Worum geht es bei dem Exoskelett für Kinder?
Bei Kindern, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, kommt es häufig zu einem Abbau der Rumpfmuskulatur und zu Verformungen der Wirbelsäule. Das wirkt sich auch negativ auf ihre Lungen- und Herzfunktion aus, was nicht nur ihre Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch die Lebenserwartung senkt. Schon seit den 1960er-Jahren gibt es Exoskelette für Erwachsene, aber eine anpassungsfähige Variante mit geringem Gewicht für Kinder, die sich noch im Wachstum befinden, suchte man bislang vergeblich.
Die Erfindung von Elena García Armada ermöglicht es gelähmten Kindern, während der Rehabilitationsmaßnahmen zu gehen, um den Muskelabbau und medizinische Komplikationen zu verringern.
Wie kam es zu der Entwicklung des Kinder-Exoskeletts?
Bis 2009 lag der Schwerpunkt von Garcías Forschung auf Exoskeletten für Arbeiter in der Schwerindustrie. Inspiriert wurde die Wissenschaftlerin dann durch die Begegnung mit Daniela, einem jungen Mädchen, das nach einem Verkehrsunfall gelähmt war. Sie war überrascht festzustellen, dass es keine anpassungsfähigen Exoskelette für Kinder gab, mit schlimmen Folgen für die Lebensdauer der Betroffenen.
„Als ich mich mit den Zahlen beschäftigte und sah, dass 17 Millionen Familien mit solch düsteren Aussichten ohne Aussicht auf Verbesserung konfrontiert waren, entschloss ich mich, das Problem selbst zu lösen", so García.
Was ist das Besondere an dem Exoskelett?
Die Erfinderin begann mit der Entwicklung pädiatrischer Exoskelette und arbeitete in den folgenden Jahren an einem verstellbareren Anzug aus Titan, der mit einer Batterie und einem Netz kleiner Motoren mit Sensoren, Software und Maschinen verbunden ist.
Diese Komponenten wirken zusammen wie mechanische Gelenke, die sich nach dem Körper richten und leichte Bewegungen verstärken, sich im Laufe der Rehabilitation aber auch an die Bewegungen jedes einzelnen Kindes anpassen.
So wird eine individuelle Behandlung ermöglicht. Das Exoskelett kann für Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren in weniger als acht Minuten so eingestellt werden, dass sie während der Muskelrehabilitation laufen können.
2013 meldete sie ihr erstes Patent für elastische Aktuatoren an - Gelenke mit einstellbarer Festigkeit, die auf kleinste Muskelbewegungen reagieren. 2014 meldete sie ein zweites Patent für ein Exoskelett an, das sich je nach körperlicher Verfassung, physischen Eigenschaften und Gesundheit anpassen lässt.
Zur Person: Elena García Armada
Elena García Armada ist eine führende Professorin für Ingenieurwissenschaften in Spanien, ihre Forschungsarbeiten zur Robotik wurden in über 2600 Veröffentlichungen zitiert.
Geboren 1971 in Valladolid wuchs sie in einem wissenschaftlichen Umfeld auf: Ihre Mutter ist Doktorin der Physik, ihr Vater war Professor für Elektromagnetismus. Sie selbst promovierte 2002 in Robotik an der Polytechnischen Universität Madrid. Sie forschte zunächst am Leg Lab des Massachusetts Institute of Technology und arbeitet heute am Zentrum für Automatisierung und Robotik (CAR) des Obersten Rats für Wissenschaftliche Forschung (CSIC) in Spanien.
2009 begann sie nach der Begegnung mit Daniela mit der Entwicklung des pädiatrischen Exoskeletts. Nachdem die Aufnahmen von Daniela beim Gehen im Internet viral gegangen waren, wurde García mit Anfragen von Familien aus aller Welt geradezu überhäuft. Sie gründete Marsi Bionics und startete mit der industriellen Herstellung des Exoskeletts.
Was ist der Europäische Erfinderpreis?
Der Europäische Erfinderpreis wurde 2006 vom Europäischen Patentamt EPO ins Leben gerufen und ehrt Einzelpersonen und Teams, die Lösungen für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit gefunden haben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt. Der Preis wird am 21. Juni im Rahmen einer virtuellen Zeremonie verliehen.
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