Während die anderen Leitmessen der Hannover Messe mit sexy Themen wie Cobots und künstlicher Intelligenz auftrumpfen können, klingen die Themen der Comvac – Druckluft und Vakuumtechnik – eher trocken. Aber die Leitmesse boomt. Bereits Ende 2016 konnte die Deutsche Messe vermelden, dass die für die Leitmesse vorgesehene Halle bereits ausgebucht ist und eine erweiterte Ausstellungskapazität in Halle 27 geschaffen werden musste.
Der einfache Grund: Ohne Druckluft und Vakuumtechnik lässt sich weder die Fabrik von heute noch der Zukunft betreiben. Und auch der hochmoderne Cobot würde sein Dasein unter Umständen recht müde in einer Ecke fristen. Auch eher benötigt geeignet aufbereitete Druckluft. Daher: Mehr Zukunftsvisionen, mehr Comvac. „Dieser Erfolg unterstreicht die Bedeutung dieser Branche für die Produktion von morgen. Mit der Erweiterung in die Halle 27 belegt die Comvac weitere 2.500 Quadratmeter. Damit wächst sie um 16 Prozent gegenüber 2015“, so Sonia Wedell-Castellano, Abteilungsleiterin bei der Deutschen Messe.
Die Neuheiten
Aber gibt es sie auf der Leitmesse, die echten Innovationen der Druckluft- und Vakuumtechnik? Ist diese Branche genauso visionär, wie die Fabriken, die sie bedient? Boge behauptet ja, es sei so. Investitionen in Forschung und Entwicklung seien Teil der Unternehmensstrategie und auf seinem Stand (Halle 26, Stand B56) wird das Unternehmen den Besuchern eine Entwicklungsstudie in Form des Schraubenkompressors S-4 Optimus vorführen. Dabei handelt es sich nicht einfach nur um eine Erweiterung oder Verbesserung einer Produktfamilie, sondern einen ersten Schritt bei der Entwicklung einer neuen Baureihe. Der ausgestellte Prototyp in der Leistungsgröße 75 kW soll nach Angaben des Unternehmens noch betriebssicherer, energieeffizienter und smarter in der Steuerung sein, als marktübliche Systeme. Im Bereich der Kolbenkompressoren stellt Boge den K 15 N2 Booster vor. Das System ist erstmals in der Lage, neben Druckluft auch Stickstoff aus einem vorhandenen Netz auf den gewünschten Enddruck zu verdichten. Der Kompressor verdichtet trockene Gase zwischen 2 und 10 bar mit niedrigen Drucktaupunkten bis - 40 °C.
Beko Technologies wartet in Halle 26 an Stand C31 mit einer zum Patent angemeldeten Drucklufttechnik-Neuheit auf: dem Membrantrockner Drypoint M Eco Control. Er verfügt über ein elektronisch geregeltes Trocknungssystem, bei dem erstmals ein fester Drucktaupunkt zwischen +10°C und -26°C oder ein fester Abstand zwischen Drucklufttemperatur und Austritts-Drucktaupunkt einstellbar ist. Da der Trockner auf wechselnde Betriebsbedingungen automatisch reagiert, ist ein stabiler Trocknungsgrad der Druckluft jederzeit sichergestellt. Beko Technologies bietet neben seinen Produkten auch Serviceleistungen und Projektmanagement an. Das Angebotsspektrum reicht hier von der Beratung über die Konzeptionierung bis hin zu Installation und Wartung.
Auf zu neuen Ufern
Atlas Copco (Halle 26, Stand B32) präsentiert sich auf der Messe nicht nur mit neuen Produkten, sondern einer, für das Unternehmen, neueren Art der Produkte: Nach den Übernahmen von Edwards 2014 sowie der Vakuumsparte des Oerlikon-Konzerns (Leybold) im vergangenen Herbst hat Atlas Copco einen eigenen Konzernbereich für die Vakuumtechnik gegründet. Ein Exponat aus diesem Bereich: die drehzahlgeregelten Vakuumpumpen der Serie GHS 3800–5400 VSD+. Sie eignen sich für eine effiziente Vakuumversorgung mit bis zu 4800 m³/h. Bislang erreichte das stärkste Modell der Baureihe maximal 1810 m³/h. Mit Energieeinsparungen von bis zu 50 Prozent gegenüber herkömmlichen Drehschieber-Vakuumpumpen und ihrem wartungsfreundlichem Design amortisieren sich die Pumpen in sehr kurzer Zeit, versichert Christoph Angenendt, Kommunikationsmanager Industrievakuum bei Atlas Copco. Die Schrauben-Vakuumpumpen eignen sich für Anwendungen mit hohem Vakuumbedarf, etwa in der Glasindustrie, an Verpackungslinien, in der Dosenfertigung oder für Trocknungsprozesse.
Bei Elektror (Halle 26, Stand C59) wird erstmalig die neue Aluminium-High-Pressure-Reihe (A-HP) öffentlich gezeigt. Die Ventilatorenreihe besteht aus Aluminiumguss und verfügt über eine kompakte Bauweise, Normflansche und eine insgesamt hohe Leistungsdichte. Ein weiteres Highlight sind lufttechnische Systeme – für das Unternehmen ein klarer Trend im Maschinen- und Anlagenbau. Ein Produkt ist ein mit diversen Geräten und Funktionseinheiten bestückter Luftschrank inklusive elektronischer Steuerung. Er kann dezentral aufgestellt werden und erfüllt gleich mehrere lufttechnische Funktionen mittels Tablet-Steuerung.
Rund um die Leitmesse Comvac
Die Leitmesse deckt das gesamte Angebot der Druckluft- und Vakuumtechnik ab: von der Erzeugung und Aufbereitung über Pumpen und Messgeräte bis hin zu Finanzierung und Management. Ein zentrales Thema: Industrie 4.0. Mithilfe von Sensoren und Software vernetzen sich Maschinen und Werkzeuge und ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung und Absicherung der Produktion sowie eine Effizienzsteigerung.
Im Jahr 2017 beweist die Comvac erneut ihre Internationalität. Der Auslandsanteil der Aussteller beträgt weiterhin 75 Prozent, während eine Flächenerweiterung bei den ausländischen Ausstellern verzeichnet werden kann. Vor allem China, Italien und die Türkei tragen zu großen Beteiligungen bei. Die drei Länder allein nehmen mehr als ein Drittel der Fläche der Leitmesse in Anspruch.
Besucher profitieren von der direkten Anbindung an die MDA (Motion, Drive & Automation), die Internationale Leitmesse für Antriebs- und Fluidtechnik. „MDA-Aussteller sind auch Kunden der Comvac und interessieren sich dort in erster Linie für Kompressoren und Vakuumpumpen“, erklärt Wedell-Castellano, Abteilungsleiterin bei der Deutschen Messe.