Main de femme touchant une main métallique d'un robot pour former un cœur. Concept harmonie entre technologie IA et humain, sur une fond de réseau informatique

Digitale Datenräume sind Plattformen und Infrastrukturen für den Datenaustausch, in denen beispielsweise Produktionsinformationen gesammelt werden. (Bild: stock.adobe.com / -Y4NN-)

Jessica Breuer Atreus
Jessica Breuer ist Direktorin der Solution Group Maschinen- und Anlagenbau und ebenfalls bei der Managementberatung Atreus in München. (Bild: Atreus)

Viele Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau haben mit Sensorik die Anzahl der Datenpunkte rapide erhöht, ihr Servicegeschäft gestärkt und durch predictive und preventive Maintenance-Angebote einen spürbaren und monetarisierbaren Mehrwert für ihre Kunden geschaffen. Der Fokus lag bisher auf der singulären Nutzung der von Maschinenbauern erzeugten Daten.

Nun kommt neue Bewegung in die Datennutzung durch die Entstehung und Förderung europaweiter, industriebezogener Datenräume. Die deutsche Bundesregierung hat erkannt, dass die Digitalisierung eine Schlüsselrolle in der Zukunft der industriellen Fertigung spielt. Mit der Manufacturing-X-Initiative hat sie ein umfassendes Programm ins Leben gerufen, das Maßnahmen zur Förderung der Digitalisierung und Vernetzung in der Fertigungsindustrie bündelt. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu stärken und ihre Position auf dem globalen Markt zu sichern.

Ein zentraler Bestandteil der Manufacturing-X-Initiative ist die Schaffung von Datenräumen, die es Unternehmen ermöglichen, Daten und Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Planung und Entwicklung bis hin zu Produktion und Wartung – sicher und effizient auszutauschen. Die strategische Zusammenarbeit von Maschinen- und Anlagenbauern in der Nutzung und Verwaltung gemeinsamer Daten bietet zahlreiche Vorteile. Traditionell agieren Unternehmen in diesem Bereich als Konkurrenten, was zu Fragmentierung und Ineffizienz führt. Die Manufacturing-X-Initiative zielt darauf ab, diesen Paradigmenwechsel zu fördern und souveräne Datenräume zu schaffen, die gemeinsam von Politik und Wirtschaft gestaltet werden.

Was sind digitale Datenräume?

Digitale Datenräume sind Plattformen und Infrastrukturen für den Datenaustausch, in denen beispielsweise Produktionsinformationen gesammelt werden. OEMs und Anwender stellen Daten auf Grundlage definierter Regeln, Standards und Schnittstellen ein. Durch die europäische Initiative EU Data Act werden die Spielregeln neu definiert. Die EU möchte durch die Förderung dezentraler Datenräume die Datenökonomie stärken und sich gegen die Daten-Hegemonie der USA und Chinas positionieren, um Daten zu handelbaren Wirtschaftsgütern zu entwickeln. Zudem verpflichtet der EU Data Act OEMs, ihre gesammelten Betriebsdaten den Anwendern und Betreibern ihrer Maschinen zur Verfügung zu stellen. Ziel ist die nationale und europäische Vernetzung der Industrie, wobei Sicherheit und Datenschutz zentral sind, um sensible Unternehmensdaten zu schützen und Missbrauch zu verhindern.

Dieser Ansatz fördert eine Form des „Partnering“ in einem komplexen Ökosystem, in dem die Schwarmintelligenz von Maschinenbauern und Betreibern die Transparenz entlang der gesamten Lieferkette erhöht und allen Beteiligten Mehrwert schafft. Authentische und vertrauensvolle Kooperationen und Partnerschaften werden zum Erfolgsfaktor. Sie können entscheidend sein, Effizienzpotenziale zu heben und Innovationen voranzutreiben. Netzwerke helfen, Geschäftsmodelle innovativer und digitaler zu gestalten.

Multilaterale Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette

Partnering beschränkt sich nicht nur auf die Nutzung von Datenräumen. Multilaterale Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette ist erfolgskritisch, um die Wertschöpfungstiefe zu reduzieren, sich auf die wesentlichen Werthebel zu konzentrieren und Partnerunternehmen mit Kostenvorteilen zu nutzen. Die Wertschöpfung im Unternehmen muss kritisch überprüft werden. Angesichts der Erfahrungen der letzten Jahre wird zunehmend überlegt, ausgelagerte Produktionsschritte zurückzuholen, da Automatisierung und Robotereinsatz nachhaltige und ressourcenschonende Produktion ermöglichen. Automatisierte Technologie kann auch den Fachkräftemangel ausgleichen.

Resiliente Unternehmen konzentrieren sich auf ihre Kernfähigkeiten und investieren in partnerschaftliche Netzwerke. Kostendisziplin, Liquidität und Profitabilität sind derzeit zentrale Themen. Liquiditätsmanagement erfordert Transparenz, um Überraschungen zu vermeiden. Kostenmanagement bedeutet ständige Überprüfung der Wertschöpfung auf Effizienzpotenziale, Umstrukturierung der Verwaltung, Abbau von Verschwendung und Nutzung von Automatisierungspotenzialen. Krisenzeiten können genutzt werden, um Prozesse, Strukturen und Systeme zu optimieren und Innovationsfähigkeit zu bewahren oder sogar zu verstärken.

