Nach dem ersten Asimov´schen Gesetz darf ein Roboter kein menschliches Wesen verletzen. Auf der Hannover Messe haben wir uns angesehen, wie Comau diese Vorgabe auch bei großen Schwerlastrobotern umsetzt und haben mit dem Produktverantwortlichen gesprochen.

Herr Daniel, dieser große Roboter, den Sie in Hannover präsentiert haben, soll ein kollaborierender Roboter sein? Die sind doch sonst eher klein. Wie machen Sie das?

Ja, es handelt sich um einen kollaborierenden Roboter mit 170 Kilogramm Nutzlast. Dazu haben wir eine Technologie auf den Markt gebracht, mit der wir einen Standardroboter kollaborierend machen. Aura nennen wir dieses Konzept, wobei der Begriff Aura eine Abkürzung für „Advanced Use Robotic Arm“ ist. Das Prinzip besteht darin, dass man einen Standardroboter mit je nach Applikation bis zu sechs Sicherheitselementen ausstattet.

Was sind diese sechs Elemente?

Die sechs Sicherheitselemente sind der Laserscanner, die vollständige Schaumstoffverkleidung, der Näherungssensor, der Berührungssensor, der Handgelenk-Kraftsensor und die Möglichkeit für Manual Guidance. Dabei fungiert als Kernsicherheitselement die Hülle um den Roboter herum, die schon drei der Elemente in sich vereint: Den Näherungssensor, den Berührungssensor und die Energie absorbierende Schutzhaut, mit der eine potenzielle Aufprallkraft abgefedert wird.

Tobias Daniel,
Tobias Daniel kam im April 2015 als Robotics Head of Sales & Marketing zu Comau. Der Ingenieur für Automationstechnik war zuvor bei Siemens. (Bild: Comau)

Der Roboter bleibt also stehen, wenn ich ihn anfasse?

Der bleibt sogar stehen, bevor Sie ihn berühren! Selbst wenn Sie in die Nähe des Roboters kommen, bleibt er stehen. Wir haben normalerweise eine Empfindlichkeit bis zu 20 Zentimeter Entfernung, aber auf der Messe haben wir sie auf vier Zentimeter Empfindlichkeit eingestellt. Wenn Sie den Roboter berühren, und zwar ganz egal an welcher Stelle, reagiert er sowieso. Deswegen haben wir ja auch den Name Aura gewählt: Den Roboter umgibt eine Aura, die den Menschen, die Nähe des Menschen tatsächlich fühlt.

Das Messemodell hat vorne am Arm noch einen großen Kasten. Hausen Sie mit dem Aura-Konzept auch das Werkzeug ein?

Genau das ist der große Vorteil bei dieser Technologie, dass ich den Endeffektor, in diesem Fall den Greifer, auch kollaborierend mache. Die Schutzhaut, auch die am Greifer, ist komplett in den Roboter integriert. Die Elektronik besteht also durchgehend bis in den Robotercontroller hinein aus einem Guss. Damit habe ich ein komplett durchgängiges kollaborierendes System am Start.

Für welche Robotergrößen gibt es das Aura-System? Ist es nach oben oder unten limitiert?
Theoretisch hat es keine Limits. Wir werden Ende des Jahres mit 170 Kilogramm Payload in den Markt gehen. Wir werden das Portfolio nach unten skalieren, auch bis zu leichten Handlings-Robotern in der Drei- bis Fünf-Kilogramm-Klasse. Aber Sie können in der Theorie auch einen 650-Kilogramm-Roboter mit einer solchen Aura-Hülle umgeben und ihn damit zu einem kollaborierenden System aufrüsten. Die Frage ist, ob das in der jeweiligen Applikation für den Kunden einen Nutzen hat.

Auf der Messe zeigten Sie den Roboter in Zusammenarbeit mit einem fahrerlosen Transportsystem. Worum handelt es sich dabei?

Es handelt sich im Grunde um einen autonomen mobilen Roboter, ein AGV, Automatet Guided Vehicle, so nennt man es im Neudeutschen, vollkommen autonom fahrend. Man programmiert die Bewegungsbahn, die er fahren soll. Der Raum wird über einen Laserscanner abgetastet und das AGV fährt das Produkt von A nach B. Wenn etwas im Weg steht, hält er an, wenn man weggeht, fährt er weiter. Man kann ihn natürlich auch so programmieren, dass er entsprechende Ausweichmanöver macht, aber in einer Fabrikumgebung ist die Vorzugsrichtung geradeaus. Es soll ja kein chaotisches Gewusel werden.

Das Wichtigste in Kürze

Humanufacturing

Um den Herausforderungen eines sich ständig wandelnden Marktes gerecht zu werden, werden Fabriken zu Umgebungen, die durch vielseitige, modulare und skalierbare Automatisierungssysteme gekennzeichnet sind. Comau präsentierte auf der Hannover Messe 2017 seine Version der Fabrik der Zukunft. Intelligent, flexibel, vernetzt – wo Menschen im Mittelpunkt des Fertigungsprozesses stehen. Innerhalb des Arbeitsbereichs interagierten hier der Bediener und ein SmartRob, Comaus automatisierte Montagestation, mit zwei fahrerlosen Transportsystemen Agile1500 und einem kollaborativen Aura-Schwerlastroboter. Diese Werkzeuge sind untereinander drahtlos vernetzt und erfassen sowie verwalten vom SPS-System erzeugte Informationen.

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