"Allein der Export deutscher Maschinen und Anlagen nach Russland fiel im ersten Halbjahr 2015 um fast 30 Prozent“, beschreibt Monika Hollacher als Referentin für Russland/Zentralasien des VDMA, Abteilung Außenwirtschaft, die Situation für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Bereits 2014 waren die Ausfuhren nach Russland gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent eingebrochen, von 7,8 Milliarden Euro auf 6,4 Milliarden.
Russland befindet sich in einer tiefen Rezession, und ein schnelles Ende ist nicht in Sicht. Der anhaltend niedrige Ölpreis macht die Abhängigkeit Russlands vom Rohstoffexport und die Folgen der fehlenden Strukturreformen für die russische Wirtschaft auf schmerzliche Weise sichtbar. Die wirtschaftliche Schwäche wird durch die politische Situation noch zusätzlich verstärkt. Eine Aufhebung der Sanktionen ist nicht sobald in Sicht. All das hat erhebliche Auswirkungen auf die deutsch-russischen Handelsbeziehungen. „Der schwache Rubel macht deutsche Produkte extrem teuer, die Sanktionen erschweren den Handel“, beschreibt Monika Hollacher die Situation.
Die russische Regierung ist sich darüber im Klaren, dass die einheimische, industrielle Basis ausgebaut werden muss. In dieser Richtung wurden schon viele Anstrengungen unternommen und das nicht erst seit der Begriff „Importsubstitution“ (Mehraufträge für heimische Hersteller, Anm. d. Red.) im letzten Jahr geprägt wurde. Mitunter war man dabei sehr erfolgreich, etwa in der Automobilindustrie. Im Maschinen- und Anlagenbau hat das bisher aus vielfältigen Gründen noch nicht funktioniert, so der VDMA. „Ob dies jetzt kurzfristig über Zielvorgaben zum Importersatz von Oben und protektionistische Maßnahmen zu erreichen ist, bleibt fraglich“, bleibt die VDMA-Referentin skeptisch.
So mag es gelingen, in einigen Bereichen eine Verlagerung von Teilen der Wertschöpfungskette nach Russland zu erreichen. Aber Protektionismus trage in der Regel wenig zur Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von Volkswirtschaften bei. Ob die aktuellen wirtschaftspolitischen Weichenstellungen wirklich ausreichend sind, Russland als Investitionsstandort für eine große Zahl ausländischer Investoren aus dem Maschinenbau deutlich attraktiver zu machen als bisher, wird die Zukunft zeigen.
„In der von der russischen Regierung angestrebten Importsubstitution liegt aber auch eine große Chance für den deutschen Maschinenbau. Denn auch dafür werden erstklassige Maschinen und Anlagen und spezielle Lösungen nötig sein – und Deutschland ist hier der ideale Partner für die russische Industrie“, beschreibt die VDMA-Referentin das Szenario. Dies war auch die klare Botschaft, welche VDMA-Präsident Dr. Reinhold Festge und eine Delegation von VDMA-Vertretern im Mai 2015 von ihrer Reise nach Moskau mit nach Hause genommen haben. „Deutschland ist ein wichtiger Partner in Europa und der wichtigste Lieferant von Technologie für Russland“, sagte der russische Industrieminister Denis Manturov auf einem Treffen. Deutsche Maschinenbauunternehmen sind in Russland willkommen, und deutsche Maschinen und Anlagen sind dort nach wie vor hoch geschätzt.
Deutschland ist Tschechiens Haupthandelspartner
Unter den Ländern Mittelosteuropas hat die Tschechische Republik mit seinen 10,5 Millionen Einwohnern eine der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften. In keinem anderen EU-Land ist die Bedeutung der verarbeitenden Industrie für die Gesamtwirtschaft so hoch wie in Tschechien. Über ein Viertel der Wirtschaftskraft stammt daraus. Bedeutende Sektoren sind Automotive, der Maschinenbau und die Elektroindustrie. Ihre Produkte dominieren den Export – mit großem Erfolg verkaufen tschechische Unternehmen diese ins Ausland. Die Exportquote ist in den letzten Jahren gestiegen und lag 2014 bei rund 85 Prozent. Hauptabnehmer sind die Länder der Europäischen Union. Mehr als vier Fünftel aller in Tschechien erzeugten Waren gingen 2014 hierhin.
