Was benötigt man, um die Fabrik der Zukunft intelligent zu machen? Das ist die zentrale Frage der Leitmesse Digital Factory, auf die die Branchengrößen der Industrial IT ihre Lösungen als Antwort ins Feld schicken. In Halle 6 sind die Themen CAx und PLM zu finden – mit Ausstellern wie Autodesk (Stand K46), Bitkom (K01), Dassault Systèmes (K30), Eplan Software & Service (K31) sowie Siemens Software (K17). In Halle 7 konzentrieren sich MES- und ERP-Anbieter sowie -Plattformen. Bosch (Stand C26), IBM (C18), Microsoft (C40) und SAP (B04) haben ihre Auftritte vergrößert. Ebenso sind in dieser Halle Intel (D12), die Software AG (A34) sowie Huawei (A26) vertreten. Ein neuer Aussteller der Digital Factory ist Amazon Web Services (AWS) – der Cloudanbieter präsentiert sich im Freigelände, zwischen den Hallen 7 und 14, im Süden des Messegeländes.
Insgesamt also ein Gipfeltreffen der Industrial IT, deren Ausstellungsspektrum von klassischen CAD-Systemen bis hin zur Künstlichen Intelligenz und Cloudservices reicht, den Boom-Themen der Gegenwart. Die helfen den Verantwortlichen für die Leitmesse Digital Factory dabei, schon im Vorfeld der Messe sehr positiv gestimmt zu sein. Auf einer Netto-Ausstellungsfläche von mittlerweile 11.000 Quadratmetern (in den Hallen 6, 7, 8 und 17) ist die Leitmesse „die ideale Plattform, um IT-Lösungen und Prozesse für die Industrie zu präsentieren“, so Arno Reich, Abteilungsleiter Digital Factory.
Auch für den VDMA führt kein Weg an einem Besuch vorbei: „Wer die Zukunft der intelligenten, digitalisierten Produktion nicht verpassen möchte, für den ist die Hannover Messe ein Pflichttermin“, stellt Rainer Glatz, Geschäftsführer des Fachverbandes Software im VDMA, fest. Und auf der Suche nach Intelligenz und Digitalisierung sollte man die Digital Factory auf seiner Messeroute einfach nicht auslassen.
Die gedruckte Welt
Der Bereich Additive Manufacturing ist erstmals, aufgrund der Nähe zu den CAD-Anbietern und dem Thema Leichtbau der Leitmesse Industrial Supply, in Halle 6 gezogen. Arburg (Stand K16), HP (HP Espanola L02 und Halle 8, Stand A07 HP Deutschland), Stratasys (K06) sowie EOS (K02) geben einen Überblick über neue Verfahren im 3D- und 4D-Druck.
Das Unternehmen Coffee stellt in Halle 6 an Stand K30 die 3D-Drucker Mark Two und Mark X von Markforged vor. Die Besonderheit der Drucker liegt bei den Materialien, die sie verarbeiten können: Der Industrie-3D-Drucker Mark Two ist der weltweit erste seiner Art, der Carbon, Kevlar und Glasfaser als Endlosfasern druckt. Durch das patentierte Continuous-Filament-Fabrication-Verfahren (CFF) fertigt der 3D-Drucker Funktionsteile, indem Nylon/PA6 mit Endlosfasern kombiniert werden. Das Ergebnis sind Bauteile mit einem besseren Festigkeits-Gewichts-Verhältnis als 6061-T6 Aluminium. Damit ist der Mark Two für die Herstellung von Vorrichtungen, Werkzeugen, Schablonen, Montagehilfen oder Konstruktionsmustern geeignet. Der Mark X verbindet die Vorteile der Faserverstärkung von Markforged, für Bauteile stabiler als Aluminium/P6, mit einer laser-unterstützten Bauprozesskontrolle. Gedruckt werden können dadurch industriegerechte Bauteile.
Um die Materialwahl dreht sich auch der Messeauftritt von Stratasys (Halle 6, Stand K06): Auf der Leitmesse feiern die aktuell gelaunchten Materialien des Unternehmens – FDM Nylon 12CF und Agilus30 – ihre Deutschlandpremiere. Ersteres ist ein karbonfaserverstärktes, thermoplastisches Material, das sich für Rapid Prototyping, Tooling und die Herstellung fertiger Produktionsteile eignet. Zudem ist es so robust, dass es den Einsatz von Metall überflüssig machen kann.