Kontinuierliche Verbesserung und Innovation

Auch erfolgreiche Geschäftsmodelle müssen ständig auf den Prüfstand. Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess entlang der gesamten Wertschöpfungskette sollte fest in der DNA der Organisation verankert sein. Betreibermodelle, bei denen das Eigentum an dem Asset und die Betriebsverantwortung beim Hersteller verbleiben, können durch multilateralen Datenaustausch entlang der Lieferkette gestärkt werden. Daten wie Auslastungsinformationen, Bestände, Produktionspläne und Fertigstellungsinformationen ermöglichen es, Risiken schneller zu identifizieren und zu bewältigen.

Automatisierung, Digitalisierung und Green Transformation sind Kernthemen, die in jedes Geschäftsmodell einfließen sollten. Die zunehmende Digitalisierung der Industrie ermöglicht datenbasierte Wertschöpfung und schafft Transparenz und Nachhaltigkeit in den Lieferketten. Das Teilen von Verbrauchs- und Bedarfsprognosen sowie Produktionsdaten verbessert die Auslastung, Kapazitätssteuerung und das Bestandsmanagement.

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

Dr. Christian Frank Atreus
Dr. Christian Frank ist Partner und Leiter der Solution Group Maschinen- und Anlagenbau bei der Managementberatung Atreus in München sowie Mitglied des Executive Boards (Bild: Atreus)

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft machen Geschäftsmodelle robuster. Digitalisierung und Automatisierung sowie qualifiziertes Lieferantenmanagement reduzieren den CO₂-Fußabdruck und schonen Ressourcen. Datenräume ermöglichen die Planung und Umsetzung zirkulärer Lösungen und ein zirkuläres Design von Komponenten, was den Verbrauch und den CO₂-Footprint senkt. Datengestützte Logistikplanung reduziert Zusatztransporte, und die Sammlung von Scope-3-Daten entlang der Lieferkette schafft einen Nachhaltigkeits-Footprint.

Herausforderungen und Chancen

Die Einführung von Datenräumen und die Digitalisierung der Fertigungsindustrie bringen Herausforderungen, aber auch große Chancen. Zu den Herausforderungen zählen Datensicherheit, Datenschutz, interoperable und standardisierte Systeme sowie die Gewinnung von Partnern und das Vertrauen der Marktteilnehmer. Interoperabilität und Standardisierung von Datenformaten und Schnittstellen sind entscheidend für einen reibungslosen Datenaustausch. Standardisierte Protokolle ermöglichen nahtlose Systemintegration und Echtzeit-Datenaustausch, was die Effizienz und Geschwindigkeit der Geschäftsprozesse erhöht.

Datenräume fördern Effizienz und Innovation, ermöglichen Echtzeit-Informationstransfer und verbessern die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen und Unternehmen. Dies führt zu schnellerer Entscheidungsfindung, besserer Planung und höherer Produktionsflexibilität. Unternehmen können schneller auf Marktveränderungen reagieren und neue Produkte und Dienstleistungen schneller auf den Markt bringen. Datensicherheit und die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen sind dabei essenziell, um das Vertrauen von Partnern und Kunden zu gewinnen und zu erhalten.

Die langfristigen Chancen überwiegen: Diese Initiativen fördern die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen verschiedener Branchen, ermöglichen Synergien und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Durch Vernetzung und Wissensaustausch können Unternehmen voneinander lernen und gemeinsam neue Wege beschreiten. Branchenübergreifende Zusammenarbeit steigert die Effizienz und Innovationskraft und ermöglicht es, die Vorteile der Digitalisierung voll auszuschöpfen.

International wettbewerbsfähig bleiben

Deutschland benötigt eine Revitalisierung, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Qualität und Innovation müssen gestärkt werden, was durch die Zusammenarbeit in Datenräumen unterstützt werden kann. Die Digitalisierung der deutschen Industrie, einschließlich des Maschinenbaus, ist entscheidend für die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Datenräume stärken die Innovationskraft und Flexibilität der deutschen Unternehmen und ermöglichen grenzüberschreitende Zusammenarbeit, um sich auf internationalen Märkten zu behaupten.

Fazit

Es ist erst der Anfang: Datenräume können unter der Voraussetzung von Datensicherheit, Kooperation und Fairness hinsichtlich der Gewinnausschüttung entsprechend des Wertbeitrags tatsächlich eine spannende Plattform bieten, um einerseits die Effizienzen durch die gemeinsame Nutzung von Daten zu erhöhen und Transaktionskosten drastisch zu reduzieren, andererseits auch durch eben diese Form der multilateralen Zusammenarbeit die Innovationspower der Industrie zu nutzen und damit sich gegenüber den anderen globalen Wirtschaftsmächten zu positionieren. Datenräume haben das Potenzial, die deutsche Industrie nachhaltig zu verändern, ihre Innovationskraft zu entfesseln und ihre Wettbewerbsfähigkeit global zu sichern. Trotz der Herausforderungen rund um Datenschutz, Protokolle, Governance und faire Gewinnbeteiligung bietet die strategische Nutzung von Datenräumen immense Chancen. Die Initiative ist Teil einer langfristigen Strategie, um die deutsche Industrie fit für die Zukunft zu machen und den digitalen Wandel aktiv zu gestalten. Durch Unterstützung und Förderung der Digitalisierung können Unternehmen die Vorteile der vernetzten Industrie voll ausschöpfen und ihre Marktposition nachhaltig stärken.

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