Frau Prof. Schoper, auf S. 19 der „5. Gehaltsstudie 2015“ sieht man, dass im Maschinenbau die durchschnittlichen Jahresgehälter für eine Projektsteuerung mit gut 65.000 Euro nicht allzu üppig ausfallen – in anderen Branchen verdient man deutlich mehr. Woran liegt das Ihrer Meinung?
Das Ergebnis unserer 5. Gehaltsstudie deckt sich für den Maschinenbau unter anderem mit der VDI-Gehaltsstudie, die für die Branche ähnliche Durchschnittseinkommen ausweist. Gleichwohl zeigt unsere Erhebung auch, dass die Jahresgehälter im Projektmanagement von mehreren Faktoren abhängig sind: Spezifische Branchenstrukturen sind dabei neben Berufserfahrung, absolvierten Zertifizierungen und Weiterbildungen, PM-Hierarchieebene, Unternehmensgröße und Ausbildungsniveau nur ein Aspekt.
Im Vergleich zum Gesamtsample waren bei der aktuellen Gehalts- und Karrierestudie der GPM die befragten Projektmanager aus dem Maschinenbau jünger, wiesen daher eine geringere Berufserfahrung und entsprechend weniger Budget- und Personalverantwortung als die Vergleichsgruppen anderer Branchen auf. Mit Blick auf diese spezifische Teilnehmerstruktur ist das mit 65.000 Euro bezifferte Durchschnittseinkommen daher ein Beleg für vergleichsweise hohe Projektmanagement-Einstiegsgehälter im Maschinenbau. Positiv zu vermerken ist zudem, dass die Gehaltsdifferenz zwischen Männern und Frauen bei den Befragten im Maschinenbau deutlich geringer ausfällt als im Projektmanagement-Branchendurchschnitt.
Grundsätzlich kann man mit einer Projektleitung mehr verdienen wie ein normaler Ingenieur. Was raten Sie Ingenieuren aus dem Maschinen- und Anlagenbau für eine erfolgreiche Projektsteuerung?
Der wichtigste Rat: Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, Projektmanagement sei ein Werkzeugkoffer mit festen Regeln zur Abwicklung von Projekten – wenn Sie es nicht schon getan haben. Erfolgreiche Projektsteuerung nach Schema F kann es nicht geben, denn mit jedem Projekt betreten Sie per definitionem Neuland. Projektmanagement ist mehr als ein reines Vorgehensmodell, es ist auch ein Kommunikations- und Führungsmodell. Das heißt, ein Projektleiter muss fachlich qualifiziert, aber auch in einem hohen Maße sozial kompetent sein und sich immer wieder auf die neuen Rahmenbedingungen und Stakeholder einstellen können. Vertrauen, Motivation und ein guter Informationsfluss bilden das Fundament für eine erfolgreiche Projektsteuerung. In der Position des Projektleiters oder der Projektleiterin kommen unterschiedliche Aufgaben und Rollen zusammen: Planung, Koordination, Organisation, Führung, Informationsmanagement – und immer wieder: Kommunikation.