In der Energieerzeugung spielt Digitalisierung vielfach eine unverzichtbare Rolle. Bei der Erzeugung von Energieeffizienz sind die positiven Zusammenhänge nicht so offensichtlich.

In der Energieerzeugung spielt Digitalisierung vielfach eine unverzichtbare Rolle. Bei der Erzeugung von Energieeffizienz sind die positiven Zusammenhänge nicht so offensichtlich. (Bild: Adobe Stock - ZETHA_WORK)

Die Motivation für Digitalisierungsprojekte hat sich in den letzten drei Jahren in Deutschland verschoben, wobei potenzielle Energieeinsparungen jetzt häufiger als Motivation genannt werden. Dies ergab eine Studie des ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Der Effekt ist vor allem in der Industrie besonders ausgeprägt:

  • In den letzten drei Jahren haben rund 60 % der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe Digitalisierungsprojekte durchgeführt.
  • 2020 nannten erst 30 % der Unternehmen Energieeinsparungen als Beweggrund – unter den sieben abgefragten Gründen also am seltensten.
  • Seitdem ist der Wert in der Industrie sehr deutlich auf 42 % gestiegen!
  • Am stärksten zugelegt haben Energieeinsparungen als Motivation für Digitalisierung im Fahrzeugbau: Dort stieg der Wert von 29 auf 49 %.
  • Damit stehen Energieeinsparungen heute auf Rang vier der sieben abgefragten Gründe für Digitalisierungsmaßnahmen.

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Wo noch Hindernisse liegen

Jedes zweite Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe hat in den vergangenen drei Jahren gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Energiebilanz durchgeführt. Darüber hinaus planen gegenwärtig rund 20 % der Unternehmen ähnliche Vorhaben zukünftig umzusetzen.

  • Die Hauptprobleme bei Energieeinsparungsmaßnahmen sind Lieferschwierigkeiten, Mangel an Fachkräften, fehlendes Wissen über geeignete Technologien und das Fehlen geeigneter digitaler Technologien.
  • Kleine und mittlere Unternehmen nutzen die Potenziale der Digitalisierung und Energieeffizienz seltener als größere Unternehmen.
Vor allem in der Industrie sind die mangelnde Verfügbarkeit von Material, Produkten oder Fachkräften die Haupthindernisse für Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz.
Vor allem in der Industrie sind die mangelnde Verfügbarkeit von Material, Produkten oder Fachkräften die Haupthindernisse für Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz. (Bild: ZEW)

Führt Digitalisierung automatisch zu weniger Energieverbrauch?

Jedenfalls nicht zwingend! Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit (RIFS) des Helmholtz-Zentrum Potsdam. Dabei wurden zehn Sektoren des verarbeitenden Gewerbes in China zwischen 2006 und 2019 auf Zusammenhänge zwischen Industrie 4.0 und Energieindikatoren analysiert. An der globalen Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes hat China einen Anteil von 30 Prozent.

Die Ergebnisse hätten gezeigt, dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Grad von Industrie 4.0 und dem Gesamt-Energieverbrauch gebe, erläutert Stefanie Kunkel, Erstautorin der Studie. Das hat folgende Gründe:

  • So könne beispielsweise der Einsatz von Robotern anstelle von Handarbeit in der derzeit wenig digitalisierten Bereichen den Energieverbrauch sogar erhöhen.
  • Häufig träten sogenannte „digitale Rebound-Effekte“ auf, wenn die durch Digitalisierung erzielten Effizienzgewinne zu Kosteneinsparungen führten. Die eingesparten Ressourcen könnten ganz oder teilweise reinvestiert werden, und so Effizienzgewinne kompensieren.
  • Außerdem habe Digitalisierung generell einen wachstumsfördernden Effekt, der in der Regel ebenso den Energieverbrauch erhöhe.

Das Fazit der Studie: "Auch die Europäische Union und Länder in anderen Weltregionen hegen die Hoffnung, die Ziele der nachhaltigen Entwicklung mittels Digitalisierung adressieren zu können. Doch dies wird nicht automatisch gelingen, sondern muss gesteuert werden." So könne etwa eine konsequente Orientierung der Industrie 4.0 an Nachhaltigkeitszielen dazu beitragen, die wachstumsfördernde Wirkung von Industrie 4.0 auf Ziele wie die Dekarbonisierung und Förderung der Kreislaufwirtschaft zu richten.

Wie steht die deutsche Industrie zum Klimaschutz?

Die Industrie in Deutschland investiert zunehmend in Klimaschutz. Insgesamt gut 4,15 Milliarden Euro wandten Unternehmen des Produzierenden Gewerbes im Jahr 2021 für Anlagen zur Vermeidung von Emissionen oder zu einer schonenderen Nutzung von Ressourcen auf. Damit sind die Investitionen in diesem Bereich binnen zehn Jahren um 74,3 % gestiegen, wie die folgende Grafik zeigt:

Entwicklung der Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen in der deutschen Industrie zwischen 2011 und 2021
Entwicklung der Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen in der deutschen Industrie zwischen 2011 und 2021 (Bild: Destatis)

53 Milliarden Euro Umsatz mit Klimaschutzprodukten

Dass Klimaschutz zunehmend zum Wirtschaftsfaktor geworden ist, zeigt sich auch in den Umsätzen, die mit entsprechenden Gütern und Leistungen erzielt werden. Die Betriebe des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors in Deutschland erwirtschafteten im Jahr 2021 einen Umsatz von gut 52,8 Milliarden Euro mit Klimaschutzprodukten. Das entspricht einem Anstieg von 11,9 % gegenüber dem Vorjahr:

Entwicklung des Umsatzes mit Klimaschutzprodukten in Deutschland zwischen 2011 und 2021.
Entwicklung des Umsatzes mit Klimaschutzprodukten in Deutschland zwischen 2011 und 2021. (Bild: Destatis)

Der Autor: Peter Koller

Peter Koller
(Bild: Anna McMaster)

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Chefredakteur des Automatisierungsmagazins IEE. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein.

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