Wieso sollten Apple & Co. eigentlich Autos verkaufen?
Automobile zu bauen, zu vertreiben und vor allem auch den Service anzubieten, ist definitiv nicht das Kerngeschäft von Apple & Co. Angesichts der bestehenden Anbieterstrukturen, Investitionsbedarfe, weltweiten Überkapazitäten und Margenaussichten wird es das auch nicht werden. Für die Silicon-Valley-Akteure ist es viel naheliegender, ihr bestehendes Kerngeschäft zu erweitern, statt neue und bis dato völlig unbekannte Geschäftsfelder zu erschließen. Für diese Unternehmen gibt es aussichtsreichere Geschäftsfelder mit interessanteren Marktstrukturen und stärkerer Skalierbarkeit als den Automobilbau.
Was macht das Automobilgeschäft für diese Unternehmen denn interessant?
Es ist die Zeit, die wir Tag für Tag im Auto verbringen. Durchschnittlich verbringt jeder Berufspendler über eine Stunde in seinem Fahrzeug. Das ist brachliegendes Potenzial für Unternehmen, die von der Mediennutzung leben. Einfache Logik: Fährt das Auto autonom, kann die Mediennutzung deutlich erweitert werden, da der Fahrer nach Beschäftigung sucht. Wer den medialen Zugang zum Fahrer hat, dem winkt Mehrgeschäft durch Daten, Apps, Verkauf von Inhalten, Werbung und dem Generieren von Nutzungsdaten - ein Milliardenmarkt.
Was wollen Apple & Co. also wirklich?
Sie wollen das autonome Fahrzeug und sie wollen diejenigen sein, die den Fahrer und andere Passagiere während der Autofahrt mit Daten und Inhalten versorgen. Dafür brauchen sie die Automobilhersteller, damit autonomes Fahren Realität wird. Das Kalkül: Da jeder Apple & Co. zutraut, ein autonomes Auto zu bauen, führen Ankündigungen aus dem Silicon Valley dazu, dass der Rest der Industrie die Entwicklungsaufwendungen und das -tempo steigert – und am Ende
bekommen Apple und andere, was sie suchen: Ein flächendeckendes Angebot autonomer Pkw von verschiedenen Marken und in allen Preisklassen.
Bringen Apple-Autos Mehrvolumen für die Industrie?
Wohl kaum. Wenngleich heute zahlreiche Zulieferer große Hoffnungen in Geschäfte mit „neuen“ OEMs setzen, echtes Mehrgeschäft wird es dennoch nicht geben. Auch wenn 2020 Apple-Autos die Straßen bevölkern werden, wird der Effekt auf den gesamten Fahrzeugabsatz äußerst gering sein. Das Apple-
Auto bringt kein zusätzliches Marktwachstum. Leicht verändern würde sich lediglich die Verteilung des Marktvolumens auf die Anbieter.
Was können OEMs aus der Diskussion lernen?
Die Entwicklungen in der Consumer-Electronics-Industrie beeinflussen das Kundenverhalten und die Erwartungen nachhaltig. „Always on“ auch beim Autofahren ist die Zielsetzung – dafür muss das Auto eben auch autonom
fahren. OEMs müssen dafür sorgen, dass der Kunde im Fahrzeug das Medienerlebnis haben kann, wie er es auch außerhalb des Fahrzeugs hat. Integration bestehender Hardware, schnelle und stabile Netzverbindungen, die flexible Nutzung von eigenen und geteilten Inhalten, das alles muss einfach und überall möglich sein.