
Ein Band, viele Scheren: Mit der traditionellen Durchtrennung wurde das neue Sensilo-Werk von Jumo am Firmensitz Fulda offiziell eröffnet. (Bild: Jumo)
Nach fast auf den Tag genau zwei Jahren Bauzeit hat die Jumo-Unternehmensgruppe das neue Werk 2 („Sensilo“) in Rodges eröffnet. Zur traditionellen Banddurchtrennung waren neben der Unternehmer-Familie Juchheim auch Vertreter von Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie zahlreiche Kunden, Partner, Ehrengäste und Mitarbeitende in die Böcklerstraße im Technologiepark Fulda-West gekommen.
„Mit der Eröffnung des Werks Sensilo setzen wir nicht einfach nur ein Bauprojekt um. Wir setzen ein Zeichen – für unsere Weiterentwicklung, für unsere Standortsicherung und für unsere unternehmerische Zukunft. Sensilo steht für das, was Jumo ausmacht: Für den Willen, Dinge voranzubringen. Für die Fähigkeit, Generationen zusammenzuführen. Und für den Anspruch, mit unserer Technik nicht nur Märkte zu bedienen, sondern Lösungen zu schaffen, die wirklich etwas bewegen“, sagte Jumo-Gesellschafter Bernhard Juchheim.
Das neue Werk für die Fertigung von Temperatur- und Drucksensoren hat eine Produktions- und Logistikfläche von rund 10 000 m2. Jumo sieht hier auch in den nächsten Jahren großes Potenzial. Mit rund 48 Mio. Euro ist der Neubau die größte Investition in der beinahe 80-jährigen Jumo-Geschichte. Hinzu kommen bis 2027 rund 21 Mio. Euro Investitionen in Maschinen und Anlagen. „Das Werk ist eine Millioneninvestition in die Zukunft der Unternehmensgruppe, und ein Bekenntnis zum Wirtschaftsraum Fulda und vor allem für unsere Kunden“, unterstrich Geschäftsführer Dr. Steffen Hoßfeld.
Integrierte Projektabwicklung als Basis für den Erfolg
Projektleiter Stefan Reith führte den Erfolg, dass der Neubau gänzlich im Zeit- und Kostenrahmen geblieben war, auf die integrierte Projektabwicklung zurück. Bei dieser Methode werden alle Beteiligten einschließlich ausführende Bau- und Handwerksunternehmen frühzeitig bei den Planungen ins Boot geholt. Der Team-Gedanke steht dabei im Vordergrund. „Unser Modell hatte den großen Vorteil, dass sich die Verantwortlichen der Firmen schon 12 Monate kannten, ehe sie auf die Baustelle gingen“, ergänzt er. Zudem verfügten die Bau- und Handwerksfirmen über ein enormes Fachwissen und jahrelange Erfahrung. Das seien zwei weitere Gründe für den zügigen Baufortschritt gewesen, so Reith.
Der Sprinkler-Tank als Energiespeicher
Besondere Maßstäbe setzt das Energiekonzept des neuen Werkes, durch das in der Summe ein Verzicht auf fossile Brennstoffe erreicht werden konnte:
- eine 700 kW Photovoltaikanlage auf dem Dach (entspricht dem Durchschnittsbedarf von ca. 200 Einfamilienhäusern);
- 20 Erdwärmesonden mit einer Tiefe von jeweils 100 m auf dem 100 000 m2 großen Gelände (durchschnittliche Erdwärme in 1000 m Tiefe ca. 10 °C);
- 1,2 MW/h Kälteleistung für die Gebäudeklimatisierung (entspricht der Kälteleistung von ca. 2000 Autos);
- vollflächige Industriefußbodenheizung auf über 8500 m2 (Vergleich: Fußballplatz 7140 m2);
- effiziente Wärmerückgewinnung aus Produktionsprozessen;
- die Nutzung des Wasser-Reservoirs der Sprinkler-Anlage mit einem Volumen von 1,25 Millionen Litern als Wärme- oder Kältespeicher.
Jumo schlägt 2024 den Markt trotz Umsatzrückgang
Der Fabrik-Neubau ist umso bemerkenswert, als das Projekt mitten in der Covid-Pandemie beschlossen wurde und auch durch den Ausbruch des Ukraine-Krieges nicht infrage gestellt wurde. Nicht verschont blieb Jumo allerdings von der wirtschaftlichen Schwächephase der deutschen Industrie im vergangenen Jahr: Mit einem konsolidierten Umsatz von 301 Millionen Euro verzeichnete das Unternehmen einen Rückgang von 3,5 % im Vergleich zum Vorjahr, schnitt damit jedoch deutlich besser ab als die deutsche Elektroindustrie, die ein Minus von 6,3 % hinnehmen musste.
