Industrie 4.0 ist eine sozio-technische Angelegenheit. Denn technische Innovation, Arbeits- und Unternehmenssteuerung und Leistungspolitik sind keine voneinander unabhängigen Größen, sie beeinflussen sich wechselseitig. Für den Erfolg von Unternehmen und die Qualität der Arbeit ist es entscheidend, wie die Arbeit der Beschäftigten zugeschnitten ist, welche Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten sie haben, wie ihre Leistung bestimmt, anerkannt und bezahlt wird, wie sie mit anderen kooperieren und sich vernetzen können, wie die Technik gestaltet ist, mit der sie täglich umgehen, und welchen Einfluss sie darauf haben.
Das Projekt „SOdA – Selbstständigkeit in Organisationen der digitalisierten Arbeitswelt“ erforscht empirisch, wie sich die sozio-technischen Systeme in der heutigen Unternehmenswirklichkeit entwickeln und verändern, jenseits von Hochglanzbroschüren und Zukunftsvisionen. Zu den Forschungsfragen gehört, wie sich die erweiterten Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten und die stärkeren Anforderungen an selbstständiges Arbeiten, Kooperation und Vernetzung miteinander vertragen und vereinbaren lassen.
Beschäftigte müssen autonomer werden
SOdA gibt sich nicht mit der Erfassung dessen zufrieden, was ist bzw. wird. SOdA ist zugleich auch ein Gestaltungsprojekt. Der Ausgangspunkt ist, dass sowohl für die Ausschöpfung der Potenziale digitalisierter Arbeit als auch für die humane Gestaltung digitalisierter Arbeit eine Stärkung der Autonomie der Beschäftigten notwendig ist.
In drei mittelständischen Industrie-4.0-Pionierunternehmen aus Softwareentwicklung, Maschinenbau und Electronic Manufacturing entwickelt und erprobt das Projekt Maßnahmen der autonomieorientierten Arbeitsgestaltung, der kollaborativen Organisationsentwicklung und der sozio-technisch sensiblen Technikentwicklung.
Es geht darum, die Handlungsmöglichkeiten für Beschäftigte aller Qualifikationsstufen zu erhöhen, Organisationsstrukturen an den Prinzipien von Kooperation und kollektivem Miteinander auszurichten und bereits bei der Technikentwicklung die sozialen und organisatorischen Anforderungen zu berücksichtigen. Das geschieht in Zusammenarbeit von Arbeitsforschung, Informatik, Ingenieurwesen, Unternehmen und den Produktionsbeschäftigten selbst.
Potenziale der digitalisierten Arbeit erkennen
Auf diese Weise werden Modelle entwickelt, wie die Potenziale von digitalisierter Arbeit und erweiterter Autonomie von Beschäftigten erschlossen werden können. Und zugleich leistet das Projekt einen Beitrag zur Humanisierung der Arbeit unter den Bedingungen der „digitalen Revolution“. Es entsteht zudem eine Innovationsbilanz: ein interdisziplinäres Modell für die Entwicklung sozio-technischer Systeme, das die Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung mit den Ergebnissen der praktischen Gestaltung im Betrieb verbindet.
Der Projektverbund besteht aus zwei Forschungspartnern, dem Institut zur Sozialwissenschaftlichen Forschung e.V. – ISF München und dem Cogito-Institut e.V., sowie drei Praxispartnern, dem Gelenkwellenwerk Stadtilm (GEWES), iTAC Software und Limtronik . Zahlreiche weitere Kooperationspartner wirken an Workshops und am Transfer der Ergebnisse mit, unter anderem Rohde & Schwarz Werk Teisnach, das Ressort Zukunft der Arbeit beim Vorstand der IG Metall, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Das Demographie Netzwerk e.V. (ddn), der Innovationszirkel 4pGroup Baden-Württemberg und das Bildungswerk der Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft. Das Vorhaben wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ und betreut vom Projektträger Karlsruhe (PTKA). Es läuft von Juni 2017 bis Mai 2020. hei