Demonstriert wurde die Technik des Roboter-basierten Biegens von Bewehrungseisen auch auf der Architekturbiennale in Venedig. Hier ein Blick von unten in die Installation, in der ein Roboter schwebt.

Demonstriert wurde die Technik des Roboter-basierten Biegens von Bewehrungseisen auch auf der Architekturbiennale in Venedig. Hier ein Blick von unten in die Installation, in der ein Roboter schwebt. (Bild: Michael Lyrenmann)

Verantwortlich dafür ist das ETH-Spin-off MESH, gegründet von Ammar Mirjan und Mattis Koh. Ihre Vision: komplexe Armierungskonstruktionen auf Knopfdruck. Die robotergestützte Fertigung basiert auf Forschungsarbeiten des Nationalen Forschungsschwerpunkts Digitale Fabrikation. Herzstück ist eine Software, die aus 3D-Daten automatisch individuelle Bewehrungskörbe generiert und den Roboter steuert. Dieser greift, biegt, platziert und verschweißt die Eisenstäbe. Formen, die bislang nur mit hohem manuellem Aufwand möglich waren, lassen sich so effizient und präzise realisieren.

Ein prominentes Beispiel: das Projekt Tor Alva in Mulegns. Dort wurden die Bewehrungskörbe eines spektakulären 3D-gedruckten Betontors mit MESH-Technologie erstellt. Auch bei der Architekturbiennale in Venedig kommt das System zum Einsatz – in einer Installation mit schwebenden Gitterstrukturen und einem humanoiden Roboter, der von der digitalen Zukunft träumt.

Doch MESH denkt nicht nur künstlerisch. Das Start-up adressiert auch reale Engpässe in der Bauindustrie, etwa den Fachkräftemangel. In ihrer Halle steht ein automatischer Bügelbieger, kombiniert mit einem Roboterarm, der geformte Eisen sortiert und stapelt – Aufgaben, die bislang körperlich belastende Handarbeit waren.

10.000 Bewehrungskörbe für den Gotthardtunnel

Diese Automatisierung zahlt sich aus: Beim Bau des zweiten Gotthardstraßentunnels übernimmt MESH die Fertigung von rund 10.000 Bewehrungskörben für vorgefertigte Betonelemente. Die Roboter kontrollieren dabei auch Qualität und Logistik.

MESH zeigt, wie digitale Prozesse die Bauindustrie verändern können – von der freien Form bis zur Massenproduktion. „Unsere Innovationen sollen nicht im Labor bleiben“, sagt Mitgründer Ammar Mirjan. „Sie sollen auf der Baustelle wirken – effizient, flexibel und nachhaltig.“

Sie möchten gerne weiterlesen?