Als das AS-Interface Mitte der 1990er Jahre auf den Markt kam, gab es erst einmal wenig bis nichts, was man daran hätte besser machen können. Bis dahin mussten Aktuatoren und Sensoren noch aufwendig parallel verdrahtet werden. Und plötzlich stand dafür ein Bus zur Verfügung, der Daten und Energie auf einer Leitung transportierte, der absolute Topologiefreiheit bot und sich ganz einfach in übergeordnete Feldbusse integrieren ließ. Dazu kamen die unschlagbare Wirtschaftlichkeit, die kinderleichte Installation und Bedienung sowie die flexiblen Erweiterungsmöglichkeiten. Das typische gelbe Kabel wurde schnell zum Sinnbild für Effizienz, und AS-Interface avancierte innerhalb kürzester Zeit rund um den Globus zum De-Facto-Standard auf der untersten Ebene der Automation.
Sinnbild für Effizienz
Auch in der Sicherheitstechnik sorgte AS-Interface für einen echten Quantensprung: Mit ASi Safety at Work ist es etwa seit der Jahrtausendwende möglich, sichere und nicht-sichere Signale auf ein und derselben Leitung zu übertragen. Damit drang die Automation auch in das letzte Reservat der anachronistischen Parallelverdrahtung vor. Das Fachmagazin IEE bejubelte die bevorstehende Rodung kostenintensiver Kabelwälder damals als „Kahlschlag in der Sicherheitstechnik“. Während AS-Interface also gleichsam im Zeitraffer die Produktionsbetriebe auf allen Kontinenten eroberte, wurde das einfachste Bussystem der Welt über die Jahre kontinuierlich optimiert.
Einen der größten technologischen Schritte ging die internationale Gemeinschaft der ASi Hersteller Mitte der 2000er Jahre mit der Innovationsstufe 3.0, die unter anderem leistungsfähigere Slaveprofile ermöglichte. Aber auch unabhängig von neuen Spezifikationen ging es in der Entwicklung Schlag auf Schlag: So standen dem Anwender beispielsweise immer mehr Diagnosemöglichkeiten und immer intelligentere Vernetzungsoptionen zur Verfügung. Und auch das Angebot an Gateways, mit denen man zwei komplette ASi Kreise so einfach wie einen normalen Slave in den überlagernden Feldbus einbinden kann, wurde größer und größer.
Der Mannheimer Automatisierungsspezialist Bihl+Wiedemann, der zu Beginn der AS-Interface Ära den ersten zertifizierten ASi Master auf den Markt brachte, spielte auch jetzt bei der Entwicklung der technologischen Zukunftsstrategie von Anfang an eine tragende Rolle. Zusammen mit namhaften AS-Interface Herstellern und drei hochkarätigen Forschungseinrichtungen war das Unternehmen zunächst an einem Projekt beteiligt, an dessen Ende die Entscheidung stand, AS-Interface hin zu ASi-5 weiterzuentwickeln.
Dass ein nachhaltiger Evolutionssprung sinnvoll wäre, um das am weitesten verbreitete System an der Basis der Automation fit für die Zukunft zu machen, erkannten die AS-Interface Hersteller bereits, als moderne Ethernet-Lösungen immer stärker in die Automatisierungstechnik vordrangen, der Ruf nach mehr Daten durch smarte Sensoren immer lauter wurde und, obwohl das Schlagwort selbst erst später erfunden werden sollte, die Entwicklungen in Bezug auf die digitalisierte Fabrik nach der Vision von Industrie 4.0 zunehmend Fahrt aufnahmen.
Den Charakter von AS-Interface erhalten
Mit wieviel Weitsicht die damals gegründete Projektgruppe an ihre Aufgabe heranging, zeigt ein Blick auf die ersten strategischen Eckpunkte des zu erarbeitenden technologischen Konzepts. Denn die Tatsache, dass der digitale Wandel das Tempo in den Folgejahren immer weiter verschärfte, änderte nichts an den Basisüberlegungen der ASi-5 Pioniere. Von Beginn an völlig außer Frage stand beispielsweise die Forderung, dass der Charakter von AS-Interface auch auf der nächsten Innovationsstufe unbedingt erhalten bleiben sollte: seine Einfachheit, seine Robustheit und seine Wirtschaftlichkeit genauso wie die überlegene Elektromechanik, die Topologiefreiheit und die Interoperabilität. Dazu gehörte selbstverständlich auch die Abwärtskompatibilität innerhalb des Systems: Es musste also gewährleistet sein, dass sich die bisher aktuellen und die neuen ASi Komponenten problemlos an ein und demselben Kabel in ein und demselben Netz betreiben lassen.
Intensive Entwicklungsarbeit
Schnelle Einigung erzielte man auch bei der Definition der Stellschrauben, an denen man drehen wollte, um das AS-Interface optimal auf die digitale Zukunft vorzubereiten. Neben einer Verbesserung der Integrationsmöglichkeiten von IO-Link Sensoren standen dabei vor allem eine Erhöhung der Datenbreite und der maximalen Teilnehmerzahl sowie eine Verkürzung der Zykluszeiten und eine Verdopplung der Netzausdehnung im Fokus. Außerdem sollten die neuen ASi Master ihre Slaves künftig gleichzeitig und nicht nacheinander abfragen. Nachdem die beteiligten Firmen unter der technischen Leitung von Bernhard Wiedemann, Mitgründer und Geschäftsführer der AS-Interface Masters aus Mannheim, mehrere Jahre intensiver Entwicklungsarbeit in die nächste Generation des marktführenden Systems an der Basis der Automation investiert hatten, wurde der erste lauffähige Testaufbau auf der Mitgliederversammlung der Herstellervereinigung AS-International im Dezember 2016 präsentiert.
Die externe Veröffentlichung schließlich erfolgte auf der SPS IPC Drives 2018 in Nürnberg, unter dem richtungsweisenden Motto „ASi-5 – das Shuttle in die Digitalisierung“. Das ist die vielleicht wichtigste Botschaft, die AS-Interface mit dieser Premiere an seine Anwender sendet: Ganz gleich, welche Anforderungen die smarte Fabrik von morgen auch stellen wird – dank ASi-5 bleibt AS-Interface mit gesteigerter Performance, noch intelligenterer Kommunikation und erhöhter Flexibilität in jedem Fall der perfekte Zubringerbus von der Ebene der Aktuatoren und Sensoren zu allen übergeordneten Schnittstellen und bietet damit auch im Zeitalter des digitalen Wandels absolute Investitionssicherheit.