Schiff Fjord Norwegen

Bisher wird die Stromversorgung im Hafen oftmals über das Weiterlaufenlassen der Schiffsmotoren gewährleistet. Damit ist bald Schluss – zumindest in Norwegen. (Bild: pixabay NeilMorrell)

Die meisten Schiffe und Fähren werden noch mit Schweröl oder Diesel betrieben. Damit sind sie für fast drei Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich. Im Jahr 2022 stieß der globale Seeverkehrssektor etwa 710 Millionen Tonnen Treibhausgase aus, zu denen Europa schätzungsweise 129.000 Tonnen beitrug. Hinzu kommen die Emissionen von Ruß und Stickoxiden. Sogar im Hafen fallen Emissionen an, denn die Wasserfahrzeuge müssen dort ihren Strombedarf decken. Bisher wird die Stromversorgung im Hafen oftmals über das Weiterlaufenlassen der Schiffsmotoren gewährleistet. Damit ist bald Schluss – zumindest in Norwegen. Ab 2026, so der Beschluss der norwegischen Regierung, dürfen durch Kreuzfahrtschiffe, die in die Fjorde fahren, keine Emissionen mehr entstehen. Die Europäische Union zieht nach: Ab 2030 sind alle Verbrennungsprozesse an Kais in größeren Häfen verboten.

10 Fragen zum Thema Landstrom

  • Was ist Landstrom? Landstrom bezeichnet die Versorgung von Schiffen mit elektrischer Energie von Land aus, wenn sie im Hafen liegen, anstatt ihre Bordgeneratoren zu nutzen.

  • Warum wird Landstrom verwendet? Landstrom wird genutzt, um die Umweltbelastung durch Abgase und Lärm von Schiffsgeneratoren im Hafen zu reduzieren. Es hilft, die Luftqualität zu verbessern und den CO2-Ausstoß zu verringern.

  • Wie wird Landstrom an Schiffe geliefert? Landstrom wird über spezielle Anschlüsse und Kabel von landseitigen Versorgungsstationen direkt an das Schiff übertragen. Diese Anschlüsse müssen kompatibel mit den Systemen an Bord des Schiffes sein.

  • Welche Vorteile hat Landstrom für die Umwelt? Landstrom reduziert die Emissionen von Stickoxiden, Schwefeldioxid, CO2 und Feinstaub, die normalerweise durch den Betrieb von Schiffsgeneratoren entstehen. Dies trägt zur Verbesserung der Luftqualität im Hafenbereich bei.

  • Gibt es Vorschriften oder Gesetze zum Einsatz von Landstrom? Ja, in vielen Ländern und Häfen gibt es Vorschriften und Anreize zur Nutzung von Landstrom, um die Umweltbelastung zu verringern. Einige Häfen bieten finanzielle Anreize oder setzen strenge Emissionsgrenzen durch, die den Einsatz von Landstrom fördern.

  • Wie teuer ist die Umrüstung eines Schiffes auf Landstrom? Die Kosten für die Umrüstung eines Schiffes auf Landstrom können je nach Schiffstyp, Größe und bestehenden elektrischen Systemen variieren. Es kann von einigen Tausend bis zu mehreren Hunderttausend Euro kosten.

  • Welche Herausforderungen gibt es bei der Implementierung von Landstrom? Herausforderungen umfassen die Standardisierung der Anschlüsse und Spannungen, die hohen Kosten für die Umrüstung und Installation der Infrastruktur, sowie die Sicherstellung einer zuverlässigen Energieversorgung im Hafen.

  • Können alle Schiffe Landstrom nutzen? Nicht alle Schiffe sind standardmäßig mit der erforderlichen Ausrüstung ausgestattet, um Landstrom zu nutzen. Ältere Schiffe und einige spezialisierte Schiffstypen benötigen möglicherweise umfangreiche Nachrüstungen.

  • Wie wird die Nutzung von Landstrom abgerechnet? Die Abrechnung erfolgt normalerweise basierend auf dem tatsächlichen Stromverbrauch des Schiffes während seines Aufenthalts im Hafen. Häfen haben verschiedene Tarifsysteme und Abrechnungsmethoden.

  • Welche Häfen bieten Landstrom an? Viele große Häfen weltweit bieten mittlerweile Landstrom an, darunter Häfen in Europa, Nordamerika und Asien. Die Verfügbarkeit von Landstrom ist jedoch von Hafen zu Hafen unterschiedlich und nimmt stetig zu.

Strom anstelle von Treibstoff

Für solche Herausforderungen braucht es kluge Köpfe, die an neuen Ideen, Produkten und Lösungen tüfteln. Wie zum Beispiel bei Zinus AS. Das norwegische Unternehmen entwickelt innovative Lösungen für die Stromversorgung von Wasserfahrzeugen in Häfen. Indem sie beim Anlegen Strom von Land anstelle von Treibstoff nutzen, tragen die Lösungen zu einem umweltverträglicheren Hafenbetrieb sowie zu einer erheblichen Verringerung der Emissionen von Schiffen in Häfen bei.

