
All Raptors go! Alle 33 Raptor Triebwerke schieben die größte und leistungsfähigste Rakete aller Zeiten in den Himmel über Boca Chica, Texas. (Bild: SpaceX)
Dieser Artikel wird ständig aktualisiert
Update vom 22.11.2023
Mittlerweile gibt es einige Fakten und neue Daten zum 2. Start des SpaceX Prototypen, wie der YouTube Kanal "What about it!?" herausgefunden hat:
Ziel war vor allem der Test des Wasserabweisers der Startplattform und eine erfolgreiche Trennung mittels "hot-staging" - sprich der Trennung des Vehikels mittels Triebwerkstart von Starship 25 von Super Heavy Booster 9.
Bei T+02:39 nach dem Start begann der Booster seine Triebwerke in 5er-Gruppen abzuschalten, um möglicherweise einen Druckstoß in den Tanks und Treibstoffleitungen zu minimieren.
Bei T+02:44 starteten die drei vakuumoptimierten Triebwerke des Starship 25, kurz darauf die verbleibenden drei atmosphärenoptimierten Triebwerke. Dies war die erste Zündung der Starshiptriebwerke während einer Mission. Die Trennung war erfolgreich und der Booster ändert den Kurs um 180°, um den Rücksturz zur Erde zu beginnen.
Fünf Sekunden später - während des Flip-Manövers - wurden die für den Rückflug gebrauchten Triebwerke wieder gezündet. Jetzt geht es schnell: Ein Triebwerk hat nicht gezündet. Die Telemetrie verriet, dass sukzessive immer weitere Triebwerke ausfielen, teils mit gut sichtbaren Explosionen im Triebwerksbereich.
Bei T+03:18 wurde nach einer weiteren Explosion und dem Verlust von weiteren drei Triebwerken das Flugabbruchsystem (FTS) aktiviert und der Booster gesprengt.
Bei genau T+03.30 überquerte Starship 25 die Karman Linie bei 100 km Höhe und befand sich offiziell im Weltraum.
Bei T+08.05 brach der Telemetriekontakt zum Raumschiff ab. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Starship 25 auf einer Höhe von 148 km bei einer Geschwindigkeit von 24.124 km/h. Möglicherweise hat der Bordcomputer einen Fehler festgestellt und die Selbstzerstörung aktiviert. In die Atmosphäre eintretende Trümmer des Starship wurden u.a. in Florida und Puerto Rico gesichtet.
Die Startplattform hat die Wucht der 33 Raptor-Triebwerke diesmal ohne größere Blessuren überstanden. Das 1,3 Mio. Liter fassende Wasserdeflektorsystem hat einwandfrei funktioniert - jede Aktivierung "verbraucht" rund 500.000 Liter Wasser, von denen 92 % von den Triebwerken verdampft werden.
Update vom 20.11.2023
Es ist vollbracht! Der zweite Testflug der größten jemals gebauten Rakete wurde erfolgreich absolviert. Es gelang die 120 Meter hohe und 5000 Tonnen schwere Rakete in den Weltraum zu bringen.
Auch wenn beide Teile (Starship und Super Heavy) am Ende des Tests detonierten (SpaceX spricht von Rapid Unscheduled Disassembly - schnelle ungeplante Demontage) ist der Test trotz aller Unkenrufe der deutschen Medien doch als absoluter Erfolg zu werten.
- Die modifizierte Startplattform absorbiert erfolgreich die enormen Kräfte, die beim Start der 33 Triebwerke auf den Boden einwirken.
- Alle Triebwerke an Booster UND am Starship selbst arbeiten erfolgreich bis zum jeweiligen automatischen Flugabbruch
- Die Trennung von Booster und Starship mit dem neuen und innovativen Hot-Staging-System ist erfolgreich gelungen
- Auch das beim ersten Test nicht optimal funktionierende Flugabbruchsystem schien diesmal einwandfrei funktioniert zu haben.
Alle weiteren (zugegebenermaßen) ambitionierten Ziele wie der zielgerichtete Absturz des Boosters im Golf von Mexico und die harte Landung des Starship im Meer in der Nähe von Hawaii waren Extra-Ziele.