Und noch eine Deutschland-Premiere gibt es auf dem Stand des Unternehmens zu feiern: Stratasys präsentiert erstmalig auf einer deutschen Messe seine neue 3D-Drucker F123-Serie: Besucher erfahren, wie die neue Serie der professionellen „All-in-One“-Prototyping-Systeme den gesamten Prototyping-Workflow erleichtert. Mit der neuen Serie von 3D-Druckern können Designer und Ingenieure die Anforderungen der unterschiedlichsten Prototyping-Anwendungen erfüllen – von der Konzeptüberprüfung über die Designvalidierung bis zur Funktionsprüfung.
Ernst machen in Sachen Industrie 4.0
„Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen: Bis 2019 werden weltweit drei Viertel der Industrieunternehmen ihre Wertschöpfungskette digital transformiert haben und dadurch erhebliche Produktivitätsgewinne erzielen. Wer sich nicht rechtzeitig rüstet, wird abgehängt“, erklärt Andreas Barth, Managing Director Euro Central von Dassault Systèmes (Halle 6, Stand K30). Oft bleiben Industrie-4.0-Initiativen jedoch in der Pilotphase hängen. Welche Folgen das hat, zeigt eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens IDC: Während die Zahl der Pilotprojekte steigt, stagniert die Zahl der umgesetzten Initiativen. Nur fünf Prozent der befragten Industrieunternehmen besitzen derzeit eine zentrale Datenplattform, die alle Abteilungen entlang der Wertschöpfungskette vernetzt. Genau diesen Punkt adressiert die 3DExperience-Plattform von Dassault Systèmes.
Das Unternehmen präsentiert hiermit – exemplarisch mit dem Verpackungshersteller Westrock – wie man in Sachen Industrie 4.0 und Digitalisierung Nägel mit Köpfen machen kann. Besucher können auf Basis modernster 3D-Technologien – einschließlich Konstruktion, Simulation und Augmented Reality – verfolgen, wie zunächst Designvarianten einer Verpackung auf Basis spezifischer Kundenanforderungen entstehen. Deren physikalische Eigenschaften können dann virtuell analysiert, simuliert und optimiert werden, zum Beispiel im Hinblick auf ihre Funktionalität. Im Sinne der zirkulären Ökonomie fließen in den Designprozess wichtige Informationen über regulatorische Rahmenbedingungen, Umwelt- und Recyclingauflagen oder lokale Standards für Verpackungsgrößen mit ein.
Auch Contitech (Halle 6, Stand F18) sieht die zunehmende Digitalisierung im industriellen Umfeld als Wachstumschance an: „Die Digitalisierung ist eine große Chance für uns, gemeinsam mit unseren Kunden nachhaltig Mehrwert zu generieren. Als Teil der gesamten Wertschöpfungskette können wir als Zulieferer und Industriepartner die Voraussetzungen dafür schaffen und die industrielle Infrastruktur entscheidend mitgestalten. Intelligent vernetzte Systeme, Maschinen und Anlagen ebnen dafür den Weg“, erklärt Hans-Jürgen Duensing, im Continental-Vorstand verantwortlich für die Division Contitech. Das Unternehmen zeigt erstmals ein dauerhaft installierbares und digital vernetzbares Überwachungssystem für Stahlseilfördergurte. Ob über oder unter Tage, steil bergauf oder über kilometerlange Distanzen: Fördergurte kommen in vielen Industriebranchen zum Einsatz. Unter rauen Arbeitsbedingungen transportieren sie tonnenschwere Lasten, scharfkantige, heiße sowie öl- oder fetthaltige Güter. Hier ist der reibungslose Gurtlauf für die Wirtschaftlichkeit entscheidend. Kommt es zu einem längeren Stillstand der Anlage, bricht oft die gesamte Produktionskette zusammen. Das Zauberwort ist Prävention: Elektronische Überwachungssysteme ermöglichen es, jederzeit den genauen Zustand der Fördergurte festzustellen.