Doch wie kommt der nachhaltigere Landstrom auf das Schiff oder Boot? Mit dem Zinus Port Power. Die Landstromlösung des norwegischen Pionierunternehmens lässt sich nahtlos in verschiedene Hafenumgebungen integrieren. Der Hauptvorteil dieses Landstromanschlusses liegt in einem vereinfachten Kabelhandling- und Schiffsanschlussverfahren: Die Leitung kann mithilfe der Ladelösung von oben über einen Turm oder über die Reling des Schiffes auf das Deck herabgelassen werden. Wesentlich für die Lösung ist ein Spezialkabel, das von Lapp, dem führenden Anbieter von integrierten Lösungen und Markenprodukten im Bereich Kabel- und Verbindungstechnologie, und Zinus gemeinsam entwickelt wurde. Es kommt nicht nur innerhalb der Landstromlösung, sondern auch bei anderen Kabelmanagementsystemen für Hafenstrom zum Einsatz.

Sonderleitung für raue Hafenbedingungen

Bisherige Landstromlösungen sahen es vor, das Kabel händisch von einer Trommel abzurollen und mit großem Kraftaufwand sowie hohem Verschleiß am Kai entlangzuziehen. Folglich wurden nur wenige Schiffe auf die neue Technologie umgerüstet und lange Zeit verfügten nur wenige Häfen überhaupt über Landstromanlagen. Hinzu kommt der Wellengang, der die Schiffe manchmal erheblich bewegt sowie der Unterschied zwischen Ebbe und Flut, der mehrere Meter betragen kann – alles Herausforderungen, die beide Unternehmen bei der Entwicklung der Landstromlösungen berücksichtigen mussten. „Mit dem Zinus Port Power machen wir einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit“, so Endre Eidsvik, CEO von Zinus AS.

Zinus bietet nicht nur den kompakten Port Power, sondern auch sogenannte Turmlösungen an. Ihre Besonderheit: Die Türme können sich um 180 Grad drehen und automatisch an Gezeitenänderungen von bis zu 10 Metern anpassen. „Das erforderte jedoch auch ein innovatives Kabel, das perfekt zu unseren Designs passt“, erklärt Eidsvik. „In Lapp haben wir einen Partner gefunden, der uns genau diese Lösung bieten konnte: Ein Kabel, das hohe elektrische Spannungen aushalten kann und über einen sehr kleinen Biegeradius verfügt, während es gleichzeitig sehr flexibel und so leicht wie möglich sein muss.“ Die Anwendung in der rauen Hafenumgebung erforderte darüber hinaus auch eine Leitung, die extremen klimatischen Bedingungen sowie hohen Belastungen standhalten kann. Dazu gehören beispielsweise UV-Strahlung, sehr niedrige Temperaturen oder der Kontakt mit Salzwasser.

In Zusammenarbeit mit Zinus entwickelte Lapp für diese Anwendung die sogenannte Highflex, die ihrem Namen gerecht wird. „Die Kollegen von Lapp haben die Herausforderung, vor die wir sie gestellt haben, angenommen und genau das entwickelt, was wir brauchten“, so Eidsvik. Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist ein innovatives, leichtes, sehr flexibles und qualitativ hochwertiges Kabel, das von jedem Besatzungsmitglied leicht gehandhabt und mit dem Schiff verbunden werden kann. Boote und Fähren können mittels der Ladelösung nun innerhalb von Minuten an die Landstromversorgung angeschlossen werden. Hierbei muss es Starkstrom aushalten können.

Lapp Erfindergeist für passgenaue Lösungen

Da das Kabel in „einem losen Bogen“ vom Turm herabhängt, kann es selbst bei rauem Gezeitenwasser oder starken Schiffsbewegungen nicht abreißen. Das platzsparende Design der gesamten Lösung macht Landstrom sowohl in kleinen Häfen als auch an großen Industriekais verfügbar. „Innovative Lösungen für kundenspezifische Herausforderungen finden – das macht Lapp aus“, sagt Matthias Lapp, CEO der Lapp Gruppe. „Sie spiegeln den Erfindergeist wider, der seit jeher tief in unserer DNA steckt. Gleichzeitig zeigen sie auch, was für großartige Ergebnisse mit den richtigen Partnern möglich sind.“

In der Folge der erfolgreichen Zusammenarbeit von Lapp und Zinus, entwickelte das norwegische Unternehmen eine dritte, autonome Ladesäulenlösung. Sie bewegt sich automatisch in die richtige Position über dem Schiff, senkt den Steckverbinder ab und schließt ihn automatisch an die Anschlussdose des Schiffes an. Das gesamte Procedere benötigt nur 20 Sekunden und eignet sich daher besonders für Fähren mit Elektroantrieb, deren Batterien schnell und effizient geladen werden müssen. Was die weitere Zusammenarbeit von Zinus und Lapp betrifft, so wollen beide Unternehmen auch in Zukunft weitere nachhaltige Projekte angehen und sind sich sicher: Det passer som hånd i hanske. (Wörtlich: Das passt wie die Hand in den Handschuh. Sinngemäß: Das sitzt wie angegossen.)

Eine Versorgung mit Landstromlösungen wie der von Zinus AS ist die Zukunft der Schifffahrt und unerlässlich für Häfen, die ihren ökologischen Fußabdruck senken wollen. Norwegen ist europäischer Vorreiter in puncto Landstrom und führt die umweltschonende Variante der Stromversorgung flächendeckend ein. Nach und nach werden auch die Schiffe und Fähren folgen, deren Maschinenanlagen umgebaut oder ausgetauscht werden müssen. So wird die Idee von der sauberen Schifffahrt in den norwegischen Fjorden Stück für Stück auch in internationalen Gewässern zur Realität.

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