Eine aktuelle Studie des Capgemini Research Institute zeigt: Die Halbleiterindustrie steht am Scheideweg. Der Boom von Künstlicher Intelligenz (KI) und generativer KI (Gen AI) treibt die Nachfrage nach fortschrittlichen Chips massiv in die Höhe. Gleichzeitig werfen geopolitische Spannungen und Lieferkettenprobleme Schatten auf die Zukunft der Branche.
Für die Studie wurden 250 Führungskräfte aus der Halbleiterindustrie sowie 800 Führungskräfte aus zehn nachgelagerten Branchen (u. a. Industrieausrüstung, Automobil und Medizintechnik) in zwölf Ländern befragt. Die Umfragen fanden im November 2024 statt.
Automatisierer und Maschinenbauer stark von Custom Chips abhängig
Maßgeschneiderte Halbleiterlösungen entwickeln sich für viele Unternehmen zu einem strategischen Hebel, um sich von externen Anbietern unabhängiger zu machen. Sie bieten Vorteile wie schnellere Entwicklungszyklen, Kontrolle über ihr geistiges Eigentum, optimierte Funktionalität und eine bessere Integration in die eigene Hard- und Softwarelandschaft. 56 % der befragten Unternehmen gehen bereits diesen Weg, weitere 11 % wollen kurzfristig in die Nutzung maßgeschneiderter Chiplösungen einsteigen, 16 % erwägen so einen Schritt für später.
Vor allem die Hersteller von Industrieausrüstung (85 %) sowie Telekom-Unternehmen (82 %) sind besonders von kundenspezifischen Halbleitern abhängig.
Aus Sicht der Käufer von Halbleiter-Chips wird die massiv wachsende Nachfrage technologisch vor allem von drei Trends getrieben:
- Dem GPU Computing, bei dem Grafikprozessoren für allgemeine Aufgaben verwendet werden.
- Der Beschleunigung von Algorithmen im Bereich KI und ML (Machine Learning).
- Die Ausbreitung fortschrittlicher Drahtlos-Kommunikation durch 5G-Netzwerke.
Weiter wichtige Entwicklungen sind demnach Fortschritte in der Energieeffizienz von Halbleitern, gezielt entwickelte Hardware wie NPUs (Neural Processing Units) für KI-Aufgaben oder DPUs (Data Processing Units) für die Verarbeitung sehr großer Datenmengen sowie Chiplets für Spezialaufgaben, die zu größeren Einheiten kombiniert werden können.
Sicherheit und Nachhaltigkeit im Fokus
Neben Performance und Innovation rücken Nachhaltigkeit und Cybersicherheit in den Fokus. Unternehmen priorisieren umweltfreundlichere Fertigungsprozesse und robustere Lieferketten. Die Stabilität globaler Lieferketten bleibt aber die Achillesferse der Branche: Nur 40 Prozent der Hersteller sehen ihre Lieferketten derzeit als ausreichend stabil an. Um Risiken zu minimieren, setzen Unternehmen zunehmend auf Nearshoring – vor allem in den USA und Europa.