Dragonfire-System im Einsatz

IMMA FIRIN MAH' LAZER! - Britisches Verteidigungsministerium schiesst mit dem Laserwaffensystem Dragonfire erstmal Luftziele ab. (Bild: British Ministry of Defence)

Wie das britische Verteidigungsministerium berichtet, wurde bei einem Versuch auf dem Schießplatz des Verteidigungsministeriums mit dem Dragonfire-Laserwaffensystem (Laser Directed Energy Weapons, LDEW) erstmals in Großbritannien eine Laserwaffe mit hoher Leistung gegen Luftziele abgefeuert. Die Reichweite von Dragonfire ist geheim, aber es handelt sich um eine Sichtlinienwaffe, die jedes sichtbare Ziel bekämpfen kann.

Momentan wird vom britischen Verteidigungsministerium zusätzlich noch eine EMP-Waffe angeschafft. Mehr Info dazu hier.

Video zum Test der Laserwaffe

Dragonfire nutzt britisches Know-How, um mittels eines Hochleistungslasers Energie über große Entfernungen zu strahlen. Die erforderliche Präzision entspricht dem Treffer einer 1-Pfund-Münze aus einer Entfernung von einem Kilometer.

Lasergesteuerte Energiewaffen können Ziele beinahe ohne Verzögerung bekämpfen und mit einem intensiven Lichtstrahl zerschneiden oder zu schmelzen, was zu strukturellem Versagen und Kontrollverlust führt. Wenn der Sprengkopf getroffen wird, ist der Ausfall des Systems natürlich augenblicklich.

10 Sekunden Aktivität, entspricht den Kosten eines normalen Heizgeräts für nur eine Stunde. Das Lasersystem hat daher das Potenzial, langfristig eine kostengünstige Alternative für bestimmte Aufgaben zu werden (Drohnen- oder Projektilabwehr), die derzeit von kostenintensiven Raketensystemen übernommen werden. Man denke an das 1-Million-Dollar-Rakete-auf-10-Dollar-Zelt-Paradoxon im Afghanistankrieg. Die Betriebskosten des Lasers liegen - laut Angaben des Verteidigungsministeriums - in der Regel unter 10 £ pro Schuss.

DragonFire Laser Turret
Der "böse Ende" des Dragonfire-Systems - 50 kW Laserenergie werden hier abgestrahlt. Mit einer Zielabweichung von etwa 2 cm/km (Bild: British Ministry of Defence)

Vor- und Nachteile militärisch genutzter Laserwaffen

Vorteile militärisch genutzter Laserwaffen:

  1. Präzision:

    • Laserwaffen bieten eine außergewöhnliche Präzision bei der Zielverfolgung und -zerstörung. Die hochgerichtete Energie ermöglicht es, Ziele mit hoher Genauigkeit zu treffen.
  2. Schnelligkeit:

    • Da Laser mit Lichtgeschwindigkeit reisen, können sie Ziele nahezu sofort erreichen. Dies führt zu einer sehr schnellen Reaktionszeit.
  3. Unbegrenzte Munition:

    • Im Gegensatz zu konventionellen Waffen benötigen Laserwaffen keine physische Munition, was die Notwendigkeit von Nachschub reduziert und längere Einsätze ermöglicht.
  4. Niedrige Betriebskosten:

    • Obwohl die Anschaffungskosten hoch sein können, sind die Betriebskosten im Vergleich zu konventionellen Waffen oft niedriger, da keine teuren Munitionen benötigt werden.
  5. Geringere Erkennbarkeit:

    • Laserstrahlen sind im Gegensatz zu ballistischen Projektilen für das bloße Auge schwerer zu erkennen, was die Stealth-Eigenschaften verbessern kann.

Nachteile militärisch genutzter Laserwaffen:

  1. Atmosphärische Beeinträchtigungen:

    • Laserstrahlen können durch atmosphärische Bedingungen wie Nebel, Regen oder Staub beeinträchtigt werden, was ihre Wirksamkeit verringern kann.
  2. Energiebedarf:

    • Laserwaffen erfordern leistungsstarke Energiequellen, die möglicherweise schwer und sperrig sind. Dies kann die Mobilität und den Einsatzbereich beeinträchtigen.
  3. Gegenmaßnahmen:

    • Es besteht die Möglichkeit, dass feindliche Streitkräfte Gegenmaßnahmen entwickeln, um die Wirksamkeit von Laserwaffen zu minimieren, zum Beispiel durch die Verwendung von speziellen Materialien oder Beschichtungen.
  4. Reichweitenbeschränkungen:

    • Die Reichweite von Laserwaffen kann begrenzt sein, insbesondere wenn sie durch atmosphärische Bedingungen oder technologische Einschränkungen beeinträchtigt werden.
  5. Entwicklungs- und Testphasen:

    • Viele Laserwaffen befinden sich noch in den Entwicklungs- und Testphasen. Es könnte einige Zeit dauern, bis sie in großem Umfang einsatzbereit sind.

