Die Welt ist schon längst zum globalen Dorf zusammengewachsen. Auch die Hersteller von Maschinen und Anlagen, die ihre Produkte für internationale Märkte konstruieren, unterliegen deshalb den globalen Trends und harten Wettbewerbsbedingungen. Und die erfordern mehr als nur technische Brillanz und exzellente Produkte, für die deutsche Ingenieure weltweit einen guten Ruf genießen. Wer sich durchsetzen will, benötigt vor allem Markt- und betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Dabei gibt es ein Problem: Welcher Ingenieur kennt sich so fundiert mit Finanzierung, globalem Business, Marketing, unternehmerischen Handeln und Strategie aus, dass er es mit einem Betriebswirt aufnehmen kann?
Doch es scheint eine Lösung zu geben. Sie nennt sich Executive MBA (Executive Master of Business Administration). Dabei handelt es sich um ein berufsbegleitendes MBA-Studium, das sich speziell an Akademiker richtet, die im Schnitt 10-15 Jahre Berufserfahrung und mehrere Jahre Führungserfahrung mitbringen. Diesen möchte das Studium die noch fehlenden Manager-Kenntnisse vermitteln oder bereits vorhandene Kenntnisse deutlich vertiefen. „Durch die Tatsache, dass es ständig neue Technologien gibt und sich global alles permanent verändert, sind die Unternehmen mit Lücken hinsichtlich der Fähigkeiten und Führungspersönlichkeiten konfrontiert, die von Absolventen von EMBA-Programmen ausgefüllt werden“, sagt Michael Desiderio, leitender Direktor bei EMBAC, einem gemeinnützigen Verband von Universitäten und Colleges, die Executive-MBA-Programme anbieten.
Executive MBA: Weiterbildung für Berufserfahrenen
Wer sich für einen Executive-MBA-Studiengang entscheidet, muss nicht mehr weit reisen. Auch deutsche EMBAs finden inzwischen international Anerkennung. So spielten nach dem Ranking der Financial Times im Jahr 2015 von den deutschen Anbietern die folgenden in der internationalen Liga der EMBA-Programme mit: Am besten schnitt mit Platz 13 für ihr Programm „ESPC Europe EMBA“ die ESCP Europe mit ihren Standorten in Berlin, London, Madrid, Paris und Turin ab. Die Kellog/WHU Beisheim in Vallendar belegte mit dem „Kellog-WHU EMBA“ im weltweiten Vergleich Platz 20. Danach folgte die in Berlin ansässige ESMT – European School of Management and Technology mit ihrem Programm „ESMT EMBA“ auf Platz 30. Das Programm „Essec Mannheim“ der Mannheim Business School schaffte es im internationalen Vergleich auf Platz 45 und die HHL Leipzig Graduate School of Management erreichte mit dem „Part-Time MBA“ den 81. Platz.
Im Unterschied zu einem klassischen Master of Business, der sich meist an jüngere Akademiker mit wenigen Jahren Berufserfahrung richtet, sind die Absolventen eines EMBA älter. Wie der EMBAC, dem über 200 Universitäten aus 25 Ländern angehören, durch seine jüngste Mitgliederbefragung von März bis Juni 2015 herausgefunden hat, liegt die durchschnittliche Arbeitserfahrung, die Studenten mitbringen, bei 13,9 Jahren. Dabei verfügen sie durchschnittlich über neun Jahre Management-Erfahrung.
Teure Ausbildung
Das kann auf der einen Seite nachteilhaft sein, weil man sich an den Lernalltag eines Studenten erst wieder gewöhnen und zudem die Anforderungen von Beruf, Studium und einer bereits gegründeten Familie unter einen Hut bekommen muss. Auf der anderen Seite lassen sich mit einem höheren Gehalt die Kosten für ein solches Weiterbildungsprogramm besser finanzieren. Und die sind, zumindest bei den renommierten Schulen, gewaltig. Die Mannheim Business School verlangt für den 18-monatigen Kurs „ESSEC und MANNHEIM Executive MBA“ Gebühren in Höhe von 49.500 Euro. An der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar schlägt das zweijährige Studium mit 79.000 Euro zu Buche und die HHL Leipzig Graduate School of Management verlangt 45.000 Euro für den „Global Executive MBA“. An der ESCP Europe kostet die Teilnahme am Executive MBA 51.000 Euro. An der ESMT muss man 57.500 Euro investieren. Die Reisekosten sind in diesen Gebühren noch nicht enthalten.
Geld, das erst einmal finanziert sein möchte. Weil das auch die Schulen wissen, vergibt mehr als die Hälfte der weltweiten Universitäten, die EMBA-Programme anbieten, Stipendien. Auf diesem Wege erhielten 22,8 Prozent der im Jahr 2015 eingeschriebenen Studenten die volle finanzielle Unterstützung. Glück haben auch diejenigen, deren Arbeitgeber zumindest einen Teil der Kosten übernimmt. Doch etwa 41 Prozent der Studenten mussten für ihren EMBA auf eine finanzielle Unterstützung durch ihr Unternehmen verzichten.