„2024 war ein Jahr mit vielen Herausforderungen – von geopolitischen Unsicherheiten bis hin zu einer insgesamt schwachen Konjunktur. Dennoch ist es uns gelungen, zentrale Zukunftsprojekte voranzutreiben und unsere Marktposition zu behaupten“, betont CEO Dimitrios Charisiadis im Rahmen der jährlichen Pressekonferenz. Die langfristige Wachstumsstrategie von Jumo basiere auf drei zentralen Säulen: Systeme und Lösungen, Digitalisierung sowie Internationalisierung. Mit dem neuen KI-gestützten Assistenten „Jumy“ wurde ein zukunftsweisendes Werkzeug für Kundenservice und interne Effizienz eingeführt. Gleichzeitig setzt das Unternehmen verstärkt auf die Entwicklung ganzheitlicher Systeme und Lösungen für ausgewählte Kernbranchen wie Energie, Umwelt und Lebensmittel. Ein weiterer Meilenstein war die Gründung zweier neuer Tochtergesellschaften in Südkorea und Malaysia.

Fokus auf Branchen-Lösungen
„Mit der Entscheidung, spezifische Branchen in den Mittelpunkt zu stellen, folgt Jumo einem klaren Kurs! Kunden suchen keine Produkte von der Stange, sondern integrierte Systeme und Anwendungen, die exakt auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind“, unterstreicht Guy Beaho, Leiter Globales Branchenmanagement. Das Unternehmen konzentriert sich zunächst auf sechs verfahrenstechnische Fokus-Branchen: Lebensmittel & Getränke, Thermoprozesstechnik, Wasser & Abwasser, Transportation, Erneuerbare Energien sowie Heizung, Klima, Lüftung. Dazu kommen Zielbranchen mit besonderem Zukunftspotenzial wie Wasserstoff, Aquakultur oder Pharma.
Auch wenn die Lösungen für diese Branchen jeweils speziell für die jeweilige Anwendung zugeschnitten werden, so gibt es dennoch auf technischer Ebene verbindende Elemente. Zwei davon wurden auf der Jahrespressekonferenz in den Fokus gestellt:
Neues I/O-System mit hoher Kanaldichte

Die neuen I/O-Module der SPS-Familie Varitron zeichnen sich durch ein schlankes Design und eine hohe Kanaldichte aus. Die Module sind so entwickelt, dass sie eine maximale Anzahl von Ein- und Ausgängen auf minimalem Raum bieten. Dies ermöglicht eine effiziente Nutzung des verfügbaren Platzes im Schaltschrank. Sie haben eine optimierte Reaktionszeit, was bedeutet, dass sie schnell auf Eingaben reagieren und somit eine präzise Steuerung von Prozessen erlauben.
Ein Systemmodul ermöglicht einen Mischbetrieb von dem bisherigen und dem neuen I/O-System, was Anwendern einen fließenden, bruchlosen Übergang ermöglicht. Von besonderer Bedeutung für eine unterbrechungsfreie Produktion ist ein Reglermodul, das dank eines integrierten Prozessors eine autarke Lauffähigkeit garantiert.
Recorder-App bringt Bildschirmschreiber in die SPS
Mit der neuen Recorder-App für die Varitron-Steuerungsfamilie wandert die Funktion eines Bildschirmschreibers direkt in die SPS. Die Recorder-App für den Jumo Varitron 500 Touch bietet erstmalig direkt am Gerät eine effiziente Datenaufzeichnung und Prozessvisualisierung direkt vor Ort, ohne dass zusätzliche Hardware oder Software erforderlich sind.
Für die Hutschienengeräte Varitron 300 und 500 steht diese Funktionalität im Web zur Verfügung, was eine flexible und ortsunabhängige Nutzung möglich macht. „Damit bietet Jumo den Kunden ein Alleinstellungsmerkmal, da sie hierdurch ein komplettes Gerät in Form eines klassischen Bildschirmschreibers einsparen können“, unterstreicht Niklas Hack, Global Product Manager Data Recording & Evaluation / Transmitter bei Jumo.
Die in die Varitron-Familie integrierte Recorder-App zeichnet sich neben Manipulationssicherheit durch ihre hohe Effizienz bei der Datenaufzeichnung und Prozessvisualisierung aus. Sie ermöglicht es den Anwendern, prozessrelevante Daten in Echtzeit zu erfassen und zu analysieren.