Die Datenübertragungskapazität von Glasfaser scheint noch lange nicht ausgereizt zu sein: nun haben Forschende aus Japan fast 23 Petabit pro Sekunde übertragen - neuer Weltrekord.

Die Datenübertragungskapazität von Glasfaser scheint noch lange nicht ausgereizt zu sein: nun haben Forschende aus Japan fast 23 Petabit pro Sekunde übertragen - neuer Weltrekord. (Bild: Adobe Stock - Nicolas delafraye)

Um den Rekordwert von 22,9 Petabit pro Sekunde in einen Kontext zu setzten: Mit dieser Übertragungsleistung ließe sich der komplette weltweite Internet-Datenverkehr über ein einziges Glasfaserkabel übertragen. Und das nicht einmal, sondern 22-fach!

Geschafft haben das die Forschenden des japanischen National Institute of Information and Communications Technology (NICT) durch die clevere Kombination mehrerer, teilweise noch junger Übertragungstechnologien:

  • Multicore/Multimode Fiber (MCF): Die verwendete Glasfaser enthält 38 räumliche getrennte Übertragungskanäle.
  • Space Division Multiplexing (SDM): Jeder dieser 38 Cores verfügt wiederum über drei unabhängige interne Datenkanäle.
  • QAM: Bei der Quadrature Amplitude Modulation werden  Amplitude und/oder Phase der Lichtwelle moduliert.
  • Wavelength Division Multiplexing (WDM): Die Daten werden innerhalb der Faser mit 750 verschiedenen Wellenlängen übertragen, was einer Bandbreite von 18,8 Terahertz entspricht.

Diese Kombination nennen die Forschenden "Extreme Space-Wavelength Multiplexing".

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Bis diese Art von Kabel die Labore verlassen und in der realen Anwendung ankommen wird, dürfte noch etwas Zeit vergehen:

  • Zum einen beschränkte sich die Übertragung bisher auf eine Entfernung von 13 Kilometern, was für den Einsatz der Technik etwa in Unterseekabeln noch viel zu wenig ist.
  • Zu anderen erfordert das Ein- und Auskoppeln der Daten spezieller Technik wie darauf angepasste MIMO-Geräte (Multiple Input Mutiple Output).

"Abgespeckte" Version den Kabels schon nahe realer Anwendung

Allerdings haben die Forscher bereits vor eineinhalb Jahren eine "abgespeckte" Version ihres Kabels mit nur vier statt 38 Cores und einem statt drei Modes pro Core vorgestellt. Diese Verbindung schafft immerhin noch ein Petabit pro Sekunde über eine Distanz von mehr als 50 Km und soll kompatibel mit aktuell existierender Netzwerkinfrastruktur sein. Hier scheint eine konkrete Anwendung innerhalb der nächsten Jahre realistisch zu sein.

Datenwachstum um den Faktor 1000 erwartet

Auch wenn Datenverbindungen mit Petabit-Datenraten heute noch als "Overkill" erscheinen, könnte sich das schnell ändern. Die Forschenden aus Japan gehen davon aus, dass der globale Datenverkehr in absehbarer Zeit um den Faktor 1000 ansteigen wird.

Der Autor: Peter Koller

Peter Koller
(Bild: Anna McMaster)

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Chefredakteur des Automatisierungsmagazins IEE. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein.

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