Große Datenzentralen sind die wichtigsten Kontrollstellen des Internet. In ihnen werden geschäftliche und private Daten gespeichert, verarbeitet und weitergeleitet. Die heutigen Datenzentralen verfügen über riesige Rechen- und Speicherkapazitäten, sind in der Regel weit entfernt von ihren Kunden und werden meist von nicht-europäischen Firmen betrieben.
Schon jetzt haben diese Datenzentralen Einiges zu verkraften, und ein Ende ist noch nicht erreicht. Immer mehr Smartphones, Tablets und andere Endgeräte greifen auf sie zu, der dadurch erzeugte Internetverkehr wächst beständig. Verantwortlich dafür sind auch neue Internetanwendungen, zum Beispiel im Umfeld von Industrie und Gesundheitssystemen.
Zentralen näher zum Nutzer bringen
„Wenn die Datenzentralen weiterhin sicher, flexibel, zuverlässig und verzögerungsfrei arbeiten sollen, müssen zukünftig Telekommunikationsnetze und IT miteinander verschmelzen“, sagt Informatik-Professor Phuoc Tran-Gia, Leiter des Lehrstuhls für Kommunikationsnetze an der Universität Würzburg. „Und wir müssen die Rechen- und Speicherkapazitäten dezentralisieren und sie näher zum Endnutzer bringen.“
Dieses Ziel verfolgt das neue europäische Forschungskonsortium Sendate (SEcure Networking for a DATa center cloud in Europe): Die beteiligten Teams wollen eine Netzwerkarchitektur und Technologien für sichere und flexible verteilte Datenzentren entwickeln. „Die Basis dafür bilden innovative Technologien und Ansätze wie die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen (NFV) in Kombination mit Software Defined Networking (SDN)“, so der Professor.
Das Projekt wird von Nokia Solutions and Networks geleitet. Es läuft drei Jahre bis Februar 2019 und weist ein Forschungsbudget von über 72 Millionen Euro auf. Verschiedene nationale Forschungsgeldgeber finanzieren das Projekt im Rahmen des Forschungsclusters Celtic-Plus IKT.
Im Teilprojekt Sendate-Planets entwickelt ein Forschungsteam vom Würzburger Lehrstuhl für Kommunikationsnetze Sicherheitsmechanismen für NFV/SDN-Netzwerke. Dabei werden auch Entwicklung, Betrieb und Optimierung von virtuellen Netzwerkfunktionen und ihre Platzierung in verteilten Datenzentren untersucht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert diese Arbeit mit gut einer halben Million Euro.
Software Defined Networking
Software Defined Networking (SDN) ermöglicht die Realisierung von flexiblen, virtualisierten und programmierbaren Netzwerken im Internet der Zukunft. Um die Möglichkeiten und die Leistungsfähigkeit eines Netzwerkmanagements mit SDN zu untersuchen, kooperiert Tran-Gias Lehrstuhl im Projekt SDN-Perf (Performance of SDN) auch mit Infosim. Das mittelständische Würzburger Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von Netzwerkmanagement-Software spezialisiert. Das bayerische Förderprogramm IKT unterstützt dieses Kooperationsprojekt für drei Jahre mit rund 230.000 Euro. hei