Tschechiens Volkswirtschaft verfügt traditionell über eine starke Industrie. Die günstige Lage zwischen Ost und West und die Offenheit für Investoren führten in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einem Zustrom von ausländischem Kapital und dem Aufbau moderner Produktionsstätten. Der Beitrag des verarbeitenden Gewerbes zur Bruttowertschöpfung ist so groß wie in keinem anderen EU-Land. Bedeutendster Industriesektor ist die Fahrzeugproduktion. Sie machte 2014 mehr als fünf Prozent der Bruttowertschöpfung aus und beschäftigte 188.000 Personen. Dabei exportierte Tschechien insbesondere Kfz und -Teile sowie Maschinen nach Deutschland. Andersherum fragen die Tschechen Maschinen, chemische Erzeugnisse sowie Kfz und -Teile aus Deutschland nach.
Tschechien ist eines der östlichen EU-Länder, dessen Importe aus Deutschland im vergangenen Jahr gewachsen sind.
So stiegen die Maschinenexporte 2014 gegenüber dem Vorjahr um 15,7 Prozent von 3,6 Milliarden auf 4,2 Milliarden Euro. Tschechien wickelte nahezu ein Drittel seines Außenhandels mit Deutschland ab, wir sind damit der mit Abstand wichtigste Handelspartner. Weitere wichtige Außenhandelspartner sind die Nachbarländer Polen und die Slowakische Republik.
Tschechien weist heute den höchsten Anteil des verarbeitenden Gewerbes in Europa auf. Er betrug 2014 in Tschechien 26,6 Prozent, in Deutschland waren es 22,3 Prozent. Um langfristig wettbewerbsfähig zu sein, investieren die Tschechen so viel wie kaum ein anderes mittelosteuropäisches Land in Forschung und Entwicklung gemessen am Bruttoinlandsprodukt und liegen so nur knapp unter dem EU-Durchschnitt von zwei Prozent.
Polen bekommt die meisten Fördermittel für F&E
Für die EU-Mitgliederländer stehen im Zeitraum 2014 bis 2020 im Rahmen der Regional- und Kohäsionspolitik 351,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Mit rund 54 Prozent werden die Mittel an die folgenden zehn Staaten verteilt: Polen, die Tschechische Republik, die Slowakei, Ungarn, Litauen, Lettland, Estland, Rumänien, Bulgarien und Kroatien (Quelle: gtai/EU-Förderprogramme). Neue Fördermöglichkeiten bestehen auch im Rahmen der „Connecting Europe Fazilität“, „Horizon 2020“ und der „EIB-Gruppe“.
Polen ist mit 82,5 Milliarden Euro an zugesprochenen Mitteln größter Profiteur der neuen Finanzperiode 2014 bis 2020. Mitte Februar 2015 bewilligte Brüssel 8,6 Milliarden Euro an Fördermitteln für Forschungsprojekte in Polen. Insgesamt sollen bis 2020 über 12.000 Unternehmen ihre Bemühungen im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) stärken können, dank des Operationellen Programms „Intelligente Entwicklung“.
Die Republik Polen war 2004 der mit Abstand größte Staat, der in jüngster Zeit der EU beigetreten ist. Von Vorteil dort ist die stabile politische und wirtschaftliche Lage sowie seine gut ausgebildeten und motivierten Arbeitskräfte. Speziell im Maschinenbau werden die EU-Mittel sowie weitere Investitionen den Bedarf ankurbeln. Allerdings belastet die instabile Lage in der Ukraine das wichtige Ostgeschäft. Und der bislang bestehende Lohnkostenvorteil gegenüber Westeuropa wird auch allmählich kleiner.
EU-Ausgaben für einige EU-Länder 2013
Die Europäische Union hatte 2013 einen Haushalt von 134,6 Milliarden Euro zur Verfügung, dessen Gelder ganz unterschiedlich auf die einzelnen 28 Mitgliedsstaaten verteilt wurden.
