Profilschienenführungen erfordern in der Regel eine aufwändigere Montage als Systeme mit Rundschiene. Systeme mit O-Anordnung erfordern wiederum mehr Aufwand als Lösungen mit X-Anordnung. Eine unsachgemäße Montage kann sich auf sämtliche Variablen negativ auswirken, insbesondere auf die Steifigkeit, Tragzahl und Laufruhe. Profilschienen reagieren besonders empfindlich auf Unebenheiten der Montageflächen. Schienen, die nicht perfekt ausgerichtet sind, verwinden sich im Betrieb, was zu unnötigem Verschleiß führt, der letztlich die Lebensdauer der Baugruppe verkürzt.
Das heißt, entweder müssen die Montageflächen sorgfältig vorbereitet werden, oder die einzelnen Bauteile müssen während der Montage mit Ausgleichsscheiben auf eine Höhe gebracht werden. Bei Anwendungen mit zwei parallel verlaufenden Schienen, jeweils mit zwei Laufwagen – eine gängige Anordnung – können alle vier Laufwagen mit einer Montageplatte verbunden werden, sodass sie sich gemeinsam bewegen. Nach Abschluss der ordnungsgemäßen Montage kann dies dazu beitragen, die Ausrichtung und Leistung des Systems aufrecht zu erhalten.
Systeme mit X-Anordnung der Lager erfordern ebenfalls eine präzise Montage, verzeihen jedoch kleinere Unebenheiten. Es gilt allerdings zu bedenken, dass diesem Typus generell Anwendungen vorbehalten sind, die weder hohe Tragzahlen noch eine hohe Präzision erfordern.
Flansch oder Laufwagen?
Je nach Anwendung können die Laufwagen mit oder ohne Flansch montiert werden. Flansche bieten eine breitere Montagefläche, um die Last besser auf der Schiene zu halten. Außerdem verfügen Flansche über durchgehende Bohrungen, sodass sie von oben und von unten montiert werden können, was gerade bei beengten Montagesituationen mehr Flexibilität bietet.
In anderen Fällen kann ein Flansch aber auch hinderlich sein. Wenn eine Schiene zum Beispiel am Rand eines Gehäuses verläuft, ist kein Platz vorhanden, um den Flansch zu befestigen. Daher haben sich mit den Jahren alternative Montagekonfigurationen herausgebildet, die mittlerweile Standards in der Achssteuerung darstellen. Die sieben Standard-Ausführungen für Laufwagen sind: Standard, Standard lang, Schmal, Schmal lang, Schmal hoch, Schmal lang hoch, Schmal kurz und Schmal kompakt. Für Kugelumlauf-Baugruppen sind sie in Größen von 15 bis 55 Millimeter erhältlich, für Rollen-Ausführungen von 25 bis 100 Millimeter. Für besonders kompakte Anwendungen können zudem Sondergrößen bestellt werden. Die Auswahl der Größe wird einerseits durch die Anwendung selbst bestimmt und andererseits durch die Umgebungsbedingungen beim Endanwender. Einfluss auf die Leistungsfähigkeit hat die Größe des Laufwagens jedoch in der Regel kaum oder gar nicht.
Trotz der verfügbaren Standardgrößen kann je nach Anforderung der Anwendung eine Sonderausführung notwendig sein. So kann beispielsweise die Anordnung der Montagebohrungen vom Standard abweichen. Beim Wechsel von einer Herstellermarke zu einer anderen wird möglicherweise eine Adapterplatte benötigt.
Besondere Merkmale
Die Wahl der Werkstoffe stellt die Konstrukteure vor weitere Fragen. Die meisten Ausführungen sind in Einsatzstahl beziehungsweise Edelstahl für korrosive Umgebungen verfügbar. Darüber hinaus gibt es verchromte Modelle, die einen gewissen Korrosionsschutz bieten, wenngleich nicht in dem Maße wie Edelstahl.
Systeme mit Kugellagern neigen grundsätzlich zur Geräuschentwicklung. Moderne Technologien mit Kugeldistanzscheiben und Kugelketten können das Laufgeräusch um 30 bis 40 Prozent reduzieren. Für einige Kugelumlaufsysteme in O-Anordnung gibt es zudem besonders geräuscharme Ausführungen, die Distanzscheiben zwischen den einzelnen Lagern verwenden.
Die Qual der Wahl
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Kosten und Konstruktion einer Linearführung werden durch zahlreiche Faktoren beeinflusst. Für Anwendungen, bei denen es auf höchste Steifigkeit ankommt, entscheiden sich die Konstruktions-ingenieure in der Regel für Kugel oder Rollenlager in O-Anordnung (back-to-back). Spielt die Steifigkeit dagegen nur eine untergeordnete Rolle, kommt möglicherweise die sogenannte X-Anordnung (face-to-face), ebenfalls mit Kugel- oder Rollenlager, infrage. Allerdings gilt diese Regel nicht unbedingt in allen Situationen.
Wenngleich die O-Anordnung beispielsweise die beste Wahl für hochpräzise, hochbelastete Anwendungen sein mag, eignet sich die X-Anordnung möglicherweise besser für Anwendungen, bei denen hohe Laufruhe und geringe Kosten entscheidende Kriterien sind. Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten, Konstruktionen mit X-Anordnung mehr Steifigkeit zu verleihen, genauso wie es möglich ist, bei Lösungen mit O-Anordnung eine höhere Laufruhe zu erreichen.
Letztlich läuft es darauf hinaus, die vorgesehene Last und den Einbauort der Linearführung zu bestimmen – eine Vorgabe, die sich im Lichte der festgestellten Vor- und Nachteile durchaus noch ändern kann.
Auswahlwerkzeuge helfen bei der Suche
Auf der Suche nach der optimalen Lösung gibt es zahlreiche Auswahl- und Auslegungswerkzeuge, die den Anwender unterstützen. Thomson hat beispielsweise Werkzeuge, die mithilfe einer umfassenden Reihe von Algorithmen verschiedene Anwendungsfaktoren durchrechnen und die Ergebnisse mit einer Datenbank verfügbarer Technologien abgleichen, um die optimale Lösung zu ermitteln.
Zur Unterstützung von Konstrukteuren gibt es bei dem Unternehmen spezielle Teams aus Anwendungsingenieuren, die bei der Wahl der bestmöglichen Lösung helfen. Auch umfangreiche technische Unterlagen, Whitepaper, Webinare, Anleitungsvideos und Ähnliches finden sich im Bereich „Design Tools“ auf der Webseite des Anbieters.
Angesichts derart zahlreich verfügbarer Optionen kommt es am Ende auf die Entscheidung der Ingenieure an, und darauf, die – ausgesprochenen und unausgesprochenen – Wünsche der Kunden korrekt zu interpretieren, um die endgültige Lösung zu ermitteln.
überarbeitet von der Redaktion Automation NEXT