Vom Maßschneider bis zum Laubbläser-Terroristen: es gibt eine ganze Reihe von Robotern für sehr spezielle Aufgaben.

Vom Maßschneider bis zum Laubbläser-Terroristen: es gibt eine ganze Reihe von Robotern für sehr spezielle Aufgaben. (Bild: ANX)

Maßschneider mit Heißluftpistole

Kleidung nach Maß ist keine billige Angelegenheit. Aber mit moderner Automatisierungstechnik müsste das doch irgendwie günstiger gehen. Haben sich jedenfall Studierende am Massachussetts Institute of Technology gedacht und das Konzept 4D Knit Dress entwickelt. Mit der klassischen Vorstellung von Maßschneiderei hat das allerdings nichts mehr zu tun. Am Anfange steht eine Stoffbahn mit einem speziellen Garn, das auf Hitze reagiert. Eine Schneiderpuppe bekommt sie zunächst in einer Art Jutesack-Manier übergeworfen. Mithilfe eines Heißluftpistolen-schwingenden Roboters wird das Garn dann gezielt an bestimmten Stellen erhitzt, um damit Falten, Plissees oder Abnäher zu erzeugen. Während sich in der Waschmaschine nichts an dieser Anpassung ändern soll, lassen sich dennoch mithilfe des Roboters spätere Änderungen an dem so entstandenen Kleidungsstück vornehmen.

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Die Roboter-Avocado: Am Seil durch den Regenwald wie Tarzan

Ein Seil, zwei Rotoren: damit bewegt sich der Avocado-Robot durch die Baumwipfel des Regenwaldes.
Ein Seil, zwei Rotoren: damit bewegt sich der Avocado-Robot durch die Baumwipfel des Regenwaldes. (Bild: Schweizerischer Nationalfonds)

Tarzan war ja bekannt dafür, sich im Dschungel per Liane von Baum zu Baum zu schwingen. So ähnlich soll sich in Zukunft auch ein Roboter durch das Blätterdach des Regenwalds manövrieren und für Forschende Daten über diesen schwer zugänglichen Lebensraum sammeln. Er heißt Avocado und sieht auch ein bisschen so aus: Der innovative Roboter, den Forschende der ETH Zürich derzeit entwickeln, hat ein robustes Gehäuse, dessen Form der grünen Frucht ähnelt. Darin verbirgt sich eine Technik, die es dem Roboter ermöglicht, autonom durch Baumkronen zu navigieren. Dabei wird der Roboter mit einem Seil an einem hohen Ast des Baumes befestigt und von dort in dessen Krone heruntergelassen. Mit einer integrierten Seilwinde kann er sich dann selbständig nach oben und unten bewegen und mithilfe von zwei Rotoren auch um Hindernisse manövrieren.

YuMi: Wie ein einsamer Roboter den Amazonas aufforstet

Wiederaufforstung im Amazonas: YuMi übernimmt repetitive Aufgaben, damit die Ranger von Junglekeeper mehr Zeit für wirkungsvollere Arbeiten haben.
Wiederaufforstung im Amazonas: YuMi übernimmt repetitive Aufgaben, damit die Ranger von Junglekeeper mehr Zeit für wirkungsvollere Arbeiten haben. (Bild: ABB)

Weil wir gerade schon im Dschungel sind: Das scheint ein guter Lebensraum für Roboter zu sein. Ein Pilotprojekt von ABB Robotics und der Non-Profit-Organisation Junglekeepers zeigt jedenfalls das Potenzial von Robotertechnologie, um Wälder wieder aufzuforsten. In einem Pilotversuch automatisiert der Cobot YuMi von ABB die Pflanzarbeiten auf einem Forschungs- und Versuchsgelände mitten im Amazonas-Dschungel. Dabei beschleunigt er den Prozess erheblich, sodass die freiwilligen Helfer von Junglekeepers Zeit und Ressourcen für wichtigere Aufgaben nutzen können. Der Cobot gräbt ein Loch in den Boden, legt das Saatgut ein, verdichtet die Erde darüber und markiert die Stelle mit einem farbigen Etikett. Durch den Einsatz von YuMi kann Junglekeepers täglich eine Fläche von zwei Fußballfeldern neu bepflanzen. Die Freiwilligen der Organisation nutzen die gewonnene Zeit etwa für Patrouillen zur Abschreckung illegaler Holzfäller.

Langstreckenflieger: die Hochspannungsleitung als Tankstelle

Angedockt: Auf induktivem Weg lädt sich die Drohne an der Hochspannungsleitung auf.
Angedockt: Auf induktivem Weg lädt sich die Drohne an der Hochspannungsleitung auf. (Bild: University of southern Denmark)

Vögel schaffen es ja bei ihrem Zug in den Süden, tausende von Kilometern zurückzulegen. Drohnen haben da eher ein Problem, der Akku ist einfach ziemlich schnell leer und mit Regenwürmern als Energiequelle können sie nichts anfangen. Forscher der University of Southern Denmark haben daher einen anderen Plan: Um Drohnen über längere Zeit im Einsatz zu halten - zum Beispiel bei der Inspektion von Hochspannungsleitungen - sollen sie die Leitungen quasi anzapfen, um sich auf diese Weise wieder aufzuladen.

