Sie sind im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) aktiv. Was ist das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand?
Das ZIM-Programm ist das Basis-Programm des Bundeswirtschafsministeriums zur Förderung innovativer Mittelständler. Ich betreue hier den Süden und manage sozusagen die erste Phase des ZIM-Antrages.
Seit wann gibt es das ZIM und wer wird gefördert?
Unter unterschiedlichen Namen wird es immer wieder neu aufgelegt und besteht schon seit über 20 Jahren. Es werden Unternehmen bis 50 Millionen Euro Umsatz und 250 Mitarbeitern gefördert. Aber das ZIM-Bundesprogramm geht darüber hinaus bis zu 500 Mitarbeitern. Dabei ist es egal, aus welcher Branche die Unternehmen kommen. Es werden generell technische Innovationen unterstützt.
In welchem Umfang werden diese technischen Innovationen gefördert?
Mittelständler müssen oft innovativ sein. Es fehlt ihnen aber an Zeit und Mittel, ihre Ideen auf den Weg zu bringen. Genau dort setzt das ZIM-Programm an und stattet die Unternehmen, wenn sie sich innovativ auf den Weg machen, mit einem Zuschuss aus.
Ist das nur ein Geldzuschuss oder sind Sie auch beratend tätig?
Wir sind auch beratend tätig. Aber das findet außerhalb des geldlichen Zuschusses statt. Durch Zuschussmittel können solche Beratungen nicht bezahlt werden. Wir arbeiten ausschließlich erfolgs- und provisionsorientiert und orientieren uns prozentual an den geflossenen Mitteln.
Wie hoch ist die Förderung?
Prinzipiell werden Projekte bis zu 380.000 Euro gefördert, wobei der Zuschuss bis zu 50 Prozent betragen kann.
Woran macht sich die Höhe der Förderung fest?
Die Unternehmen projektieren die ganze Geschichte und rechnen zum Beispiel die Gehälter der benötigten Ingenieure und Mitarbeiter zusammen. Diese Kosten bezuschusst dann das Bundeswirtschaftsministerium nach Nachweis.
Das heißt, die Firmen rechnen vierteljährlich mit einer vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragten Institution ab. Und dann werden ihnen in sieben bis 14 Tagen bis zu 50 Prozent der Summe überwiesen. Falls die realen Kosten die geplanten Kosten übersteigen, kann jederzeit ein zweiter Antrag eingereicht werden. Vor allem, wenn noch eine andere Innovation angedacht ist.
Welche Projekte werden gefördert?
Das sind technische Innovationen, bei denen am Ende idealerweise ein haptisches Produkt steht. Es wird also etwas Neues erfunden, das man anfassen und verkaufen kann. Obwohl zwischenzeitlich immer mehr Software in den Produkten steckt, ist Software beim ZIM-Programm ein ganz schwieriges Thema. Man kann hier nicht genau sehen, was produziert wurde. Daher ist es äußerst kompliziert, hier eine Förderung durchzukriegen.
Technische Produkte, technische Verfahren oder technische Dienstleistungen aller Art wie bestimmte Mess- oder Prüfverfahren können gefördert werden. Aber dabei muss das neue Produkt den Stand der jeweiligen Entwicklung übertreffen, also innovativ sein. Nicht nur eine neuartige Kombination bestehender Technologien. Es muss einfach ein Schritt in eine neue Richtung sein.
Was sind meine ersten Schritte, wenn ich als Unternehmen gefördert werden will?
Das Unternehmen sucht sich gewöhnlich einen Berater, weil die Tücken der Antragsstellung vielfältig sind. Da kann man sehr vieles falsch machen, etwa in der Logik oder im Nachweis. Man kann hier einfach Pech haben, indem man sich nicht verständlich ausdrückt. Da ist es schon gut, wenn man einen Berater hat, der einen auf den Weg hilft, die Denke der Gutachter und die Logik des ganzen Prozesses kennt.
Für gewöhnlich bieten Berater ihre Hilfe an und unterstützen bei der klaren Ideenskizze. Es geht auch darum, ob es die Idee schon gibt. Außerdem muss man sich fragen, ob für die Idee überhaupt ein Markt besteht, ob Chancen oder ob Risiken bestehen. Zu diesen Arbeitspaketen gehört dann noch eine gewisse Planung, die dann am Ende ein zeitliches Ergebnis bringt. Das gehört alles in den Antrag.
