Hardware oder Software, das ist hier die Frage? In der Realität ist in der Regel beides vonnöten, doch in der Hochschulausbildung hat sich die Attraktivität stark vom Maschinenbau auf die Informatik verlagert.

Hardware oder Software, das ist hier die Frage? In der Realität ist in der Regel beides vonnöten, doch in der Hochschulausbildung hat sich die Attraktivität stark vom Maschinenbau auf die Informatik verlagert. (Bild: Stock.Adobe.com - Gorodenkoff)

Die Ingenieurwissenschaften gelten als Herzstück der deutschen Wirtschaft. Auch deshalb gab es in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Initiativen von Politik und Fachverbänden, um mehr junge Menschen für ein entsprechendes Studium zu begeistern. „Leider waren diese Bemühungen nicht in ausreichendem Maße erfolgreich“, lautet die nüchterne Bilanz von Marc Hüsch,  Experte für Statistik und Datenvisualisierung beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

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Trotz zahlreicher Kampagnen sei in vielen ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen eher ein Rückgang der Erstsemester- und Studierendenzahlen zu beobachten, so eine  Auswertung des CHE. „Eine Ausnahme bildet die Informatik, aber auch hier reichen die Studierenden- und Absolventenzahlen nicht aus, um den Fachkräftebedarf zu decken“, so Hüsch weiter.

So sieht die aktuelle Lage bei den Ingenieursstudiengängen aus:

Die wesentlichen Erkenntnisse der CHE-Studie

  • Es herrscht in Deutschland ein Fachkräftemangel in den Ingenieurwissenschaften und im Bereich IT, der für die IT auch bis 2040 prognostiziert wird.
  • In der Informatik stiegen die Erstsemesterzahlen bis zuletzt (WS 2023/24), der Anstieg der Studierendenzahlen verlangsamte sich allerdings in den letzten Jahren.
  • Maschinenbau/Verfahrenstechnik und Elektrotechnik & Informationstechnik haben dagegen mit sinkenden Erstsemesterzahlen zu tun, die sich aber in den letzten drei Jahren auf niedrigerem Niveau stabilisiert haben.
  • Die Rückgänge bei den Erstsemesterzahlen dieser beiden Studienbereiche gehen insbesondere auf einen Rückgang in der (zahlenmäßig größten) Gruppe der männlichen deutschen Studienanfänger zurück. Nur bei weiblichen ausländischen Studienanfängerinnen gab es einen leichten Zuwachs.
  • Insgesamt bleibt die Fächergruppe der Ingenieurwissenschaften (inkl. Informatik) mit einem Anteil von rund 25 Prozent die Fächergruppe mit dem geringsten Anteil weiblicher Studierender.
  • Unter den ausländischen Studierenden  der Fächergruppe stammt mittlerweile die Mehrheit aus Indien, das China als häufigstes Herkunftsland abgelöst hat.

Ingenieurmangel wird sich noch verschärfen

Die deutschen Hochschulen generieren derzeit nicht genügend AbsolventInnen, um den Fachkräftebedarf in den Ingenieurwissenschaften zu decken, so das CHE in seinem Fazit. Der Trend der vergangenen Jahre (sinkende Erstsemesterzahlen und Studierendenzahlen) deutet darüber hinaus auf eine Verschärfung des Mangels hin.

Die zahlreichen Bemühungen von Politik und Fachverbänden, mehr junge Menschen in Deutschland für einen MINT-Studiengang zu gewinnen, scheinen bisher nicht aufgegangen zu sein. Im Bereich der Ingenieurwissenschaften hat bei der Entwicklung der Studierendenzahlen allenfalls eine Verschiebung stattgefunden, von Maschinenbau und Elektrotechnik zur Informatik – gewissermaßen von der Hardware zur Software.

Weiterhin problematisch sind zudem die hohen Studienabbruchquoten von zum Teil mehr als 40 Prozent im Bachelorstudium.

Der Autor: Peter Koller

Peter Koller
(Bild: Anna McMaster)

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Chefredakteur des Automatisierungsmagazins Automation NEXT. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein.

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