Deutschland
2013 investierte die EU 13 Milliarden Euro in Deutschland. Über die Hälfte davon ging mit 6,6 Milliarden Euro in die Landwirtschaft. Die Zahlungen für Forschung und Entwicklung betrugen 1,56 Milliarden Euro, was einem Anteil von 12 Prozent entsprach, also etwas mehr als der EU-Durchschnitt mit acht Prozent. Deutschland steuerte im Gegenzug mehr als das Doppelte der Einnahmen (26,1 Milliarden Euro) zum EU-Haushalt bei.
Griechenland
Im Jahr 2013 flossen EU-Mittel in Höhe von 7,2 Milliarden Euro nach Griechenland. Von dieser Summe wurden 37 Prozent (2,6 Milliarden Euro) für die Landwirtschaft aufgewendet. Mit nur drei Prozent und 245 Millionen Euro lag der Anteil für F&E weit unter dem EU-Durchschnitt von acht Prozent. Griechenland steuerte knapp 1,8 Milliarden Euro zum EU-Haushalt bei.
Tschechien
2013 wurden EU-Mittel in Höhe von 4,89 Milliarden Euro in der Tschechischen Republik investiert. Davon wurden 73 Prozent für die Regionalpolitik verwandt. Zahlungen für die Landwirtschaft betrugen mit einem Anteil von 25 Prozent 1,21 Milliarden Euro. Die Zahlungen für Forschung und Entwicklung betrugen nur 1,49 Prozent der gesamten EU-Zahlungen an die Tschechische Repu-blik – der Durchschnitt in der EU liegt bei acht Prozent.
Polen
2013 flossen EU-Mittel in Höhe von 16,18 Milliarden Euro an Polen. Trotz Polens großem Landwirtschaftssektor lag der Anteil der Ausgaben für die Landwirtschaft mit 32 Prozent weit unter dem EU-Durchschnitt von 43 Prozent. Der Anteil der von der EU finanzierten Forschungs- und Entwicklungsprogramme, die in Polen nur von geringer Bedeutung sind, betrug nur ein Prozent der gesamten EU-Mittel, die Polen erhielt. Durchschnittlich liegt der Anteil der EU-Mittel für Forschung und Entwicklung in jedem Land bei acht Prozent. 2013 steuerte Polen 3,8 Milliarden Euro zum EU-Haushalt bei.
Exporte nach Griechenland gestiegen
Unbedeutender Handelspartner
Trotz seiner dramatischen Finanzsituation sind die Exporte Deutschlands nach Griechenland im ersten Quartal 2015 um fast sieben Prozent gestiegen. Aus Deutschland waren vor allem Kraftfahrzeuge und Chemieerzeugnisse gefragt. Bereits 2014 hatte der Wert aller griechischen Maschineneinfuhren um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen (2013: 6,3 Prozent). Beeindruckende Zuwachsraten wiesen die Importe von Holzbearbeitungsmaschinen (76,4 Prozent) sowie von Druck- und Papiermaschinen (79,4 Prozent) auf.
Auch Werkzeugmaschinen zur Metallbearbeitung (41,3 Prozent) und Bau- und Baustoffmaschinen sowie Bergbaumaschinen konnten gut abschneiden. Rund ein Fünftel seiner Maschinen importierte Griechenland 2014 aus Deutschland, damit belegte das Land den ersten Platz in der Rangordnung der griechischen Maschinenlieferanten vor Italien, Belgien und der VR China.
Die Maschinenimporte aus Deutschland legten schon 2014 kräftig zu (24 Prozent), die Lieferungen aus China brachen um etwa ein Viertel ein. Aber die Zahlen sind relativ – denn trotz allem ist die griechische Wirtschaft eher bedeutungslos für deutsche Unternehmen – so wurden 2013 insgesamt nur Waren im Wert von 4,78 Milliarden Euro dorthin exportiert, darunter Chemieprodukte, Elektronik, Maschinen, optische Erzeugnisse sowie Medizinprodukte.