Alle sprechen von digitaler Transformation. Digitalisierung betrifft jedes Unternehmen und jede Branche. Sie verändert alle Geschäftsmodelle, manche langsamer, manche schneller, und das bisweilen sogar radikal. Dabei gibt es auch hierzulande viele gute Beispiele, wo Unternehmen in der Digitalisierung eine Chance gesehen haben, bereits erfolgreich unterwegs sind und neue Arbeitsplätze schaffen. Trotzdem dominiert in Deutschland flächendeckend noch eher Zurückhaltung. Das spiegelt sich zum Beispiel in der eher schleppenden Arbeitsplatz-Modernisierung wider. Aber auch in der Tatsache, dass zahlreiche Berufsbilder darauf warten, endlich vom 50-er Jahre-Muff befreit und der digitalen Realität angepasst zu werden. Auch unser Bildungswesen hat noch deutlichen Nachholbedarf in punkto digitale Weiterentwicklung.
Strategien gesucht
Wir müssen uns klarmachen, dass die digitale Transformation zahlreiche traditionelle Arbeitsplätze bedroht und wir heute Strategien für ein erfolgreiches Morgen brauchen. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat ermittelt, dass die Automatisierung Deutschland allein in der Produktion fünf Millionen Jobs kosten könnte. Experten schätzen, dass auch 50 Prozent aller Verwaltungstätigkeiten vom Buchhalter bis hin zum Sachbearbeiter ersetzt werden. Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen in der Lage sind, mit der Entwicklung Schritt zu halten statt von ihr überrollt zu werden.
Das bleibt hängen
- Die Digitalisierung betrifft jedes Unternehmen und jede Branche.
- In Deutschlands Unternehmen ist Digital Leadership gefragt: Die Kompetenz, Unternehmen in jeder Phase der digitalen Transformation richtig und erfolgreich zu führen und zwar so, dass Weiterentwicklung möglich ist.
- Diese Weiterentwicklung umfasst nicht nur Zahlen und Produkte, sondern vor allem die Befähigung, Motivation und Kompetenzaufbau bei den Menschen, die die Wertschöpfung im Rahmen eines disruptiven Wandels erbringen.
- Noch gibt es signifikante Zusammenhänge zwischen Digitalisierung, emotionaler Erschöpfung (Burnout) und Konflikten zwischen Arbeit und Familie.
- Organisationen müssen lernen, Veränderung nicht nur akzeptieren, sondern den Wandel aktiv zu gestalten.
- Es gilt, Mitarbeitende für Chancen und Gefahren der Digitalisierung sensibilisieren und deren Selbst-Management-Fähigkeiten zu schulen.
- Aber auch Führungskräfte benötigen Unterstützung in Bezug auf Anforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten der Digitalisierung. Sie müssen lernen, Arbeitszeitflexibilität zu schaffen und Home-Office-Möglichkeiten anzubieten und auch auf die Entfernung virtuelle Teams zu führen.
- Lernangebote als fester Bestandteil der Arbeitsprozesse müssen maßgeschneidert sein und sich den Bedürfnissen von Unternehmen und Mitarbeiter anpassen.
Notwendig: spezielle Führungsfähigkeiten
In Deutschlands Unternehmen ist Digital Leadership gefragt: Die Kompetenz, Unternehmen in jeder Phase der digitalen Transformation richtig und erfolgreich zu führen und zwar so, dass Weiterentwicklung möglich ist. Diese Weiterentwicklung umfasst nicht nur Zahlen und Produkte, sondern vor allem die Befähigung, Motivation und Kompetenzaufbau bei den Menschen, die die Wertschöpfung im Rahmen eines disruptiven Wandels erbringen. Denn der technische Fortschritt beschleunigt sich. Und für Unternehmen, die den Anschluss an ihre Märkte nicht verlieren wollen, ist es kritisch, wenn sich einmal angeeignetes Wissen, das in Schulen, Hochschulen oder der dualen Ausbildung vermittelt wird, immer schneller entwertet. Das gilt allerdings nicht nur für Organisationen, sondern auch für das Individuum. Die Fähigkeit, sich schnell in neue Aufgabengebiete einzuarbeiten und sich ständig weiterzubilden, gewinnt immer mehr an Bedeutung, und zwar um den eigenen Arbeitsplatz nicht zu verlieren oder neue Tätigkeiten überhaupt übernehmen zu können.
Digitale Transformation und Beschäftigungsfähigkeit
Was in der Diskussion über Chancen und Risiken der Digitalen Transformation viel stärker in den Vordergrund rücken muss, ist das, was wir bei TÜV Rheinland den Erhalt oder den Aufbau von Employability, also Beschäftigungsfähigkeit, nennen. Und daran haben Unternehmen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels – ein vitales Interesse. Aber Beschäftigungsfähigkeit ist mehr als reine Arbeitskraft: Es geht um die Fähigkeit, mit dem beständigen Wandel so umzugehen, dass Individuum und Unternehmen davon profitieren. Mitarbeiter müssen nicht nur qualifiziert sein, sondern auch motiviert und gesund. Hier sind Unternehmen in punkto betriebliches Gesundheitsmanagement im Kontext des digitalen Wandels viel stärker in der Pflicht als früher.