Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamt vom Januar 2024 dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2023 um 0,3 Prozent gesunken sein. Diese starke konjunkturelle Eintrübung habe auch (kurzfristige) Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in den Ingenieur- und Informatikerberufen, schreibt der VDI Verein Deutscher Ingenieure in seinem Ingenieurmonitor für das dritte Quartal des vergangenen Jahres.
Das sind die Zahlen:
- Im dritten Quartal 2023 ist die Gesamtzahl an offenen Stellen im Vorjahresvergleich um 4,7 Prozent auf 165.200 gesunken.
- Damit wird das Niveau der Vor-Corona-Zeit (2019: 128.900) aber immer noch deutlich übertroffen.
Zwischen den einzelnen Berufskategorien gibt es im Vorjahresvergleich aber große Unterschiede:
- Sogar eine Zunahme der offenen Stellen im Jahresvergleich gab es in den Ingenieurberufen Technische Forschung und Produktionssteuerung um 9,0 Prozent und in den Ingenieurberufen Maschinen- und Fahrzeugtechnik um 2,0 Prozent zu.
- Auf der anderen Seite nahm die Anzahl der offenen Stellen in den Bauingenieurberufen um 5,3 Prozent und bei den Informatikerberufen um 10,8 Prozent ab.
Der Monitor beleuchtet zudem die Entwicklungen an den Schulen und Hochschulen:
- Von 2016 bis 2022 ist die Anzahl der Studierenden im ersten Hochschulsemester in Ingenieurwissenschaften und Informatik von 143.400 auf 125.500 gesunken und
nahm damit um 12,5 Prozent ab. - Die Zahl der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler, die hohe Kompetenzen in Mathematik aufwiesen, halbierte sich von 17 Prozent (PISA-2012) fast auf 8,6 Prozent bei PISA-2022.
Das sagt der VDI zu den Zahlen:
Die weiter hohe Nachfrage nach Ingenieuren zeigt laut dem VDI, dass der Ingenieurberuf weiterhin attraktiv ist: "Von der Batterieproduktion bis zur Windkraft - überall werden Ingenieurinnen und Ingenieure gebraucht, wenn wir den Standort Deutschland aktiv und lebenswert gestalten wollen. Die immer noch hohe Zahl an offenen Stellen ist für mich schwer nachvollziehbar. Der Ingenieurberuf ist der Zukunftsjob überhaupt. Sinnhaftigkeit und Mehrwert für die Gesellschaft stehen seit jeher im Fokus", so VDI-Direktor Adrian Willig.
Sorgen bereitet ihm aber die sich verschlechternde Nachwuchssituation: "Dieser Trend sollte uns alarmieren, da wir dringend qualifizierte Fachkräfte in diesen Berufsfeldern benötigen, um den zukünftigen Anforderungen Deutschlands gerecht zu werden."
Um der sich verschlechternden MINT-Kompetenz von Schüler zu begegnen, seien aber dringend konkrete Maßnahmen erforderlich, so Willig. "Gemeinsame Anstrengungen von Bildungseinrichtungen, Politik und Gesellschaft sind notwendig, um die Attraktivität des Ingenieurberufs zu steigern und qualifizierte Nachwuchskräfte zu gewinnen."
Aus Sicht der Schulleitungen ist die Haupthürde für bessere Bildungsergebnisse dabei klar zu identifizieren. Laut einer Studie der Robert Bosch Stiftung von 2023 ist für 67 % der Schulleitungen Personalmangel die größte Herausforderung, gefolgt von Digitalisierung (22 %) und Bürokratie (21 %).
Der Autor: Peter Koller
Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Chefredakteur des Automatisierungsmagazins IEE. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein.