Kommunikationstechnik: Für jede Maß ein Selfie
Die letzte Wiesn 2019 war ein Rekordjahr für das Mobilfunknetz des Anbieters O2 auf der Wiesn. Mit 87.000 Gigabyte verbrauchten Kunden des Telekommunikationsanbieters 27.000 Gigabyte und damit rund 50 Prozent mehr Datenvolumen als im Vorjahr. Kein Wunder: Für jede Maß, die getrunken wird (2019 waren es 7,3 Millionen), verschicken die Gäste rein statistisch mindestens ein Selfie.
Inzwischen ist die Technik weiter - und 5G hat seine Oktoberfestpremiere. Im Mittelpunkt der 5G-Wiesn steht der 15 Meter hohe Mobilfunkmast „Wiesn West 1“ direkt neben dem berühmten Holzfasslager des Augustiner-Bierzelts. Allein über diesen Standort im Zentrum der Theresienwiese kann die Telekom rund 12.000 Besucherinnen und Besucher mit Mobilfunk versorgen. Der „Telekom-Tower“ wiegt zwei Tonnen – allein für die Telekom hängen an diesem Mast 500 Meter Hochfrequenzkabel und 100 Meter Glasfaserkabel.
Für das Trachtenspektakel baut die Telekom auch dieses Jahr ein eigenes Mobilfunknetz auf, mit dem sich normalerweise eine mittelgroße Stadt wie Kassel versorgen ließe.
Mehr zu 5G auf dem Oktoberfest in folgendem Youtube-Video der Telekom:
Elektrotechnik: Wiesn braucht Strom wie eine Kleinstadt
Der Stromverbrauch des Oktoberfests liegt bei knapp drei Millionen Kilowattstunden, so das Energievergleichsportal Verivox. Allerdings beinhalte dieser Wert lediglich die für den Betrieb der Festzelte, Fahrgeschäfte sowie Verkaufsbuden und die für die Beleuchtung benötigte Energie. Der tatsächliche Wert liegt durch Auf- und Abbau sowie zusätzlich benötigte Verkehrsmittel deutlich höher.
Der auf der Wiesn verbrauchte Strom entspricht etwa 15 Prozent des Münchner Tagesbedarfs oder dem jährlichen Bedarf von 1.100 bis 1.200 Haushalten. In der Spitze kommen die Verbrauchswerte denen einer Kleinstadt mit 21.000 Bewohnern gleich.
Das erfordert eine entsprechende elektrotechnische Infrastruktur: Um alle Abnehmer auf dem Wiesngelände mit Strom zu beliefern, ist ein aufwendiges Versorgungsnetz notwendig. Das umfasst etwa 15 bis 20 teilweise unterirdisch gelegene Trafostationen, 40 bis 50 Kilometer Kabel und mehr als 150 Verteilerschränke. Da bereits ein kurzwzeitiger Stromausfall eine Massenpanik auslösen könnte, ist die komplette Stromversorgung doppelt ausgelegt.
Gasversorgung: Keine Heizstrahler mehr im Biergarten
Der Heizgasbedarf hängt vor allem von den Witterungsbedingungen ab. Für die letzte Wiesn 2019 wurden fünf Kilometer Gasleitungen gelegt, benötigt wurden seinerzeit 200.000 Kubikmeter Erdgas. Das entspricht etwa dem Jahresverbrauch von 85 Einfamilienhäuser für Heizung und Warmwasser.
Angesichts der Energiepreiskrise sollen dieses Jahr zumindest die Biergärten vor den Zelten nicht beheizt werden. „Wir Wiesnwirte verzichten heuer auf die Heizstrahler in den Biergärten“, sagte Wirtesprecher Christian Schottenhamel.
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Speicher: Batterien sorgen für warmes Essen
Im Festzelt „Tradition“ ist der Name (kulinarisches) Programm. Geboten wird dort die klassische bayrische Küche mit Schweinsbraten und Wiesenhendl. Der Strombedarf des Zeltes liegt bei rund 200.000 kWh pro Oktoberfest, wobei rund 70 Prozent des Stromverbrauchs auf die Großküche entfallen, die zu Spitzenzeiten knapp 8.000 Gäste versorgen muss. Der Rest entfällt auf Beleuchtung und elektrische Heizpilze.
Ein Lastmanagement, also das zeitliche Verteilen der Stromlasten über den Tag, ist dabei laut dem Stromspeicherhersteller Tesvolt kaum möglich: Der Konsum der Gäste und damit die Auslastung der Küche ist im Festzelt konstant hoch. Industriespülmaschinen sowie Grill- und Kochgeräte müssen fast permanent laufen. Verbrauchsspitzen von über 700 Kilowatt sind so keine Seltenheit.
Lange wurden die Bedarfsspitzen aus dem Stromnetz mit entsprechend hohen Kosten gedeckt, bis 2018 MP Elektrotechnik aus München den Tesvolt-Stromspeicher TS HV 70 installiert hat. Das Lithium-Ionen-Batteriesystem mit 67 kWh Speicherkapazität sorgt nun für den Zusatzbedarf bei Strom zu Spitzenzeiten und spart dem Festzeltbetreiber laut Tesvolt nun etliche Tausend Euro pro Fest.
Fluidtechnik: Bierpipeline sorgt für gut einschenkte Maßkrüge
Auf der Wiesn geht es vor allem um eine Flüssigkeit, nämlich Bier. Und das wird auf dem Oktoberfest über eine Pipeline transportiert. Jährlich werden auf dem Münchner Oktoberfest rund sechs Millionen Liter davon ausgeschenkt. Steuerungstechnik und Software von Siemens bringen das süffige Festbier in drei Hauptzelten über eine unterirdische Ringleitung von den Tanks an die Zapfstellen, wie die folgende Grafik zeigt:
Automatisierung: den Predator im Zaum halten
Das Fahrgeschäft Predator ist nichts für schwache Nerven. Hier wirken Kräfte wie bei einem Raketenstart. Ein Looping jagt den Nächsten. Eine Steuerung von Siemens sorgt dafür, dass die Sicherheit gewährleistet ist und der wilde Ritt ein Wiesn-Spaß bleibt.
Im Fahrstand regiert eine Simatic S7-1500. Sie hat im wahrsten Sinne des Wortes das Karussell in der Hand, kümmert sich zuverlässig und fehlersicher um die perfekte Beleuchtung mit den Lauflicht-Anlagen, um die Ansteuerung der Motoren, die Drehmoment-Berechnung für die Rotation sowie um die richtige Geschwindigkeit. Und, ganz wichtig, um die Bügelverriegelung. Ist da nicht alles korrekt und nicht alle Bügel wirklich verschlossen, erfolgt keine Startfreigabe.
Antriebstechnik: Gemächlich über Berg und Tal
Etwa gemächlicher als im Predator geht es in der "Fahrt ins Paradies" auf der Oiden Wiesn zu. Dort treibt ein mittlerweile mehr als 70 Jahre alter Drehstrommotor mit 11 PS die historischen Berg- und Talbahn an. Die Anlage war seit 1955 eingelagert und wurde erst 2003 durch einen Zufall wiederentdeckt und liebevoll restauriert - inklusive der Antriebstechnik.