An Energiemanagement kommt heute kein Unternehmen mehr vorbei – zu hoch die Kosten für Strom, zu groß der Druck, nachhaltig und ressourcenschonend zu wirtschaften. Insbesondere kleineren und mittleren Unternehmen fehlen jedoch Zeit und Wissen, um zielgerichtet ins Thema einzusteigen. Wenn dann in einem Unternehmen ‚Energie gespart‘ werden soll, weiß man gar nicht, wo anfangen: Denn es ist gar nicht klar, wo der größte Hebel ist und die meiste Energie verbraucht wird.
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Darum ist auch oftmals nicht klar, wo im Unternehmen die meiste Energie verbraucht wird oder auch, wie viel Energie gegebenenfalls von Photovoltaik-Anlagen erzeugt wird und wann. Hier schafft ein Energiemonitoring Abhilfe. Das ermöglicht langfristige Einsparungen, indem Hauptverbraucher identifiziert, Lastspitzen erkannt und ineffiziente Geräte bei Bedarf getauscht werden können. Weiterer Nebeneffekt: Insbesondere die jüngere Generation nimmt die Unternehmen, die das Thema Energieeffizienz aktiv angehen, als attraktive Arbeitgeber wahr.
Hauptsache, erst einmal anfangen
Zum Einstieg in das Energiemonitoring empfiehlt Marc Postpieszala, Berater bei der Sächsischen Energieagentur SAENA, dass Unternehmen zunächst einfach erste Messdaten erfassen: „Dieser Einstieg hilft den Unternehmen erfahrungsgemäß, sich konsequent auf das Thema Energiemanagement einzulassen.“ Es braucht also nicht direkt zu Beginn das umfassende Konzept. Wichtig sei, anzufangen. Die SAENA verleiht kostenfrei Ultraschallmessgeräte, Wärmebildkameras oder Druckluft-Leckagesuchgeräte an Unternehmen, die in das Energiemonitoring einsteigen wollen; weitere Energieagenturen bieten diesen Service auch in anderen Bundesländern an.
Der Einstieg ist bewusst niedrigschwellig gehalten. „Andere Themen haben oft Priorität, das Tagesgeschäft geht im Zweifel immer vor“, erklärt Sylvia Georgi vom Energieversorger Süwag. „Viele Firmen sind unsicher, wie sie das im Detail komplexe Thema Energiemonitoring angehen sollen.“ Deshalb empfiehlt auch Sylvia Georgi, das System schrittweise aufzubauen. „Lieber mit weniger Messstellen beginnen und das System dann Schritt für Schritt sinnvoll erweitern. Dabei ist es wichtig, ein offenes und modular aufgebautes System einzusetzen, das Messungen verschiedenster Hersteller einbinden kann“, erklärt Georgi.
Druckluft und Stand-by als Energiefresser
Nach und nach lässt sich dann ein umfassendes Energiemonitoring aufbauen und Unternehmen können ermitteln, wo die meiste Energie verbraucht wird. Dafür sollten zunächst Ziele definiert werden – soll etwa die Wirksamkeit einzelner Energiesparmaßnahmen ermittelt oder ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 eingerichtet werden? Im zweiten Schritt geht es um das eigentliche Messsystem. Welche Messungen finden bereits statt, welche Energieträger nutzt das Unternehmen und auf welche IT-Infrastruktur kann zurückgegriffen werden? Schließlich können Messgeräte eingebaut und Energiedaten abgerufen werden. Daraus ergeben sich dann erste Maßnahmen für die Reduktion des Verbrauchs.
Besonders sinnvoll erweist sich regelmäßig der Fokus auf den Bereich Druckluft und Stand-by-Verbraucher. Druckluft ist eine besonders energieintensive Anwendung. Hier ist es wichtig, Leckagen sowie Verschleiß oder Defekte von mechanischen Komponenten frühzeitig zu erkennen. Mit entsprechenden Messdaten werden Veränderungen im Verbrauch sichtbar und Unternehmen können rechtzeitig Wartungsmaßnahmen ergreifen.
Anlagen im Stand-by wiederum verbrauchen Energie, obwohl sie gar nicht benötigt werden. „Ein gutes Indiz dafür ist eine hohe Grundlast außerhalb der Betriebszeit“, so Sylvia Georgi vom Energieversorger Süwag. Ist der Anfang einmal gemacht, fällt es Unternehmen grundsätzlich leichter, ihr Energiemonitoring zu verfeinern. Doch damit das gelingt, braucht es neben geeigneter Messpunkte auch eine Software, die Sensoren und Messgeräte visualisiert.
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
Das Problem ist folglich: Jede Messstelle verursacht erst einmal Kosten: Sensorik, Datenübertragung, Verbindung mit der Software und jemand, der all diese Daten auswertet. Doch die Investition lohnt sich, versichert Marc Postpieszala von der SAENA: „Wer dranbleibt, tut etwas für seine Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit.“ Außerdem, so erklärt er, käme am Thema Energiemonitoring ohnehin kein Unternehmen vorbei: „Früher oder später wird sich jedes Unternehmen mit seiner Transparenz und den damit einhergehenden Berichtspflichten auseinandersetzen müssen, weil alles zusammenhängt: entweder ist man Teil einer Lieferkette, oder man fällt zum Beispiel unter die EU-Pflicht der Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD).“
3-%-Regel hilft bei der Kostenabschätzung
Am Ende ist diese Transparenz für Unternehmen von Vorteil. Damit die Kosten im Rahmen bleiben, verweisen Experten auf die 3-%-Regel. Diese besagt, dass für 3 % der jährlichen Energiekosten ein sinnvolles System aufbaubar ist. Je genauer Unternehmen definieren können, was die Energiekostentreiber in ihrem System sind, umso größer der Hebel, diese zu senken.
Verschiedene Hersteller bieten inzwischen Lösungen an, von Energietransparenzsystemen über Gateways, die die Daten verschiedener Messmittel aus den Anlagen zusammenfassen bis hin zu Hardware, die eine maximale Anlagenverfügbarkeit verspricht. Die anfängliche Investition in Zeit und Equipment wird sich so auf verschiedenen Wegen zügig amortisieren.
Energieberatung direkt vor Ort
Unternehmen, die ein Energiemonitoring einführen möchten und dafür auf unabhängige Beratung zurückgreifen wollen, können sich an ihre regionale Energie- und Klimaschutzagentur wenden. Insbesondere für Unternehmen, die gerade ins Energiemanagement einsteigen, sind die Energieagenturen die ideale erste Anlaufstelle.
Hier ist es möglich, für einen ersten Einblick Messgeräte zu leihen und sich hinsichtlich des Energiesparpotenzials im Unternehmen direkt vor Ort beraten zu lassen: Von Antrieb über Beleuchtung bis Heizung erstellen die Agenturen auf Wunsch passende Konzepte für den verbesserten Einsatz von Energie im Betrieb. Das muss nicht immer die umfassende und teure energetische Sanierung sein, sondern kann auch in kleineren Optimierungsmaßnahmen bestehen.
Ebenfalls zur Beratung gehört die Information über staatliche und steuerliche Förderprogramme. Einen Überblick über die verschiedenen regionalen Energieagenturen gibt die Homepage des Bundesverbands der Energie- und Klimaschutzagenturen unter energieagenturen.de.