Empa-Forscherin Agnes Psikuta positioniert Manikin «HVAC» für die Datenmessung in der Klimakammer.

Empa-Forscherin Agnes Psikuta positioniert Manikin «HVAC» für die Datenmessung in der Klimakammer. (Bild: Empa)

Wenn die Sonne im Hochsommer erbarmungslos auf die Fassaden brennt, heizen sich Innenräume von Gebäuden mit unbeschatteten Fenstern oder schlechter Isolation gnadenlos auf. Bringt selbst das offene Fenster keinen kühlenden Luftzug, beginnt es ab 26 Grad Raumtemperatur unangenehm zu werden. Steigt die Raumtemperatur noch weiter, werden sogar körperlich wenig anstrengende Tätigkeiten wie Büroarbeiten zur Belastung. Ventilatoren und Klimaanlagen laufen heiß.

Die ideale Temperatur im Büro

Die klimatische Komfortzone am Arbeitsplatz mag individuell unterschiedlich sein. Für experimentelle Untersuchungen gehen die Empa-Forschenden für Büroräume von einer Temperatur von 22 Grad bei 50 % Luftfeuchtigkeit aus. Gesetzliche Vorgaben in der Schweiz geben einen Rahmen zwischen 20,5 und 26,5 Grad für Büros an, abhängig von der Außentemperatur.

Kältetechnik in Deutschland hat einen Energiebedarf von rund 85 Terawattstunden pro Jahr. Ob damit aber überhaupt die ersehnte Kühlung im Raum erzielt werden kann, ist ungewiss. Forscherin Agnes Psikuta von der Schweizer Materialforschungsanstalt Empa hat sich deshalb vorgenommen, belastbare Daten zum Raumklima am Arbeitsplatz zu generieren. Ihr Ziel: Gebäude deutlich nachhaltiger klimatisieren – und dabei gleichzeitig die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Menschen erhalten. Ihre Arbeitskollegen: «ANDI» und «HVAC», smarte Dummys, die das Raumklima vermessen.

Schwitzen im virtuellen Büro

Die Wärmebildkamera macht es sichtbar: Der Körper des Manikin «HVAC» (gelb-orange) wird mittels einer Lampe auf wohlige Temperaturen gewärmt, während die Umgebung (violett) kühl bleibt.
Die Wärmebildkamera macht es sichtbar: Der Körper des Manikin HVAC (gelb-orange) wird mittels einer Lampe auf wohlige Temperaturen gewärmt, während die Umgebung (violett) kühl bleibt. (Bild: Empa)

Der futuristisch anmutende HVAC, kurz für "Heating, Ventilation, Air Conditioning", ist gut ausgerüstet: Mit Sensoren für Lufttemperatur, Feuchtigkeit und Luftbewegung allein ist es indes nicht getan. Insgesamt 46 Messfelder durchbrechen die Kunststoffschale des Dummys, mit denen er die Wärmestrahlung aus der Umgebung quantifiziert und beispielsweise Sonnenwärme von Heizungsluft unterscheiden kann.

Sein Partner mit dem schlichten Namen ANDI ergänzt HVACs Daten optimal: "ANDI ist der Typ für das große Ganze, er nimmt die Wärmebilanz auf, die ein Mensch unter den gegebenen Bedingungen hat", erklärt Agnes Psikuta vom "Biomimetic Membranes and Textiles"-Labor der Empa in St. Gallen. Hierzu hält ANDI seine Betriebstemperatur konstant auf 34 Grad, was der Hauttemperatur eines Menschen in der Komfortzone entspricht. Komfortzone bedeutet hierbei, dass der Körper eines gesunden Erwachsenen seine Kerntemperatur von 36,5-37,5 Grad Celsius mit minimalstem Aufwand konstant halten kann. "In der Komfortzone schwitzt der Mensch nicht, er zittert nicht vor Kälte und friert nicht an Händen und Füßen, weil er seine thermische Balance mit Leichtigkeit aufrechterhalten kann", sagt die Forscherin.

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Die mathematische Modellierung dieser kombinierten Daten ergibt schließlich ein virtuelles thermisches Modell eines Menschen am Arbeitsplatz. Am Ende soll es damit möglich sein, aufgrund dieser Arbeiten den Energiebedarf von Gebäuden zu optimieren. "Im Hochsommer laufen Klimaanlagen auf Hochtouren, um beispielsweise Großraumbüros komplett zu kühlen. Wie effektiv die Situation für den jeweiligen Arbeitsplatz ist, ist aber unklar", so die Empa-Forscherin.

Bauliche Elemente direkt am Arbeitsplatz wie kühlende Wandpaneele oder ventilierte Bürostühle könnten für energiesparendere und effizientere Lösungen sorgen. Gleiches könnte sich für die winterliche Heizperiode ergeben: HVAC und ANDI könnten ermitteln, ob etwa eine Raumtemperatur von 17 Grad ausreicht, wenn der Arbeitsplatz lokal auf 22 Grad beheizt ist.

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