Wasserrad Weilheim,

Das alte Wasserrad wurde mit neuen Schaufeln aus Lärchenholz versehen. Auch der Überbau wurde neu gestaltet. (Bild: Vipa)

Früher gab es fast nichts anderes: Wasserräder trieben Mühlen an, sorgten beispielsweise in Hammerwerken für eine komfortable Metallbearbeitung und bildeten so den Grundstein für die Industrialisierung. Mit der Dampfmaschine und der Elektrifizierung verschwanden Technologien wie Wind- oder Wasserkraft dann nahezu von der Bildfläche, um in diesen Zeiten der Energiewende einen neuen Aufschwung zu erfahren. Während Windräder schon seit einigen Jahren das Bild vor allem im flachen Land prägen, sind Wasserräder meistens nur Dekorationsobjekte oder Museumsstücke. Nicht so in Weilheim in Oberbayern.

Die Wasserkraft wiederentdeckt

Hier hatte man vor Jahrhunderten den Angerbach abgezweigt, um die Kraft des Wassers zu nutzen und die alte Stadtmühle anzutreiben. Auch hier war das alte Wasserrad lange Zeit nur malerische Sehenswürdigkeit, bis sich die Stadtwerke der Sache annahmen:

„Jetzt erzeugen wir zum ersten Mal 100 Prozent ökologische Energie aus Wasserkraft selbst. Wir gewinnen, je nach Wasserstand, 40.000 kWh bis 80.000 kWh eigenen Strom regenerativ. Rein rechnerisch reicht das für bis zu 20 Haushalte pro Jahr“, berichtet Peter Müller, Geschäftsführer der Stadtwerke Weilheim Energie.

Um das Projekt umzusetzen, pachteten die Stadtwerke die alte Anlage von der Stadt, versahen sie mit 36 neuen Schaufeln aus Lärchenholz und einem hölzernen Überbau und rüsteten das Rad mit Getriebe und Generator und jeder Menge Zubehör wie Absperrschieber, Rechen und Spülklappe aus. „Der Schieber direkt vor dem Wasserwerk regelt automatisch elektronisch, wie viel Wasser maximal über die Schaufeln fließt. Der Wasserlauf zum Schieber ist mit einem Rechen bestückt. Dieser fängt Unrat wie Äste oder Grobkörniges ab und reinigt sich durch Rückfluss über die Spülklappe selbst“, erklärt Karl Neuner, Leiter operativer Betrieb bei den Stadtwerken Weilheim. Das Zusammenspiel von genannter Spülklappe, Schieber vor dem Wasserrad und Generator steuern zwei Pegelmesssonden. Sie regulieren automatisch per Steuerungstechnik den Wasserstand.

Lärchenwasserrad mit SPS

Um alle Funktionen und die Daten auch aus der Ferne im Griff zu haben, kam man um eine zeitgemäße Automatisierungslösung nicht herum. Die Firma Beab hat sich auf den Elektroanlagenbau für rein- und abwassertechnische Anlagen spezialisiert. Das Herzstück bildet nun eine SPS von Vipa.

Kontinuierliche Überwachung der Leistung,
Auch der erzeugte Strom lässt sich jederzeit ablesen – vor Ort oder per Fernwirktechnik auch vom Leitstand bei den Stadtwerken aus. (Bild: Vipa)

„Leistung, Qualität und Service müssen stimmen, was hier im Dauerbetrieb besonders wichtig ist. Mithilfe der schnellen Zähleingänge konnten wir hier ein preiswertes und schnelles Drehzahlerfassungssystem realisieren“, erzählt Werner Küspert von Beab, der das Projekt betreut und schon viele Komponenten von Vipa eingesetzt hat.

In Weilheim kommt das kompakte Modell Slio 015 mit schnellem Rückwandbus, Einzelkanaldiagnose-LEDs und stehender Verdrahtung zum Einsatz. Es lässt sich leicht montieren und kann durch sein modulares Konzept perfekt auf die jeweilige Aufgabe abgestimmt werden. Ergänzend wurde für die Schaltanlage ein touchbasierendes Anzeige- und Bediengerät von Vipa gewählt. Das Sieben-Zoll-Display dient zur Visualisierung von Messwerten – es können aber auch Sollwerte vorgegeben werden. Außerdem laufen hier Störmeldungen in Listenform auf und werden parallel auch einem zentralen Leitsystem aufgeschaltet.

Projekt als Vorbild für weitere Automatisierung

Auf diese Weise wird gewährleistet, dass gerade bei Unwettern und hohen Wasserständen stets alles unter Kontrolle ist. Auch der erzeugte Strom kann jederzeit eingesehen werden – wahlweise an der Anzeige vor Ort, aber auch im Leitstand bei den Stadtwerken. Selbst wenn die Anlage zu klein ist, um sich schnell zu amortisieren, trägt sie zur Ressourcenschonung bei. Peter Müller blickt optimistisch in die Zukunft: „Dieses Projekt kann als Vorlage für weitere dienen. Am Stadtbach haben wir einen Anfang gemacht. Und es werden noch mehr ökonomisch, ökologisch effiziente Projekte kommen – regenerativ, innovativ, nachhaltig.“ ssc

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