„Kreativitätsvampir“ ist der Sammelbegriff für kreativitätshemmende Faktoren, die so manches schwungvolle Vorhaben zum Scheitern bringen. Dabei sind Kreativitätsvampire im Sinne von Ideenkillern allerdings nicht gleichzusetzen mit Personen, die sich negativ auf Kreativität auswirken, sondern es handelt sich um einflussnehmende Größen, die sich im eigenen Verhalten manifestieren.
Profil des Kreativitätsvampirs Zufriedenheit
Grundsätzlich ist Zufriedenheit ein erstrebenswerter Zustand, wenn man beispielsweise eine Arbeit gut abgeschlossen hat oder wenn man sich über eine angenehme Situation freut.
Selbstverständlich tritt Zufriedenheit bei den positiven „Highlights“ im beruflichen und privaten Umfeld auf und ist als bedeutender Motivator, als wirksame Antriebskraft zu werten, um sich einer Sache zu widmen und den erzielten Erfolg auch zu würdigen.
Erst aus Unzufriedenheit werden wir aktiv
Andererseits ist aus der Motivationsforschung bekannt, dass Menschen erst aus Unzufriedenheit, aus einem gewissen Leidensdruck heraus, aktiv werden, nach neuen Lösungen suchen und ihre gewohnten Routinen verlassen. Dieser Impuls ist wichtig, wenn Neues geschaffen werden soll. Demnach kann Zufriedenheit auch zur (gefährlichen) Komfortzone werden.
Untersuchungen zu Innovationshemmnissen in mittelständischen Unternehmen haben belegt, dass „zu viel Erfolg“ tatsächlich eine Fortschrittsblockade sein kann: wer glaubt, alles bisher richtig zu tun, weil der Erfolg ihm recht gibt, wird meist auch träger dabei, neue Wege anzudenken und auszuprobieren, weil das Erprobte ja offenbar richtig ist.
Dies gilt genauso lange, bis Wettbewerber unkonventioneller vorgehen, mutiger Infragestellen und bis Lösungen, die durch Querdenken entstehen, zu ganz anderen innovativen Sprüngen führen. Dann kann es aber schon zu spät sein, um wieder neue Lösungen zu suchen.
Zu viel Zufriedenheit ist problematisch
Wie bei allen Kreativitätsvampiren gilt auch bei der Zufriedenheit, dass eine Überdosierung problematisch werden kann. Wenn Zufriedenheit zum Dauerzustand wird (oder werden soll) können sich folgende negativen Varianten entwickeln:
- Man deklariert den aktuellen Zustand als zufriedenstellend, um anstrengende Aktivitäten zu vermeiden.
- Man gibt zu früh auf und gibt sich mit suboptimalen Ergebnissen zufrieden.
- Man findet sich ab mit dem Erreichten und will gar nichts mehr verändern.
- Man versinkt in Passivität und Lethargie.
- Man täuscht die Zufriedenheit aufgrund von Statutsdenken und Eitelkeit nur vor.
- Man will nicht zugeben, dass sich ein Zustand verschlechtert hat und redet ihn sich immer noch schön.
- Man verpasst den Anschluss an innovative Trends.
Mit einer derartigen Einstellung besteht die Gefahr, dass Impulse zur Veränderung überhaupt nicht wahrgenommen werden. Oder es kann passieren, dass sie unterdrückt und abgewehrt werden. Bei einem solch eingefrorenen Zustand der Dauer-Zufriedenheit fehlt aber der Antrieb für Entwicklung, Veränderung, Innovation. Deshalb sollte man diesem Kreativitäts-Vampir Einhalt gebieten, wenn er überhandnimmt.
Buchtipp
Noch mehr über Kreativitätsvampire können Sie nachlesen im Fachbuch „Ideen managen - eine verlässliche Navigation im kreativen Problemlösungsprozess“ von Annette Blumenschein und Ingrid Ute Ehlers, erschienen im Springer Gabler Verlag Wiesbaden 2016.