An- und ausschalten,

Wer seinen Chef gut kennt, kann dessen sprichwörtliche Knöpfe drücken, (Bild: Pixabay)

Zu forsch, empathielos und intransparent – aktuelle Umfragen zeigen, dass 91 Prozent der Deutschen mit der Führung in ihren Unternehmen unzufrieden sind. Mit seinem Chef hart ins Gericht zu gehen, ist in Mode gekommen. Gleichzeitig ist bei vielen Arbeitnehmern in den vergangenen 20 Jahren nachweislich die Bereitschaft gesunken, selbst verantwortungsvolle Posten zu übernehmen.

Jede Person bietet Angriffsflächen – Vorgesetzte bilden keine Ausnahme. Ein schneller Jobwechsel aufgrund der Unzufriedenheit mit dem eigenen Chef will daher sehr gut überlegt sein, denn auch eine neue Stelle wird entsprechende Herausforderungen bieten. Wichtiger, aber ungleich schwieriger ist die Aufgabe, die wenigen Stärken seines Chefs herauszufinden. Dabei kommt es genau auf sie an, um miteinander produktiv arbeiten zu können. Auch Chefs brauchen Erfolg – jeder, der dabei hilft, wird unterstützt sowie gefördert und befördert. Außerdem gilt: Wer viel von seinen Vorgesetzten erwartet, sollte auch fair im Umgang mit ihnen sein. Dabei erleichtern fünf goldene Regeln das tägliche Miteinander.

Erste Regel: kontinuierliche Kommunikation

Regelmäßige Meetings bieten die Gelegenheit für systematisches Feedback in der Arbeitsbeziehung. Grundsätzlich ist für die gegenseitige Verständigung das Prinzip von Auftragsbestätigung und Abschlussmeldung von immenser Bedeutung. Daher empfiehlt es sich, Gespräche mit Vorgesetzten schriftlich festzuhalten und dies bestätigen oder korrigieren zu lassen. Regelmäßige Statusberichte zu laufenden Aufgaben oder deren Beendigung helfen, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen.

Zweite Regel: Effizienz bewahren

Wer führt, sitzt in der Regel an verschiedenen Schnittstellen eines Unternehmens und ist stark eingespannt – nicht selten beklagen Mitarbeiter deswegen die mangelnde Aufmerksamkeit ihrer Chefs. Gerade deswegen sollten Gespräche mit Vorgesetzten professionell vorbereitet werden, indem Sinn, Zweck, Zeitbedarf sowie die Art der benötigten Unterstützung schon bei der terminlichen Vereinbarung frühzeitig angezeigt werden. Falls möglich, sollten Arbeitnehmer im Vorfeld ein Arbeitspapier erstellen. Es enthält die zu behandelnde Problemstellung sowie mögliche Lösungsvorschläge als Diskussionsgrundlage zur Entscheidungsfindung.

Dritte Regel: Überraschungen vermeiden

Probleme sollten Vorgesetzten nicht verheimlicht oder verschwiegen werden – je früher Team-Mitglieder sie darüber in Kenntnis setzen, desto besser. Das hilft nicht nur, sich selbst zu entlasten, sondern auch, den Handlungsrahmen zu erweitern. Denn gemeinsam sind beide Parteien besser in der Lage, neue Lösungsoptionen zu erarbeiten oder Ressourcen zu mobilisieren.

Vierte Regel: nie unterschätzen

Vor allem jüngere oder akademisch ausgebildete Mitarbeiter neigen dazu, ältere beziehungsweise akademisch ungebildete Vorgesetzte zu unterschätzen. Fachlich erfahrene Mitarbeiter lassen es bei weniger versierten Chefs bisweilen an Respekt mangeln, weil sie sich selbst überschätzen. Dabei vergessen sie, dass der Vorgesetzte meist am längeren Hebel sitzt und über die Mittel- und Machtkontrolle in einer Abteilung oder gar im Unternehmen verfügt. Wer andererseits seinen Chef überschätzt, wird früher oder später enttäuscht werden – weil wir schließlich alle nur Menschen sind.

Fünfte Regel: genau beobachten

Vorgesetzte sind Individuen und haben das Recht auf eine spezifische Behandlung. Deswegen ist es wichtig herauszufinden, wie die einzelne Person tickt. Folgende Fragen sind dabei zu beachten:

  • Ist der Chef ein auditiver oder visueller Mensch, der lieber Vorträge hört oder Akten studiert?
  • Sollen Informationen eher lang und detailliert oder lieber kurz und knapp aufbereitet werden?
  • Steht die Arbeit im Vordergrund oder sind auch zwischenmenschliche Beziehungen ein Thema?
  • Handelt es sich um eine Person, die starke Kontrolle ausübt oder starkes Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeiter setzt?

Über den Autor

Dr. Mehran Khazami,
Dr. Mehran Khazami, (Bild: DK International Akademie)

Dr. Mehran Khazami ist Gründer und Inhaber der DK International Akademie in München. In dieser Funktion leitet er die Entwicklung des Instituts und hält auch selbst Kurse zum Personal Change Management.

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