Das Prinzip der Glühlampe ist einfach: Strom bringt einen Faden zum Glühen, der in der nahezu sauerstofffreien Glashülle nicht verbrennt. Bis dieses Prinzip aber massen-tauglich wurde, vergingen mehrere Jahrzehnte. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts existieren Bogenlichter, deren Prinzip den heutigen Leuchtstoffröhren entspricht. Um 1865 war es auch schon längst bekannt, dass ein Kohlenstoff-Faden glüht, aber nicht verbrennt, wenn man im Vakuum Strom hindurch leitet. Trotzdem führten all diese Erkenntnisse und Konstruktionen nicht zu einem Hausgebrauch der Glühlampe. So auch die bereits 1845 zum Patent angemeldete Glühlampe des Amerikaners John Wellington Starr.
Die Herausforderung
Erst Thomas Alva Edison änderte das, und zwar 1879. Edison, zu diesem Zeitpunkt schon berühmter Erfinder des Phonographen, wollte die Hauptprobleme – die kurze Lebens-dauer der Leuchten und ein ausreichendes Vakuum – endlich lösen. Deswegen machte sich Edison auf die Suche nach einem passenden Glühfaden und testete um die 6000 Materialien. Schließlich entschied er sich für einen verkohlten Baumwollfaden. Dank neuartiger Pumpen konnte er die Luft nahezu restlos aus dem Glaskolben saugen. Mit Erfolg: Im Oktober 1879 brannte seine Lampe 40 Stunden lang.
Binnen zwei Wochen reichte er sein Patent ein und erfand Jahre später auch das Schraubgewinde, das bis heute üblich ist. Rund um seine Fabrik installierte Edison ein Leitungsnetz und ließ Glühlampen zwischen den Bäumen und über den Straßen aufhängen. Dann bot er der Stadt New York 50.000 Lampen für das Stadtzentrum an und produzierte nicht nur die Leuchten, sondern erzeugte mit Dynamos auch noch den Strom. Inzwischen hatte Werner von Siemens 1866 den Dynamo erfunden, der zu einer einfacheren Stromerzeugung führte. Dafür mussten nicht mehr die unförmigen Batterien verwendet werden, die von riesigen Erregermaschinen ständig aufgeladen wurden. Die Glühlampe wurde somit massentauglich und Edison ging als Erfinder der Glühlampe in die Geschichte ein.
Streit unter Erfindern
Das wollte sich aber ein deutschstämmiger Amerikaner nicht gefallen lassen: Heinrich Göbel. Er verklagte Edison und gewann 1893 den Prozess. Laut seinen Angaben war er der Erfinder der Glühlampe. Göbels war zwar ein schlechter Schüler, hatte aber immer schon einen erfinderischen Geist, den ihm seine Lehrer im Abschlusszeugnis 1832 attestierten. Er lernte Uhrmacher und eröffnete eine Werkstatt, in der er Uhren und optische Geräte für Hochschulen herstellte. 1848 wanderte er mit seiner Familie nach Amerika aus, wo er in New York erneut ein Uhrmacher- und Optikgeschäft eröffnete.
Er begann Experimente mit Glühlampen und fand nach vielen Tests das richtige Material für den Glühfaden: ein fein zerspantes Stück verkohlter Bambusfaser, die er in eine Glasglocke packte. Er wusste bereits von anderen missglückten Versuchen anderer Erfinder, dass das Verglühen der Faser nur durch ein Vakuum verhindert wurde. Mit Quecksilber entlüftete Göbels seine Glaskolben, denn leistungsstarke Pumpen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfunden.
Schon 1859 soll er mit seinen Lampen eine Brenndauer von 400 Stunden erreicht haben. Er benutzte die Lampen, um seine Schaufenster zu beleuchten. Angeblich seien die Leuchten so hell gewesen, dass die Nachbarn sich beschwerten und Göbels die Leuchten wieder entfernen musste. Ein Patent meldete er nicht an.
Die Erfinder
Thomas Alva Edsion wurde 1847 in Milan, Ohio geboren. Erst als Zeitungsjunge tätig, erhält er eine Anstellung als Telegraph und begann als Autodidakt mit ersten elektronischen Experimenten. Erstmals für Aufsehen sorgte Edison 1868 mit seinem Registrier-apparat „Stockticker“, der an der New Yorker Wall Street eingesetzt wurde. 1876 wurde er wissen-schaftlicher Leiter des Menlo Park Laboratoriums in New Jersey. 1877 erfand er den Phonographen mit „Edison-Walze“. 1878 perfektionierte er das Telefon. Ein Jahr später perfektionierte er die Glühlampe und präsentierte diese im Rahmen der internationalen Elektrizitätsausstellung 1881 in Paris. Hier zeigte er ein Beleuchtungssystem mit 1000 Kohlefadenglühlampen. Des Weiteren gilt Edison als Erfinder der Film-Kamera, des Kinetographen, die Nickel-Cadmium-Batterie und vieles mehr. 1937 verstarb Edison in West Orange.
Heinrich Göbel wurde 1818 in Spring am Deister geboren. Zwar war Göbels ein schlechter Schüler, trotzdem attestierten ihm seine Lehrer im Abschluss-zeugnis einen „erfinderischen Geist“. Er lernte anschließend Uhrmacher und stellte in einer Werkstatt Uhren und optische Geräte für Hochschulen her. 1848 wanderte er mit Frau und Kindern nach Amerika aus, eröffnete ein Uhrmacher- und Optikgeschäft in New York und begann mit seinen Experimenten zur Glühlampe. 1859 soll er schließlich die erste gebrauchsfähige Glühlampe mit einer Brenndauer von 400 Stunden erfunden haben. Als Edison seine Glühlampe patentieren lässt, verklagt Göbels ihn und gewinnt. Trotzdem ist bis heute fraglich, ob er wirklich der Erfinder der Glühlampe ist, da bis heute keine seiner ursprünglichen Glühlampen aufgetaucht ist.
Ein bezweifelter Sieg
Zwar gewann Göbels den Prozess gegen Edison, konnte aber seinen Sieg nicht genießen, da er im gleichen Jahr verstarb. Zwar sah das Gericht es damals als erwiesen an, dass Göbels früher als Edison eine brennbare Glühlampe erfand, doch gibt es bis heute keine Beweise dafür. Nie tauchte eine seiner ursprünglichen Glühlampen auf und ob Göbel ohne fundamentale Kenntnisse der Elektrophysik in der Lage war, seine Experimente zu einem erfolgreichen Ergebnis zu führen , ist anzuzweifeln. Deswegen bleibt wohl Edison als Erfinder der Glühlampe in den Geschichtsbüchern stehen, hat er doch die Technik zur Massenfertigung und -nutzung weiterentwickelt.
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