Der aktuelle Hays-Report - Schwerpunkt Unternehmenskultur gibt darüber Auskunft. Die befragten Führungskräfte und Mitarbeiter gaben dem Thema Kommunikation die größte Wichtigkeit, im Speziellen:
- der offene Umgang mit kritischen Themen und das aktive Zuhören
- Wertschätzung in der Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern
- hierarchieübergreifende offene Kommunikation
Die Befragten setzten hierzu die Wichtigkeit auf 69 bis 81 Prozent, die Umsetzung wurde mit 23 bis 39 Prozent bewertet. Sehr eklatant zeigen sich Diskrepanzen in der Einschätzung der tatsächlichen Umsetzung auf den verschiedenen Hierarchieebenen. Die oberste Geschäftsleitung nimmt beispielsweise den Stand der Umsetzung des offenen Umgangs mit kritischen Themen im Unternehmen viel positiver wahr (45 Prozent) als das mittlere Management und die Mitarbeiter (16 bis 20 Prozent). Ähnlich verhält es sich mit der wertschätzenden und hierarchieübergreifenden Kommunikation.
Mauern zwischen Führungsebenen
Diese Diskrepanz wurde mir teilweise in Unternehmen vom mittleren Management bestätigt. Nach meinem Empfinden fühlen sich diese Führungskräfte vom Top-Management regelrecht allein gelassen, weil sie nicht gehört werden. Es scheinen in der Wahrnehmung der tatsächlich gelebten Kommunikation in Unternehmen zum Teil regelrecht Mauern zwischen den Führungsebenen zu existieren. Die Ursachen sind mit Sicherheit vielfältig. Aber allein die blanke Wahrheit der oben genannten Zahlen ist erschreckend und macht es wert, diese ehrlich zu reflektieren. Etwa mit der Frage, ob und inwieweit man sich als oberste Unternehmensleitung zu weit von der Basis entfernt hat.
Offene Kommunikation im Unternehmen braucht Vertrauen. Die wertschätzende Kommunikation braucht eine Haltung. Das muss erarbeitet werden, wenn diese nicht ausreichend vorhanden ist. Hier sind alle gefordert, aber die Führungskräfte tragen den Hauptpart, weil sie durch die gelebte Vorbildfunktion eine Änderung bewirken können.
Die Basis für gute Kommunikation und Vertrauen ist eine wertschätzende Haltung. Für Vertrauensbildung sind auch die Feedback- und Fehler-Kultur sowie andere Faktoren wie beispielsweise die Empathie wichtig. Im Sinne einer Salami-Taktik beginne ich mit der Wertschätzung.
An dieser Stelle möchte ich kurz auf gute Regieführung am Theater eingehen. In meiner Kolumne "Empathie in der Kommunikation - Was haben Führung 4.0 und Theaterarbeit gemeinsam?" habe ich den Vergleich mit guter Regie bereits beleuchtet. Ein Regisseur kann nur durch seine wertschätzende Haltung ein offenes Klima erschaffen, das den Akteuren das Vertrauen gibt, neue Spielangebote zu machen. Ein Schauspieler, der sich in der künstlerischen Arbeit des Probenprozesses nicht gewertschätzt fühlt, wird eher in einer Blockade landen, als inspiriertes Spiel abzuliefern.
Eine wertschätzende Haltung einnehmen
Für die Praxisumsetzung steht an erster Stelle die Frage: "Ist meine Haltung wertschätzend?"zu Mitarbeitern, Kollegen, Vorgesetzten, Kunden, zur Arbeit, zum Unternehmen, zum Produkt etc. Die ehrliche Selbst-Reflektion ermöglicht, dass wir bei Bedarf willentlich unsere innere Haltung auf "wertschätzend" setzen können.
Unter Betrachtung des oben erwähnten Reports könnte man eventuell an seiner persönlichen Selbsteinschätzung zweifeln und sich fragen, ob man denn wirklich eine wertschätzende Haltung hat, wenn man glaubt, diese zu haben?
Mein Rat: Versinken Sie an dieser Stelle nicht in Selbstzweifeln und beginnen Sie mit der Selbst-Wertschätzung! Die noch nicht gestellte Frage lautet: Wie sieht es mit Ihrer wertschätzenden Haltung sich selbst gegenüber aus? Erkennen Sie sich und Ihre Arbeit als wertvoll an?
Veranstaltungshinweis
Vortrag: "Führung 4.0, Digitale Transformation, Arbeitswelt 4.0 - Der Mensch muss sich verändern"
Datum: Donnerstag, 9.6.2016, 19 Uhr
Referentin: Amanda Pur
Ort: manager lounge, Der Businessclub des manager magazins, local lounge Hannover