Ein Video der Uni (siehe unten) zeigt, wie sich die Drohne mit einer speziellen Vorrichtung von unten her in die Leitung einhakt. Innerhalb von wenigen Sekunden wird dann mit 50 Watt Leistung der Akku nachgeladen. Der Vorgang erfolgt nicht über Kontakte, sondern induktiv. Dabei wird nicht die Leitung an sich angezapft, sondern das durch den Wechselstrom pulsierenden Magnetfeld rund um das Kabel. Wer weiß, vielleicht fliegen ja eines Tages Zugvögel huckepack auf den Drohnen Richtung Süden.

Crash Test Dummy für den Robo-Rasenmäher

Crash Test Dummy für Rasenmäher-Roboter: 3D-gedruckter Igel. (Bild: University of Oxford)

Um Menschen bei einer Kollision mit Autos zu schützen, werden mittlerweile spezielle robotische Crash Test Dummys verwendet: 5 Roboter, die Benzin im Blut haben. Aber wie lassen sich Igel vor einer Kollision mit dem Rasenmäher-Roboter besser schützen? Na klar, durch einen 3D-gedruckten Igel als Crash Test Dummy! Das ist jedenfalls die Idee von Dr. Sophie Lund Rasmussen von der University of Oxford. Igel sind durch robotische Rasenmäher besonders gefährdet, weil diese anders als Menschen die Igel nicht immer als zu umfahrendes Hindernis wahrnehmen und zudem oft auch Nachts bei schlechter Sicht unterwegs sind. Mit Unterstützung der Rasenmäherhersteller Stihl und Husqvarna hat sie einen 3D-gedruckten Crash Test Dummy entwickelt, mit dessen Hilfe die Robo-Rasenmäher künftig besser auf das Zusammentreffen mit Igeln vorbereitet werden können.

Der Treppen-Sauger

Zwei Beine und ein Sauger: Der Ascender von Migo Robotics.
Zwei Beine, vier Rädchen und ein Sauger: Der Ascender von Migo Robotics. (Bild: Migo Robotics)

Staubsauger-Roboter sind ja wirklich eine tolle Sache - solange man nicht in einer Maisonette-Wohnung oder einem mehrstöckigen Einfamilienhaus wohnt. Treppensteigen ist einfach keine beliebte Tätigkeit bei Robotern. Für Abhilfe sorgt nun der Ascender von Migo Robotics, den der Entwickler als ersten treppensteigenden Saugroboter der Welt bezeichnet. Auf Kickstarter hat das Projekt bereits mehr als zwei Millionen Euro eingesammelt, was die Bedeutung des Themas verdeutlicht. Und es sieht einfach sehr schnuckelig aus, wenn der Ascender nach und nach seine beiden Beinchen ausklappt, um eine Stufe nach der anderen zu nehmen, wie das folgende Video zeigt:

Verdie mit dem Bläser

Hat alles, was es braucht, um sich bei den Nachbarn beliebt zu machen: Verdie.
Hat alles, was es braucht, um sich bei den Nachbarn beliebt zu machen: Verdie. (Bild: Eletric Sheep Robotics)

Auch Rasenmäher-Roboter gibt es ja schon in vielen Haushalten. Aber wer seine Nachbarn richtig lieb hat, der braucht unbedingt Verdie von Electric Sheep Robotics. Verdie fährt KI-gesteuert autonom auf zwei Rädern, seine Hauptaufgabe ist das Trimmen von Rasenkanten. Aber Verdie hat auch einen Laubbläser an Bord. Und wenn es mit den Nachbarn mal nicht so klappt, lässt sich der Laubbläser von Verdie auch gegen eine Kettensäge tauschen - natürlich nur, um mögliche Hindernisse auf dem Weg zu einer gemeinsamen Gartenparty aus dem Weg zu räumen...

Kaffeelieferant kann autonom Aufzug fahren

Die Lieferkapazität von 16 Kaffeebechern beim DAL-e Delivery Robot sollte für den Tagesbedarf eines Software-Entwicklers reichen.
Die Lieferkapazität von 16 Kaffeebechern beim DAL-e Delivery Robot sollte für den Tagesbedarf eines Software-Entwicklers reichen. (Bild: Hyundai)

Sich von einem Roboter Kaffee an den Schreibtisch bringen zu lassen, ist ja nicht ganz neu, das haben etwa die Entwickler von Energy Robotics in einem - wohl nicht ganz ernst gemeintem - Video demonstriert: Die 10 coolsten Jobs für Roboterhund Spot. Aber Kaffee bei der Arbeit ist ja nun wirklich a) ein essentielles, wenn nicht gar existenzielles Thema und b) steht die Kaffeemaschine meist auf einem anderen Stockwerk. Beiden Problemen hat sich zum Glück nun der koreanische Hyundai-Konzern angenommen. Dessen DAL-e Delivery Robot kann nicht nur 16 - in Worten: sechzehn!!! - Kaffeebecher transportieren, sondern dafür auch selbsttätig Aufzug fahren. Mit einer Geschwindigkeit von immerhin 1,2 Meter pro Sekunde steht auch einer regelmäßigen Nachlieferung nichts im Weg. Well done, Hyundai!

Der Autor: Peter Koller

Peter Koller
(Bild: Anna McMaster)

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Chefredakteur des Automatisierungsmagazins IEE. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein.

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