Wie viel Zeit muss ich von der Antragseinreichung bis zur Bewilligung einplanen?
Die Antragserstellung dauert schon eine gewisse Zeit. Die von der Bundesregierung beauftragten Einrichtungen entscheiden innerhalb von rund drei Monaten. Dabei können die Anträge jederzeit gestellt werde. Aber derzeit nur maximal zwei Mal im Jahr.
Welche Tipps gibt es bei der Antragseinreichung?
Die Antragssteller dürfen ruhig groß und visionär denken, weil dieses Programm ja gerade solche Innovationen unterstützt. Die Idee braucht noch nicht einmal sehr konkret zu sein. Wir und die Berater helfen auch bei der Idee und Ausformulierung, sodass da ein Schuh daraus wird.
Wie wird das Programm von den Mittelständlern angenommen?
Es gibt da verschiedene Unternehmensarten: Die einen kennen das Programm schon und sind Dauerkunden. Diese machen im Laufe der Zeit die Antragsstellung auch selbst, wenn sie dann selber schon fast Beraterkompetenz aufgebaut haben. Andere Unternehmen kennen das nicht. Die Dritten glauben, so etwas geht nur in Kooperation mit Hochschulen. Warum? Weil die Hochschulen natürlich enorm fleißig sind, diese Programme kennen und sich auf die Antragsstellung und Beschaffung von Drittmitteln verstehen. Es gibt Einzelprojektförderung, Kooperationen und die Förderung ganzer Netzwerke. Da müssen dann mindestens sechs Unternehmen und ein Netzwerk-Koordinator beteiligt sein.
Dann ist das Programm ganz schön vielfältig.
Das Programm wird von den Unternehmen sehr gelobt, weil hier ein Stück Innovationsgeist und Unternehmergeist gefördert wird. Und das Ganze wird dann noch vom Ministerium gepusht, das auch gewisse Interessen verfolgt. Sie haben sehr genau begriffen, dass innovative Mittelständler mit der Zeit Arbeitsplätze generieren, die wiederum mit Steuerzahlungen verbunden sind.
Haben Sie den Eindruck, dass mittelständische Unternehmen beziehungsweise Unternehmen allgemein solche Förderprogramme wenig nutzen?
Ja, auf jeden Fall. Warum, ist auch ganz klar: Die Antragsstellung ist schlimmer als eine Steuererklärung, unglaublich trocken und demotivierend. Und dann kommt möglicherweise der Antrag mit einigen Fragen zurück, die man ohne großen Aufwand nicht beantworten kann. Deswegen sind viele Unternehmen abgeschreckt.
Aber eigentlich sollte man dieses Verfahren vereinfachen, wenn Deutschland im Industrie-4.0-Rennen weiter vorne sein will …
Das ZIM-Verfahren ist vergleichsweise einfach. Die EU-Anträge sind eine völlig andere Liga. Das ist richtig richtig kompliziert.
Wie viele Mittelständler nutzen das ZIM?
Da muss man erst einmal selektieren, ob diese Mittelständler eine Innovation haben oder nicht. Das ist gar nicht so selbstverständlich, weil viele Unternehmen erst auf Kundenauftrag hin innovativ werden.
Viele sind einfach Auftragnehmer, wo ein Kunde nach einer bestimmten Anlage fragt. Das ist dann zwar eine neue Anlage, aber keine technische Innovation. Aber von den Unternehmen, die infrage kommen, nutzen das sehr wenig, ich denke im einstelligen Prozentbereich. Viele Unternehmen kennen das Programm gar nicht und können sich auch nicht vorstellen, warum der Bund so etwas fördern soll.
Haben Mittelständler Angst, dass ihre Innovationen geklaut werden?
Ja, das kommt vor. Aber diese Angst ist mit Vertraulichkeitsvereinbarungen sehr leicht aus der Welt zu räumen. Seriöse Anbieter bieten von Haus aus schon mal eine Verschwiegenheit an.
Das ZIM-Programm
Das ZIM ist ein bundesweites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm für mittelständische Unternehmen und mit diesen zusammenarbeitende wirtschaftsnahe Forschungseinrichtungen.
Mit Bundesmitteln unterstützt, finden an unterschiedlichen Orten spezielle Kurzseminare zur Innovationsentwicklung und -förderung für Mittelständler statt. Weitere Infos auf Anfrage bei Herrn Matthias Lung unter 0175 / 20 15 793.