So unbeliebt ein Stau im Straßenverkehr ist, so nötig ist er dann und wann in Logistik und Fördertechnik. Denn unterschiedliche Maschinen in der Prozesskette arbeiten in unterschiedlichen Taktungen und Geschwindigkeiten. Die Verpackungsmaschine zum Beispiel liefert kontinuierlichen Output, wohingegen Palettierstationen meist schubweise arbeiten. Hinzu kommen geplante ebenso wie unvorhersehbare Unterbrechungen an einzelnen Prozessstationen, etwa bei der Störung eines Folienwicklers.
Nun sollte aber in Zeiten moderner Just-in-Time-Fertigung ein Stopp an einer Station nicht gleich das ganze Band zum Stillstand bringen. Da aber das manuelle Aus- und wieder Einschleusen in ein temporäres Lager sehr aufwendig ist, kommt heute den zwischen den Stationen liegenden automatisierten Materialflusssystemen immer öfter die Funktion eines Pufferlagers zu. Das allerdings muss eine Förderstrecke erst einmal können.
Segmentierte Förderstrecken brauchen viele Antriebe
Um Objekte wie Kartons, Behälter oder Paletten gezielt aufzustauen und bei Bedarf einzeln oder im Block wieder aus der Stauzone herauszufahren, muss die Förderstrecke in Segmente unterteilt werden, die einzeln angetrieben und ansteuerbar sind. Dazu werden in der Regel Rollenantriebe verwendet, also Förderrollen mit integriertem Elektromotor. Je nach Größe der zu transportierenden Last wird nur jede zweite, dritte, vierte oder auch nur jede zehnte Rolle angetrieben. Auf diese Weise lässt sich das System beliebig feingranular auslegen, weil sich auch sehr kurze Segmente einzeln ansteuern lassen. Das Puffern durch Einzel- oder Blockeinlauf und der gezielte Einzel- oder Blockabzug ermöglichen dabei nicht nur mehr Performance und Regelbarkeit für den fördertechnischen Prozess. Wenn Förderzonen dezentral angetrieben werden, kann der Betreiber diese in Abhängigkeit von der aktuellen Auslastung individuell zu- oder abschalten. Das vermeidet unnötigen Lärm in der Anlage, spart Energie und reduziert zugleich den Verschleiß der Motorrollen.
Die Antriebsleistung der einzelnen Rolle im Verbund muss natürlich nicht so hoch sein wie bei einem zentral angetriebenen, längeren Förderband. Aus diesem Grund haben sich in entsprechenden Fördertechnik-Anwendungen seit einigen Jahren Rollenantriebe mit 24 VDC durchgesetzt. Sie lösen bei der Auslegung von Materialflusssystemen zunehmend die großen zentralen Antriebe mit 400 VDC ab, mit denen längere Bänder in klassischer Bauweise angetrieben werden.
Viele kleine Antriebe statt wenige große, das bietet natürlich mehr Flexibilität. Doch keine Medaille ohne Kehrseite: Viele Motoren verursachen auch einen deutlich höheren Verkabelungsaufwand.
Um den zu vereinfachen, hat der Automatisierungstechnik-Hersteller Bihl+Wiedemann aus Mannheim auf der vergangenen Hannover Messe ein neues Motormodul für AS-Interface (AS-i) auf den Markt gebracht, das nicht nur die einfache Anschlusstechnik von AS-i mitbringt, sondern auch noch direkt im Kabelkanal Platz findet.
Schlankheitskur für Motormodule
„Speziell zur Ansteuerung von solchen angetriebenen Rollen haben wir schon seit Längerem Motormodule im Programm, allerdings in einem größeren IP67-Gehäuse mit M12-Buchsen“, erklärt Johanna Schüßler, zuständige Produktmanagerin bei Bihl+Wiedemann. „Die werden in der Regel außen an der Förderstrecke montiert. Die neue Produktlinie bietet jetzt im Grunde das gleiche Innenleben, sprich die Ansteuerung der Motorrollen, aber in einem anderen, kompakteren Gehäuse.“ Die neuen AS-i-Motormodule sind speziell für den Einsatz im Kabelkanal optimiert und ermöglichen eine platzsparende, flexible und einfache Integration in beengtem Bauraum. Äußere Anbauten, wie sie Module zur abgesetzten Montage erfordern, entfallen. Auch die Kabel müssen nicht aus dem Kanal herausgeführt werden.
An jedes AS-i-Motormodul für den Kabelkanal können zwei motorgetriebene Rollen angeschlossen und über die Anlagen-SPS unabhängig voneinander angesteuert werden. Darüber hinaus bieten sie einen integrierten Passivverteiler, einen zertifizierten Schutz der Verbindungsleitung zwischen Motor und Modul gegen Kurzschluss sowie digitale Eingänge für bis zu vier Sensoren wie zum Beispiel Staubahnlichtschranken oder Statusmeldungen von Motorfeedback-Systemen. Der Anschluss an AS-i und AUX für 24-VDC-Hilfsenergie geschieht über das typische AS-i-Profilkabel. Eingangsseitig erfolgt die Versorgung der Motormodule dann über AS-i, während die Ausgänge aus dem 24-VDC-Anschluss heraus mit Energie versorgt werden. Informationen über Start, Stopp und Drehrichtung werden über einen AS-i-AB-Slave übertragen und die Geschwindigkeit über AS-i-Parameter vorgegeben.