Was wissen Geschäftsführer im Handwerk über Einsatzmöglichkeiten von Klein-Robotern in ihren Unternehmen? Und ist es überhaupt attraktiv, einen Handwerksbetrieb per Roboter zu automatisieren? Um das herauszufinden, haben wir im Rahmen einer Marktstudie 184 Handwerker aus der Holz- und Metallverarbeitung sowie dem Bereich Elektro aus ganz Deutschland befragt. So viel vorne weg: Viele Handwerker denken bereits über Robotik nach. Die Investitionsbereitschaft ist dabei ausgesprochen hoch. Das sind die Ergebnisse der Befragung im Überblick:
So sind Handwerker in Sachen Robotik eingestellt
Der Großteil der Studienteilnehmer (87 Prozent) bezeichnet sich als klassischer Handwerksbetrieb und nicht als kleiner Industriebetrieb (13 Prozent). Das gilt auch für knapp zwei Drittel der Firmeninhaber mit umfangreichen Maschinenparks. Das Berufsethos von Handwerkern ist sehr hoch. Auch Unternehmer, die bereits viel Geld in automatisierte Maschinen investiert haben, sehen sich nach wie vor als Handwerker.
Ein Viertel der befragten Handwerker denkt bereits darüber nach, Roboter zu nutzen. Das ist immer dann der Fall, wenn schon in der Vergangenheit darüber nachgedacht wurde, für bestimmte Arbeiten im eigenen Unternehmen einen Roboter oder Cobot anzuschaffen. Gut die Hälfte der Teilnehmer hat schon von Roboter-Anwendungen im Handwerk gehört, sich jedoch nicht näher damit beschäftigt.
Markteinschätzung: Setzt sich Robotik im Handwerk durch?
Der Blick in die Zukunft zeigt folgendes: Ein Drittel aller befragten Personen ist sich absolut sicher, dass Roboter in den nächsten Jahren im deutschen Handwerk verstärkt eingesetzt werden. Skeptisch in Bezug auf Robotik im Handwerk sind etwas weniger Studienteilnehmer. Die Masse (45 Prozent) ist noch unentschieden und wartet voraussichtlich noch ab, bis es mehr positive Robotik-Beispiele aus dem Handwerk zu sehen gibt.
Warum ein Metallbauer schon heute einen Cobot nutzt, lesen Sie hier. Sie sind eher an Applikationen in der Holzverarbeitung interessiert? Wie ein Roboter in einer Tischlerei für neue Aufträge sorgt, haben wir hier für Sie zusammengefasst.
Schaut man sich die untersuchten Gewerke Metall, Holz und Elektro hinsichtlich der Aufgeschlossenheit gegenüber Robotern genauer an, ergeben sich einige Unterschiede: So sehen Metall- und Holzverarbeiter eindeutig mehr Potenzial in Robotik als die Elektriker. Gleichzeitig sind Elektriker besonders skeptisch gegenüber der neuen Technologie während der Anteil an skeptischen Personen unter den Holz- und Metallverarbeitern sinkt.
Was spricht für und was gegen Cobots im Handwerk?
Unternehmer im Handwerk kennen die Vorteile von Robotern. Sie wissen, dass Roboter die Arbeitseffizienz und Arbeitsqualität erhöhen, sich für Serienarbeit oder Massenfertigung eignen und ihre Vorteile besonders bei schweren oder gefährlichen Arbeiten ausspielen.
Weitere Argumente für den Einsatz von Klein-Robotern im Handwerk sind für die Studienteilnehmer außerdem die Punkte Kosten und ‚Entlastung bei der Suche von Fachkräften‘. Die befragten Handwerker sind überzeugt, dass Roboter den Fachkräftemangel abmildern können, da sie sich auch von ungelernten Personen bedienen lassen. Das ist auch einer der Gründe, warum Schlossermeister Wiesemann sich einen Cobot gekauft hat.
Gegenargumente sind die vermuteten hohen Kosten für den Kauf eines Roboters sowie die Individualität des Handwerks. Dahinter verbirgt sich die dem Berufsethos entstammende Einstellung, dass Handwerk eben Handarbeit ist. Handwerker haben außerdem Sorge, dass ihnen das aus ihrer Sicht notwendigen Programmier-Know-how fehlt oder dass Roboter das Berufsbild des Handwerkers verändern und somit von der Belegschaft nicht akzeptiert werden.
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Denkbare Einsatzgebiete von Robotern im Handwerk
Die befragten Handwerker differenzieren sehr deutlich zwischen Aufgaben, die ein Roboter übernehmen kann und Aufgaben, die sich weniger gut automatisieren lassen. Teilt man nach Branchen auf, unterscheiden sich die Ergebnisse ebenfalls.
So können Metallbauer sich gut vorstellen, im Bereich Schweißen, Bohren und schwere Werkstücke heben auf Roboter zurückzugreifen. Diese Gruppe kann sich außerdem vorstellen, dass ein Roboter beim Fräsen unterstützt, jedoch ist diese Aufgabe im Metallbau lange nicht so weit verbreitet wie schweißen, bohren und heben.
Im Vergleich zu den Metallern sieht die Holz-Branche noch weitaus mehr sinnvolle Tätigkeiten für Roboter. So ist man hier bei Fräs-, Bohr-, Schleif- und Lackierarbeiten sehr aufgeschlossen gegenüber Robotik. Auch das Palettieren sehen die Holzverarbeiter als perfekte Roboter-Tätigkeit. Diese Aufgabe kommt jedoch in den Betrieben nur selten vor.
Selbst die skeptischeren Elektriker können sich sinnvolle Robotik-Anwendungen vorstellen. So ist es für diese Teilnehmer-Gruppe denkbar, Roboter beim Heben schwerer Werkstücke, beim Schlitzeklopfen und beim Bohren einzusetzen.