Ein Drittel der befragten Unternehmen hat bereits eine dezidierte Digitalisierungsstrategie, ein weiteres Viertel will in den nächsten drei Jahren eine Digitalisierungsstrategie einführen. „Dies zeigt die hohe strategische Bedeutung der digitalen Vernetzung in den Unternehmen“, hebt Professor Dr. Steffen Kinkel, Leiter des Instituts für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN) an der Hochschule Karlsruhe, hervor.
In der Personalentwicklung dagegen beschäftigt sich bislang nur jedes fünfte Unternehmen strategisch mit den Herausforderungen der Digitalisierung.
„Digital-vernetztes Innovieren erfolgt im Grenzbereich von Disziplinen und Geschäftsbereichen. Dafür sind Offenheit und interdisziplinäres Verständnis notwendig“, betont Rainer Glatz, Geschäftsführer des VDMA Fachverbands Software und Digitalisierung.
Positive Fehlerkultur für die Zukunft wichtig
„Für die weitreichende digitale Transformation sind zudem eine positive Fehlerkultur und ‚Mut zum schnellen Scheitern‘ unumgänglich, um Dinge pragmatisch ausprobieren zu können und aus den gemachten Erfahrungen schnell zu lernen“,
ergänzt Kinkel.
Als Wegbereiter für neue Geschäftsmodelle in der digital-vernetzten Welt dienen datenbasierte Dienste oder Predictive-Maintenance-Modelle. Hier zeigt sich zwar, dass diese Services bislang noch von recht wenigen Unternehmen angeboten werden. Dafür werden diese Technologien überwiegend selbst entwickelt und die Dynamik bezüglich der in den nächsten drei Jahren geplanten Einführungen ist sehr hoch.
Schlüsselkompetenzen für die digitale Vernetzung liegen in der Softwareentwicklung von modularen Applikationen (Apps), in der Programmierung der Maschinen- und Anlagensteuerungen sowie in der Analyse komplexer Daten und im Verständnis der Kundenprobleme. Von hoher Bedeutung sind auch Kompetenzen in der IT-Sicherheit und beim benutzerorientierten
IT-Design.
Konsequente Zusammenarbeit gefragt
Da ein interdisziplinäres Vorgehen immer wichtiger wird, sollten Mitarbeiter der verschiedenen Ingenieur- und IT-Disziplinen sowie Facharbeiter bei Projekten konsequent zusammenarbeiten.
„Wichtig ist, die Sichtweise der verschiedenen Welten besser verstehen zu lernen“, betont Kinkel. Eine große Herausforderung liegt daher im Auf- und Ausbau von Digitalisierungskompetenzen.
Bei der Rekrutierung entsprechender IT- und Software-Spezialisten haben kleine Unternehmen eher Schwierigkeiten als große Unternehmen. Sie lagern daher häufiger ihre Softwareentwicklung an externe Dienstleister aus.
Eine weitere strategische Option ist die Ausgliederung eigener IT- und Softwareunternehmen für mehr Flexibilität und Entwicklungsgeschwindigkeit. Ein erstaunlich hoher Anteil (ein Fünftel) der befragten Unternehmen ist hier bereits
aktiv.
Rasches Experimentieren, Testen und Lernen
Zunehmend wichtig wird auch die Bereitschaft der Unternehmen zum raschen Experimentieren, Testen und Lernen. „Hier kommt agilen und designorientierten Entwicklungsprozessen eine Schlüsselrolle zu“, erläutert VDMA-Experte Glatz.
Wie die Studie zeigt, können diese Methoden die Fähigkeit zur eigenen Entwicklung digitaler Produkte und Services signifikant befruchten. Bislang werden sie von relativ wenigen Unternehmen eingesetzt, hier besteht durchaus noch
Potenzial. Weiterhin zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Lean-Konzepten und der Fähigkeit der Unternehmen zur Nutzung digital-vernetzter Technologien in den eigenen Produktionsprozessen.
Schlanke,geordnete Prozesse nach Lean-Prinzipien sind demnach eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Technikadaption.
Interessierte Unternehmen haben die Möglichkeit, die im Rahmen der Studie generierte Datenbasis für eine Online-Selbstverortung zu nutzen. hei