Was viele übersehen, ist, dass SpaceX nach dem Prinzip arbeitet, aus Fehlern zu lernen. Prototypen sollen ja die Fehler zeigen, damit eben diese erkannt und beseitigt werden können. Und SpaceX hat mit diesem System Erfolg: Das Unternehmen ist mit Abstand weltweiter Marktführer und will in diesem Jahr das Ziel von 100 erfolgreichen Starts und Landungen knacken.
Es ist stark davon auszugehen, dass (Starterlaubnis vorausgesetzt) ein dritter Start nicht lange auf sich warten lässt.
Update vom 06. September:
SpaceX hat den Größten! Mit dem Zusammensetzen von Booster 9 und Starship 25 hat das Unternehmen noch mal einen draufgesetzt. Da Booster 9 mit einem sogenannten Hot-Staging-Ring (der das Starten der Starship-Triebwerke erlaubt, während beide Systeme noch miteinander verbunden sind) ausgestattet ist, ist die Rakete noch einmal ein Stück höher als beim ersten Startversuch vor einem halben Jahr!
Ein Start scheint unmittelbar bevorzustehen, da Starship und Booster betankt wurden.
Update vom 24. August 2023:
SpaceX hat bemerkenswerte Fortschritte auf der Starbase gemacht, aber wird das Unternehmen in nächster Zeit einen weiteren Startversuch unternehmen?
Das Unternehmen hat kürzlich bei der US-Küstenwache eine maritime Sperrzone für "Raketenstartaktivitäten" am 31. August 2023 beantragt. Doch trotz aller laufenden Arbeiten und Tests ist es sehr unwahrscheinlich, dass SpaceX bis dahin in der Lage sein wird, ein weiteres Starship zu starten.
SpaceX hat außerdem zahlreiche Tests am Prototypen 25 und Booster 9 durchgeführt. Bei Starship 25 wurden die Hebepunkte am Nasenkonus entfernt, was wohl bedeutet, dass es sich beim nächsten Transport auf Booster 9 befinden wird. Dieser Booster wurde vor kurzem nach einem statischen Triebwerkstest, der fünf Sekunden dauern sollte, aber nur 2,74 Sekunden dauerte und bei dem vier Raptor-Triebwerke vorzeitig abgeschaltet wurden, zurück zur Produktionsstätte gebracht.
Abgesehen von den Fortschritten bei Starship 25 und Booster 9 führt SpaceX immer noch Nachrüstungen und Tests an der Startplattform (OLM) durch, um in Zukunft Schäden zu vermeiden, die während des integrierten Flugtests im April entstanden sind. Der Flammabweiser wurde mehrfach getestet und scheint einen Großteil der von den Raptor-Triebwerken erzeugten Energie abzufangen. Das Tanklager wurde repariert, nachdem während des ersten Testflugs Trümmerteile darauf geregnet sind, und es werden immer noch Tests am Schnellkupplungssystem durchgeführt.
Update vom 07.08.2023
Super Heavy Booster 9 hat soeben einen Triebwerkstest auf der frisch reparierten Startplattform absolviert. Alle 33 Raptor-Triebwerke wurden gezündet, der Flamm-Abweiser hat funktioniert. Vier Triebwerke haben sich automatisch aus Sicherheitsgründen abgestellt.
Update vom 28.07.2023
Es scheint als rückt ein zweiter STARSHIP Testflug näher. SpaceX hat bei den Super Heavy Boostern 9 und 10 (sic!) Betankungstest mit Treibstoff (Methan und Sauerstoff) durchgeführt. Normalerweise wird so etwas zu Testzwecken mit flüssigem Stickstoff gemacht - eine Betankung mit Treibstoffen kann auf einen nahestehenden Startversuch oder weiteren Triebwerkstest hindeuten.
Auch hat SpaceX angekündigt, den neu installierten Flammabweiser unter Vollast zu testen. Das wassergekühlte System aus Stahlplatten unter der Startplattform soll die Schockwellen der 33 Raptor-Triebwerke eines Super Heavy Boosters aushalten, sodass eine zukünftige Beschädigung des OLM (Orbital Launch Mount) weitestgehend vermieden wird.
