Frau Forssbohm, unter welchen Voraussetzungen lohnt sich für Konstrukteure und Ingenieure ein Executive MBA-Studium?
Wenn ein Ingenieur eine reine Fachfunktion einnimmt, lohnt sich ein EMBA nicht. Sobald aber Teamleitung, erste Führungsrollen, Budgetverantwortung oder interdisziplinäre Projekte dazu kommen, wird ein EMBA spannend, weil das Programm der Weg zum Generalisten ist. Diese branchenübergreifende Sicht kann auch durch eine Inhouse-Schulung niemals effizient vermittelt werden.
Das heißt, wenn ein Ingenieur mehr managen und einen ganzen Bereich führen möchte, vielleicht auch weltweit, dann wäre so ein Programm gut?
Ganz genau. Und zwar deswegen, weil es Bereiche anspricht, die ein Ingenieurstudium nicht bietet. Dazu gehören u.a. Betriebswirtschaft und Finance. Diese Bereiche sind wichtig, um in der Betriebsführung mitreden zu können. Außerdem liegt beim EMBA ein ganz starker Fokus auf den Bereichen Management und Menschenführung, die in einem technischen Studium überhaupt nicht vermittelt werden. Der EMBA vermittelt also die Kompetenz für Führung und Verhandlung sowie Soft skills und sorgt so für einen selbstsicheren Auftritt, der sehr wichtig ist, um bei Unternehmensführungsentscheidungen mitzureden.
Aber um in ein EMBA-Programm aufgenommen zu werden, benötige ich doch auch schon vorher eine Führungsposition?
Es wird nicht zwingend Personalverantwortung erwartet. Das geht in vielen Bereichen gar nicht. Viele, die aus dem IT-Bereich kommen, arbeiten zwar in übergreifenden globalen Teams, haben aber keine Personalverantwortung. Aber jeder arbeitet in gewissen interdisziplinären Projekten. Deshalb wird auch die Projekt- oder Budgetverantwortung bei unserem Aufnahmeverfahren anerkannt. Wir legen insgesamt sehr viel Wert darauf, welche Erfahrungen jemand in die Klasse mitbringt, von der andere profitieren können.
Kann ich mich denn als Ingenieur, wenn ich schon über ein paar Jahre Berufserfahrung mit Budgetverantwortung verfüge, mit einem EMBA auf der Karriereleiter hoch katapultieren?
Das kann man, auch wenn es nicht zwingend der Fall ist, denn es hängt auch von vielen anderen Faktoren ab. Aber grundsätzlich gibt dieses Studium das Werkzeug dazu, dass man sich sehr weit hoch katapultieren kann. Sicherlich hat jeder einzelne seine eigene Erwartungshaltung an so ein Studium. Manche möchten das, was sie tun, besser können oder bei den globalen Themen eher mitreden können. Andere möchten sich in neuen beruflichen Zweigen weiter entwickeln. Ich glaube, dem Weg in dieses Studium hinein liegt zwingend immer der Wunsch nach Veränderung zugrunde. Und Veränderung kann ja auch mit dem zu tun haben, was man gerade macht. Aber grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass mit dem EMBA ein Veränderungsprozess in Gang gesetzt wird.