Dragonfire wird im Auftrag des britischen Verteidigungsministeriums vom Defence Science and Technology Laboratory (Dstl) geleitet, das mit seinen Industriepartnern MBDA, Leonardo und Qinetiq zusammenarbeitet.

Mit diesem Meilenstein wurde der Nachweis erbracht, dass das System in der Lage ist, Luftziele auf relevante Entfernungen zu bekämpfen, und stellt einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Einführung dieser Technologie in den Dienst dar. Sowohl das britische Heer als auch die Royal Navy erwägen den Einsatz dieser Technologie als Teil ihrer künftigen Luftverteidigungsfähigkeiten.

Verteidigungsminister Grant Shapp sagte dazu:

Diese Art von hochmodernen Waffen hat das Potenzial, das Kampfgeschehen zu revolutionieren, indem sie die Abhängigkeit von teurer Munition verringert und gleichzeitig das Risiko von Kollateralschäden senkt.

Investitionen mit Industriepartnern in fortschrittliche Technologien wie Dragonfire sind in einer hart umkämpften Welt von entscheidender Bedeutung, da sie uns helfen, den Vorsprung im Kampf zu halten und die Sicherheit der Nation zu gewährleisten.

Der jüngste Meilenstein baut auf einer Reihe äußerst erfolgreicher Versuche auf und ist eine erfolgreiche Demonstration der Fähigkeit des Dragonfire-Systems, sich bewegende Luft- und Seeziele mit sehr hoher Genauigkeit auf Distanz zu bekämpfen.

Aufbauend auf diesen Ergebnissen hat das britische Verteidigungsministerium angekündigt, ein mehrere Millionen Pfund schweres Programm zu finanzieren, um die Technologie aus dem Forschungsumfeld auf das Schlachtfeld zu übertragen.

Der jüngste Versuch wurde von der Defence Science and Technology (DST) Organisation des Verteidigungsministeriums und von anderen strategischen Programmen gefördert und von vielen anderen Regierungsstellen unterstützt, sodass alle behördlichen und sicherheitstechnischen Genehmigungsanforderungen erfüllt werden konnten.

Der Geschäftsführer von Dstl, Dr. Paul Hollinshead, ist sicher:

"Mit diesen Versuchen haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht, um die potenziellen Möglichkeiten und Bedrohungen zu verstehen, die von gerichteten Energiewaffen ausgehen. Mit dem Wissen, den Fähigkeiten und jahrzehntelangen Einsatzerfahrung ist die Expertise des Dstl von entscheidender Bedeutung für die Vorbereitung der Streitkräfte auf die Zukunft."

Laser gegen Huthi-Angriffe

Laut einem Bericht bei der Times wollen britische Politiker die Entwicklung nun beschleunigt vorantreiben. So hofft man, das System bald zur Abwehr von Angriffen der Huthi-Rebellen im Jemen auf die Handelsschifffahrt einsetzen zu können.

Die Angriffe fanden zuletzt in den Gewässern des Roten Meeres und in der Nähe der strategisch wichtigen Meerenge Bab al-Mandab statt. Diese Angriffe haben internationale Besorgnis ausgelöst, da sie das Potenzial haben, den Seehandel in einer der verkehrsreichsten und wirtschaftlich bedeutendsten Wasserstraßen der Welt erheblich zu beeinträchtigen.

Video zu den Hintergründen der Huthi Angriffe und der Operation "Prosperity Guardian"

Bernhard Richter verantwortlicher Redakteur keNEXT
(Bild: B.Richter)

Der Autor Bernhard Richter ist verantwortlicher Redakteur für die keNEXT. Er beschreibt sich selbst als besserwisserischer olivgrün angehauchten Nerd-Metaller mit einem Hang zu allem Technischen, Faszinierendem, Absurden. Das ganze gepaart mit einem deftigen Schuss schwarzem Humor. Der studierte Magister Anglistik, Geschichte und Ethnologie hat mittlerweile schon einige Jahre (Fach-) Journalismus auf dem Buckel, kennt aber auch – dank Ausflug in die PR – die dunkle Seite der Macht.

Privat findet man ihn oft in Feld und Flur – aber auch auf dem Motorrad, in der heimischen Werkstatt Wolfsburger Altmetall restaurieren oder ganz banal (mit Katze auf dem Schoß) vorm Rechner, zocken.

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