Während die Konstrukteure und Ingenieure arbeiten, bereitet sich der Nachwuchs der Mitarbeiter des

Während die Konstrukteure und Ingenieure arbeiten, bereitet sich der Nachwuchs der Mitarbeiter des Spezialisten für Sensortechnik Balluff in der Kindertagesstätte Nesthäkchen spielerisch aufs Leben vor. (Bild: Frank Eppler/Balluff)

Als Wickelvolontariat verspottete der CSU-Politiker Peter Ramsauer die sogenannten Vätermonate bei ihrer Einführung. Seit dem Jahr 2007 zahlt der Staat Elterngeld, und das nicht nur zwölf, sondern sogar 14 Monate, wenn auch die Väter mindestens zwei Monate in Elternzeit gehen. Im bundesdeutschen Durchschnitt lag die Väterbeteiligung der im Jahr 2011 geborenen Kinder bei 27,3 Prozent. So bezogen laut Statistischem Bundesamt die Väter von 181.000 der rund 663.000 geborenen Kinder Elterngeld. Keine Frage, das alte Rollenbild des hart arbeitenden Vaters, der Kind und Haushalt der Ehefrau überlässt, bröckelt. Aber noch ringen die Väter mit sich und ihrer Umwelt.

Zerrissen zwischen Wunsch und Wirklichkeit

„Väter zwischen traditionellem und neuem Rollenverständnis“ betitelte das Bundesforum Männer auf seiner Homepage einen Beitrag über eine durch das Institut Forsa durchgeführte Studie der Zeitschrift Eltern zum Thema Väter. Die Ergebnisse offenbarten eine große Widersprüchlichkeit, so Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki bei der Präsentation. „Zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ lautet der entsprechende Artikel auf www.eltern.de. Danach hätten 43 Prozent der Väter gern mehr Zeit für die Familie; und 15 Prozent haben sogar das Gefühl, weder im Beruf noch in der Familie allen gerecht zu werden. Trotzdem fühlen sich drei Viertel der Befragten größtenteils für die finanzielle Versorgung der Familie zuständig. Immerhin vermuten 41 Prozent der abhängig beschäftigten Väter, die Elternzeit wirke sich sehr oder eher negativ auf die Karriere aus. „40 Prozent glauben nicht, dass die Elternzeit eine Rolle spielt und immerhin zehn Prozent sehen die Auswirkung einer Elterzeit sogar eher oder sehr positiv“, schreibt der Autor Nicol Ljubic.

 

Thiemo Bayer  Thiemo Bayer, Teamleiter in der Abteilung Inspektion (Mechanical Components),
Thiemo Bayer Thiemo Bayer, Teamleiter in der Abteilung Inspektion (Mechanical Components), Geschäftsbereich Zentrales Qualitäts- und Umweltmanagement bei Balluff

„Die Gleitzeit ist eine wichtige Sache. Bevor mein Sohn auf die Welt gekommen ist, habe ich morgens sehr früh angefangen zu arbeiten. Das war nach der Geburt so nicht mehr möglich, weil ich morgens mitgeholfen habe und Zeit mit ihm verbringen wollte. Und hier habe ich die Gleitzeit in Anspruch genommen und wenn mein Sohn krank war, habe ich einen Gleittag genommen. Was toll ist: Die Firma Balluff unterstützt einen Vollzeitkrippenplatz mit 150 Euro Zuschuss pro Kind und Monat.“

 

Balluff unterstützt Elternzeitler

Dabei stellen sich Branchenunternehmen wie beispielsweise Balluff durchaus auf die Wünsche der jungen Väter ein. Und eine Elternzeit muss nicht zum Karrierehindernis werden, wenn man auch die Belange des Unternehmens berücksichtigt, die Elternzeit rechtzeitig ankündigt und sich nicht gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt eines Projektes in die Unerreichbarkeit verabschiedet.

Beim südlich von Stuttgart, in Neuhausen auf den Fildern, beheimateten Spezialisten für Sensortechnik Balluff sieht man die Elternzeit von männlichen Ingenieuren und Konstrukteuren „absolut positiv“, sagt Kerstin Alber, Teamleiterin der Entgeltabrechnung. „Natürlich möchten wir es auch den Männern ermöglichen, wenn sie den Wunsch haben, dass sie in Elternzeit gehen können.“

Deshalb besorgt Balluff nicht nur bei längeren Elternzeiten eine Ersatzkraft, das Unternehmen bietet auch flexible Arbeitszeiten an. Auch Teilzeit nach den verschiedensten Modellen, wie beispielsweise von Montag bis Mittwoch, oder traditionell halbtags ist in Abstimmung mit der Abteilung machbar. Damit die Eltern unbesorgt in den Beruf zurückkehren können, hält das Unternehmen fünf Belegplätze in der Kinderkrippe Nesthäkchen vor. Dass nur die Mütter zu Hause bleiben sollen, hält man bei Balluff für überholt: „Wir haben uns im Gemeinderat engagiert als diese Kindertagesstätte ins Leben gerufen wurde“, erzählt Alber. „Dort saßen auch Vertreter einer konservativen Generation. Wir mussten sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, weil die der Meinung waren, dass Kinder bis drei Jahre daheim bei der Mutter bleiben sollen. Und dann haben wir gefragt: Sie haben doch auch eine Tochter, der Sie das Studium finanziert haben. Finden Sie das gut, wenn Ihre Tochter trotz der guten Ausbildung daheim beim Kind sitzt?“ Das finanzielle Argument überzeugte auch den letzten Zweifler. Kurz: Die Krippe kam. Von ihr profitieren nun Balluff-Mitarbeiter wie Thiemo Bayer, Teamleiter in der Abteilung Inspektion (Mechanical Components), der bald bereits sein zweites Kinder dort betreuen lässt und pro Kind und Monat sogar noch einen Zuschuss in Höhe von 150 Euro von seinem Arbeitgeber erhält.

Doch zurück zur Elternzeit: Einer der Vorreiter bei Balluff war Produktmanager Niko Haubensack, der bei seinen beiden Kindern jeweils zwei Monate Elternzeit nahm. Weil er als Teamleiter fungierte, machte sich sein direkter Vorgesetzter im ersten Moment Sorgen wegen der in dieser Zeit anfallenden Arbeit. Doch Haubensack war gut vorbereitet und konnte seinen Chef beruhigen: Er hatte schon mehrere Monate vor dem Beginn der Elternzeit ein Konzept in der Tasche, splittete die Monate auf, und hatte bereits mit seiner Abteilung gesprochen, wer wann in Urlaub geht und wann für seine Abwesenheit der beste Zeitpunkt wäre. Außerdem kommunizierte er seinem Team: „Wenn es Fragen gibt, bin ich als Vorgesetzter auch erreichbar.“ Sein Plan ging auf. Negative Reaktionen aus seinem Team hat er nicht kassiert und dank der guten Vorbereitung haben die Kollegen die Arbeit auch ohne ihn hinbekommen. Die Zeit mit seinen Kindern hat er sehr genossen und möchte sie nicht missen. „Ich persönlich finde, man hat eh viel zu wenig von den Kindern, wenn man im Berufsleben steht“, sagt er. „Die Elternzeit war eine wunderschöne Zeit, die mich persönlich weitergebracht hat und ich denke, ich kann die Erfahrung mit in die Firma nehmen. Es ist sicherlich eine Win-Win-Situation, auch wenn es in diesen zwei Monaten etwas enger werden könnte für die Kollegen.“

Autorin Angela Unger, Redaktion

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