Update vom 27.06.2023
Auch wenn Elon Musks Zeitplanung manches Mal an Wahnsinn grenzt, scheinen seine Leute voll hinter ihm zu stehen - der nächste Prototyp Ship 25 hat eben einen Triebwerkstest erfolgreich absolviert.
Ein zweiter Start von Starship scheint dieses Jahr doch noch möglich zu sein.
Update vom 07.06.:
Mittlerweile sind die Schäden am OLM (Orbital Launch Mount - der Startplattform) und an den Cryo-Tanks größtenteils behoben. Der OLM wurde verstärkt, sodass ein "Beton-Tornado" bei einem weiteren Start möglichst ausgeschlossen sein soll. Weiterhin wird ein wassergekühltes System aus Stahlplatten installiert, das die Schockwellen der 33 Raptor-Triebwerke aushalten soll.
SpaceX hat den Bau der Starship-Prototypen 30 und 31 begonnen und somit eine beachtliche Zahl an Testobjekten. Das Unternehmen hat derweil einen Antrag auf einen weiteren Testflug gestellt. So kann möglicherweise ein weiterer Testflug noch diesen Sommer stattfinden. Prototyp Nummer 25 wurde am 18. Mai zu Triebwerkstests herangezogen.
SpaceX testet die Wasserkühlung des OLM
Update vom 13.04.:
Scheinbar war die Kraft der 33 Raptor-Triebwerke doch stärker als es sich SpaceX-Techniker ausgerechnet haben. Die beim Start nicht zu übersehende Staubwolke war ein Ergebnis von tonnenweise pulverisierten und verbrannten Beton. Man rechnete nicht damit, dass der Druck der Triebwerke die Betonplatten zerschmettert und Teile groß wie Kühlschränke durch die Gegend schleudert.
Die Startplattform und Starbase an sich haben jedenfalls signifikant gelitten, wie Bilder und Videos der Community auf Twitter belegen.
Start des Orbital-Prototypen erfolgreich
Am 20. April 2023 startete der Orbital-Prototyp erfolgreich. Die 120 Meter hohe, 5000 Tonnen schwere Rakete hob nach einer kurzen Verzögerung des Countdowns ab, erreichte (trotz mehrerer ausgefallener Raptor-Triebwerke) eine Höhe von rund 39 km, nachdem sie die Phase des höchsten atmosphärischen Drucks (Max-Q) durchflogen hat und scheiterte dann an einer Trennung der ersten und zweiten Stufe. Nach einem 8km-Fall (mit diversen Pirouetten der 5000 Tonnen Rakete) wurde aus Sicherheitsgründen der Selbstzerstörungsmechanismus aktiviert und die Rakete gesprengt. Die Trümmer fielen, ohne jemanden zu gefährden, in den Golf von Mexiko - eine Umweltbelastung ist nicht zu erwarten.
Für SpaceX war der Start dennoch ein voller Erfolg, da sie - wie geplant - den Start erfolgreich gemeistert haben und die Startplattform somit nicht zerstört haben. Jeder weitere Meilenstein (Höhe, Max-Q, Stufentrennung und Orbital-Flug) wären - so die Aussage von SpaceX - nur "die Kirsche auf der Sahnehaube" gewesen.
Jetzt gilt es, die wertvollen Telemetriedaten auszuwerten und die aufgetretenen Probleme zu beseitigen, um dann in ein paar Monaten den nächsten Teststart zu absolvieren.
Sehen Sie hier die Live-Aufzeichnung des Starts!
Was das Fernsehen am 16. Juli 1969 für unsere Eltern und Großeltern war, ist heute der YouTube-Livestream!
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Mission to Mars

Nicht weniger weit als bis zum Mars soll uns das Biest, das in Texas auf der "Orbital Launch Platform" steht, bringen. Den Menschen zur "multiplanetaren Spezies" machen und uns so vor dem Aussterben bewahren. Große Worte, die man von Elon Musk gewohnt ist. Man mag von ihm halten, was man will, hier scheint seine Firma SpaceX zu liefern. Innerhalb von 22 Jahren hat das Unternehmen die Raumfahrtindustrie umgekrempelt: Selbstlandende, wiederverwendbare Raketen scheinen heute so normal, dass sie keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken - doch war das noch in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts unvorstellbar. Selbst das revolutionäre Space-Shuttle war nicht so schnell wieder zu starten, wie es Anfangs versprochen wurde.
