Die Mensch-Roboter-Kollaboration hat große Fortschritte gemacht: Die Normenlage ist definiert, es existieren zahlreiche Komponenten, und die Potenziale der Technologie haben sich in der Praxis bestätigt. Dennoch sind MRK-Anwendungen – insbesondere in mittelständischen Unternehmen – noch nicht weit verbreitet. Vielen, vor allem kleineren Unternehmen, fällt der konkrete Einstieg in das Thema schwer.
Der Leitfaden von Fraunhofer IGCV und VDMA
Hier setzt das Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV in Kooperation mit dem VDMA an: Der kostenfreie "Leitfaden für den ortsflexiblen Einsatz von kollaborativen Robotern" soll einen praxisnahen, transparenten Einblick in eine erfolgreiche MRK-Integration bieten. Auf 40 Seiten werden die wichtigsten Schritte von der Eignungsprüfung bis zur Umsetzung einer MRK-Anwendung erläutert, zusätzliche Hilfsdokumente wie Vorlagen und Checklisten sind im Leitfaden verlinkt und online verfügbar.
"In den Leitfaden fließen der Erfahrungsschatz und die Expertise von über 25 Unternehmen und Einrichtungen ein, die sich im Expertennetzwerk ‚Robotik für den Mittelstand‘ engagieren", so Christian Härdtlein, Autor und Gruppenleiter Engineering Adaptiver Produktionsmodule am Fraunhofer IGCV. "Damit haben auch Unternehmen, die noch wenig oder keine Erfahrung mit MRK haben, einen übersichtlichen und leicht verständlichen Ablaufplan zur Hand."
Der Leitfaden der IG Metall
Aus einer etwas anderen Perspektive betrachtet der “Leitfaden zur Einführung von Mensch-Roboter-Kollaboration” der IG Metall das Thema und befasst sich mit den Perspektiven der betrieblichen Interessenvertretung. Der Leitfaden bietet auf 48 Seiten neben einem Abschnitt zu Grundlagen der Mensch-Roboter-Kollaboration auch Informationen zu Regulierungsfeldern der betrieblichen Mitbestimmung bei der Einführung von MRK-Systemen. Dazu kommt eine kommentierte Muster-Betriebsvereinbarung, die viele Themen wie etwa Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, Gestaltung des Arbeitssystems für die Mensch-Roboter-Kollaboration oder Beteiligungsrechte des Betriebsrats aufgreift.
“Noch sind kollaborierende Roboter erst in 16 Prozent der Betriebe im Einsatz. Doch Kollege Roboter ist bereits jetzt in jedem weiteren fünften Betrieb geplant oder erprobt. Wir müssen uns mit dem Einsatz der Cobots beschäftigen und uns über betriebliche Einführungsstrategien sowie Vorgehensweisen zur Umsetzung von kollaborativen Montagesystemen Gedanken machen”, schreibt IGM-Vorsitzender Jürgen Hofmann im Vorwort.
Leitfaden der Initiative Mittelstand-Digital
In sehr kompakter Form widmet sich der Leitfaden “Roboter für den Mittelstand” vom Kompetenzzentrum Augsburg der Initiative Mittelstand-Digital auf 19 Seiten dem Thema. Der Praxisleitfaden für Leichtbauroboter in der Produktion - so der Untertitel - liefert neben einem Überblick über die Technologie, ihre Möglichkeiten und Grenzen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Vorbereitung einer MRK-Auswahl und Einführung. Entlang der Schritte Vorplanung, Planung und Umsetzung beschreiben die Autoren die entscheidenden Kriterien – darunter Platzbedarf und Aufgabenzuordnung, Risikoanalyse und CE-Kennzeichnung.
Dazu kommt eine Checkliste für alle notwendigen Schritte. Interessant ist auch ein Interview mit dem Verantwortlichen für den Robotereinsatz eines mittelständischen Unternehmens, der aus der Praxis berichtet.
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Infoblatt des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft
Wer es noch komprimierter möchte, kann sich in dem vierseitigen digitalen Faltblatt "Zahlen | Daten | Fakten Mensch-Roboter-Kollaboration" einen allerersten Überblick verschaffen. Es wird vom ifaa - Institut angewandte Arbeitswissenschaft herausgegen. Da es bereits 2017 erschienen ist, sind einige genannte Zahlen nicht mehr aktuell. Es bietet jedoch einen Stichwort-basierten Überblick über Vor- und Nachteile der MRK sowie Hinweise zur Wirtschaftlichkeit und den Auswirkungen auf die Arbeitsorganisation.
Daneben gibt es beim ifaa auch eine nützliche Checkliste für den Einsatz kollaborierender Roboter. Damit kann die Inbetriebnahme systematisch in Bezug auf verschiedene Kriterien auditiert werden. So wird zunächst überprüft, welche Form der Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) vorliegt. In der Detailprüfung werden dann die geplante Roboteranlage, die Arbeitsplatzgestaltung sowie die Interaktion zwischen Mensch und Roboter kontrolliert.
Die Dissertation zur MRK-Planung
Eher wissenschaftlich ausgerichtet ist die Dissertation “Entwicklung einer Methodik zur Planung von Arbeitssystemen in Mensch-Roboter-Kooperation” von Daniel Schröter, die in der Reihe Stuttgarter Beiträge zur Produktionsforschung der Universität Stuttgart und des Fraunhofer IPA erschienen ist. Der Autor stellt darin sehr grundlegend eine Methodik zur Planung von Arbeitssystemen in Mensch-Roboter-Kooperation vor. So werden etwa formelbasierte Zusammenhänge aufgestellt, um die maximal zulässige Geschwindigkeit von Roboterbewegungen und den Mindestabstand zu Gefahrenstellen zu berechnen. Wer tiefer in die Planung von MRK-Anwendungen einsteigen will, findet hier wertvolle Informationen.