möglichkeit nutzen, ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten oder der Personalabteilung zu suchen, um im eigenen Unternehmen eine Änderung herbeizuführen. Wobei die Gründe für die Unzufriedenheit ja sehr mannigfaltig sind. Wenn man dann zu dem Entschluss kommt, dass es keinen Sinn hat und man wechseln will, würde ich mich aktiv umschauen. Dann könnte man beispielsweise auch auf einen Personaldienstleister wie Hays zugehen. Dabei kann derjenige darauf vertrauen, dass wir das Ganze vollkommen vertraulich behandeln.
Sie sind also ein Multiplikator bei der Stellensuche?
Genau! Der Kandidat sagt uns, was er gerne möchte. Sowohl fachlich als auch kulturell, also das gesamte Paket, das ihm bei seinem nächsten Job wichtig ist. Und wir schauen dann natürlich auch, wie es fachlich bei ihm aussieht, und wie seine Gehaltsvorstellung und die Flexibilität ausschauen.
Und wie geht es dann weiter?
Wir schauen dann, dass wir ihm interessante Positionen anbieten können.Wir haben ja von den Unternehmen Anfragen bekommen hinsichtlich der offenen Positionen. Diese gleichen wir mit dem Kandidaten ab. Falls keine Stelle passt, wird seine Suche entsprechend hinterlegt und er wird kontaktiert, sobald wir etwas rein bekommen, das auf ihn passen würde. Teilweise gehen wir sogar aktiv auf die Unternehmen zu, wenn wir sehr interessierte Kandidaten haben, und fragen nach der Möglichkeit für ein unverbindliches Gespräch. Hier promoten wir unsere Kandidaten aktiv, wenn das von ihnen gewünscht wird.
Manchmal sind Stellen bei der Konkurrenz ausgeschrieben, was ja immer ziemlich heikel ist. Wie kann der wechselwillige sicherstellen, dass er keinen Schiffbruch erleidet?
Wir sprechen vorher mit dem Kandidaten ab, bei welchen Unternehmen wir ihn ins Spiel bringen wollen. Andersherum hat der Kandidat jederzeit die Möglichkeit zu sagen, wo er nicht ins Spiel gebracht werden möchte. Bei Wettbewerbern muss man wirklich sehr vorsichtig sein und noch mal Rücksprache nehmen, ob man das Profil vorlegt oder nicht.
Kommen wir mal zu einem anderen Punkt: Was sind denn die größten Fauxpas, die Kandidaten im Bewerbungsverfahren passieren?
Das fängt schon damit an, dass die Bewerbungsunterlagen unvollständig oder fehlerhaft sind. Das heißt, man sollte sich im Vorfeld ganz genau darüber informieren, welche Infos das Unternehmen haben möchte. Sollte ich mich auf dem klassischen Wege per Post bewerben oder wird auch eine Online-Bewerbung für gut befunden? Dann sollte man die Unterlagen sorgfältig zusammenstellen. Und zusehen, dass auch im Anschreiben keine Rechtschreibfehler vorhanden sind. Die Standards eben.
Klingt etwas banal …
Ja, aber hier trennt sich häufig schon die Spreu vom Weizen. Dann sollte das Anschreiben wirklich unternehmensspezifisch gewählt werden. Das heißt, man sollte ganz konkret auf die Stellenbezeichnung eingehen, auf die man sich bewirbt und sollte auch herausstellen, warum man Interesse hat und warum man dafür geeignet ist. Alles kurz und prägnant. Was Unternehmen gar nicht gut finden, ist, wenn man sieht, dass es sich um ein Standardanschreiben handelt. Außerdem ist wichtig, dass man ein professionelles Bild beilegt und nicht etwa ein Urlaubsbild. Und dass die ganze Mappe einen professionellen Eindruck macht.
Also im Prinzip üben, üben, üben?
Ja, und vor allem das Vieraugenprinzip ist ganz wichtig. Dass man also jemand anderes auch noch einmal über die Bewerbung drüber schauen lässt.
Was sind weitere Fehler, die gerne gemacht werden?
Dass man sich gar nicht wirklich mit dem Unternehmen beschäftigt. Wie bei allen Dingen ist eine absolut gute Vorbereitung das A&O. Dazu würde ich die Homepage besuchen und mir einige Sachen anschauen. Ich würde das Unternehmen auch mal googeln und in sozialen Netzwerken wie Xing schauen, welche Mitarbeiter dort vertreten sind. Vielleicht ist das ja ein alter Kommilitone oder ein ehemaliger Bekannter, der da mittlerweile arbeitet. Den würde ich auch noch fragen. Und im Vorfeld schon mal durchspielen, welche Fragen dran kommen könnten und wie ich darauf antworten würde. Man kann auch das Bewerbungsgespräch mit der Frau oder einem Freund simulieren, um Sicherheit zu bekommen.
Die Fragen stellte Angela Unger, Redaktion
Gut vorbereiten und die Katze im Sack vermeiden
Selbstmarketing – sich wie ein Produkt verkaufen: Einen 32-seitigen Leitfaden mit „Tipps für stellensuchende Ingenieurinnen und Ingenieure“ hat der VDI herausgegeben. Er enthält zahlreiche Tipps, beispielsweise für die Selbstreflektion vor der Jobsuche oder das Zusammenstellen der Bewerbungsmappe, ein Musteranschreiben für die Stelle eines Projektingenieurs sowie ein Lebenslaufmuster. Auch darunter: zehn mögliche Fragen im Vorstellungsgespräch und die richtigen Antworten darauf, einen Überblick über die reguläre Dauer des Bewerbungsverfahrens, Hinweise, wie man die typische Klippen im Vorstellungsgespräch umschifft oder ein Straucheln sympathiebringend nutzt sowie Tipps zur Gehaltsverhandlung. Den Leitfaden finden Interessierte unter www.vdi.de.
Gehaltsanalyse – bekommen, was man wert ist: Einen Überblick über die durchschnittlichen Ingenieursgehälter und Einstiegsvergütungen der letzten zehn Jahre liefert die Internetseite www.ingenieurkarriere.de. Dort besteht auch die Möglichkeit, an einem kostenfreien Gehaltstest teilzunehmen, um zu prüfen, ob man angemessen entlohnt wird. Außerdem finden sich auf der Seite Übersichten mit der geografischen Verteilung der Ingenieure, die anzeigt, welche Vertreter der verschiedenen Fachrichtungen sich in welchen Regionen tummeln
Arbeitgebertest – die Chemie schon vorher eruieren: Wer wissen möchte, ob ein potenzieller Arbeitgeber die eigenen Ansprüche in puncto Aufgaben, Arbeitsklima und -bedingungen, Karrieremöglichkeiten und Work-Life-Balance erfüllen wird, kann sich auf dem Bewertungsportal www.kununu.com vorab ein Bild machen. Mitarbeiter und Bewerber schreiben dort, ob einen dröge Aufgaben im saunaartigen Großraumbüro mit mobbenden Kollegen oder spannende Projekte im netten Team und gute Weiterentwicklungsmöglichkeiten erwarten.