Raketen haben ihre Nutzlast in den Orbit zu bringen und die leeren Tanks und Triebwerke verglühen beim Wiedereintritt oder fallen ins Meer. So war das, seit Wernher von Braun die Entwicklung von US-amerikanischen Raketen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernommen hatte, üblich.
Schweizer Taschenmesser fürs Weltall

Starship soll alle Missionen übernehmen, die bisher von den bewährten SpaceX-Trägerraketen Falcon 9 und Falcon Heavy durchgeführt wurden: Starts kommerzieller Satelliten, Starts für Regierungsorganisationen, Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation ISS, den weiteren Aufbau der SpaceX-Satellitenkonstellation Starlink und weltraumtouristische Flüge. Durch die vollständige und häufigere Wiederverwendbarkeit sollen die Kosten im Vergleich zur Falcon 9 nochmals deutlich gesenkt werden.
Das Raumschiff Starship soll auch auf anderen Himmelskörpern mit und ohne Atmosphäre landen und wieder starten können. So wählte die NASA das Starship als Mondlandefähre für die geplanten Mondmissionen Artemis 3 und Artemis 4. Eine interessante Wahl, denn im Vergleich zur Orion-Kapsel (mit der die Astronauten von der Erde zum Mond fliegen) ist das Starship absurd groß. Vergleichen Sie eine Boeing 747 mit einer Cessna.
Langfristig strebt SpaceX auch regelmäßige bemannte Flüge zum Mars an. Als weitere Einsatzmöglichkeit hat SpaceX suborbitale Langstreckenflüge um die Erde vorgeschlagen. Damit soll es möglich werden, jeden Punkt der Erde in weniger als einer Stunde zu erreichen. Ein möglicher Nutzer wäre hier das US-Militär, das Interesse an Frachttransporten mit dem Starship bekundet hat.
Technische Daten zum Starship (ohne Super Heavy)

Parameter | Wert |
Höhe | 50 Meter |
Breite | 9 Meter |
Gewicht | 120 t (leer) / 1.400 t (voll) |
Nutzlast | 100 t |
Triebwerke | 6 x Raptor |
Treibstoff | Methan und Sauerstoff |
Erstflug | 2021 (ungefähr) |
Wiederverwendbar | Ja |
Ziel | Mars (und andere Ziele im Sonnensystem) |
Das beste Teil ist kein Teil
Interessant ist der Ansatz, wie SpaceX dieses Monster an Booster und Raumschiff wieder heil auf die Erde zurückbringen will – denn wer genau hinschaut, wird sehen, dass weder Schiff noch Booster Landebeine haben. SpaceX hat diese einfach weggelassen. Die beiden Raumschiff-Komponenten sollen – so der ambitionierte Plan – „einfach“ aus der Luft gepflückt werden. Die Streben, welche die Rakete auf der Plattform halten, sind schwenkbar und können das Raumschiff so festhalten, wie es ein Mensch macht, der sein chinesisches Essen mit Stäbchen festhält.
Ob das wirklich funktioniert, sei dahingestellt. Immerhin wurde SpaceX auch schon damals prophezeit, dass selbst landende Raketen auf schwimmenden Plattformen nicht machbar sind.
In der Animation wird der Start und die Landung von SpaceX Starship und Heavy Booster gezeigt – inklusive der "Chopstick-Landung"
Geschichte wird geschrieben werden

Nach dem ersten voll integrierten Raketenstart des Starship und Superheavy wird die Entwicklung sicher schnell weitergehen, so wie man das Entwicklungstempo von SpaceX kennt. Und das ist auch gut so, die Menschheit braucht ein zuverlässiges Transportsystem ins All, um der zukünftigen Nachfrage gerecht zu werden. Denn mit einer Nutzlast von 100 t könnte eine Raumstation von der Größe der ISS in nur vier Flügen in den Orbit gehievt werden.
Die Saturn V wird immer die Rakete bleiben, die den Menschen das erste Mal zum Mond gebracht hat – Starship könnte aber das Raumschiff werden, das der Menschheit das Tor zu den Sternen aufstößt.