Auch beim Boxkampf kann man sich dank Human2HumanOid vom Roboter vertreten lassen.

Auch beim Boxkampf kann man sich dank Human2HumanOid vom Roboter vertreten lassen. (Bild: Carnegie Mellon University)

Einen humanoiden Roboter fernsteuern, indem man ihm vor einer Kamera eine Bewegung vormacht - das ist das Grundprinzip von Human2HumanOid (H2O), einem Projekt der Carnegie Mellon Universität in den USA. Damit sollen Tätigkeiten, die für eine autonome Ausführung noch zu komplex sind, durch eine Fernsteuerung - zum Beispiel aus dem Home Office - ermöglicht werden. Wie das in der Realität aussieht, zeigt das folgende Video:

Die Bewegungen des Roboters sind offensichtlich noch sehr grob und unsicher, doch muss man sich bewusst sein, dass dies laut Carnegie Mellon die "erste Demonstration einer lernbasierten Ganzkörper-Teleoperation eines Humanoiden in Echtzeit" darstellt. Der Roboter äfft die Bewegungen des Menschen nicht einfach nach. Das System verwendet stattdessen das sogenannte Reinforcement Learning. Dabei handelt es sich um eine Variante des Machine Learning, die auf einem Versuch-und-Irrtum-Ansatz basiert. Der Roboter lernt dabei aus den Resultaten jeder Aktion, die er ausführt, und findet schließlich selbst die besten Verarbeitungswege, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Tairan He, der maßgeblich an dem Projekt beteiligt ist, erklärt den Ablauf so: "Der Prozess beginnt mit der Anpassung menschlicher Bewegungen an die Fähigkeiten des Humanoiden durch eine neuartige 'Sim-to-Data'-Methode. Sie stellt sicher, dass die Bewegungen für die eingeschränkten Möglichkeiten des Humanoiden machbar sind. Dieser verfeinerte Bewegungsdatensatz trainiert dann einen RL-basierten Bewegungsimitator in der Simulation, der anschließend ohne weitere Anpassung auf den realen Roboter übertragen wird."

Reality Check

Angesichts der rasanten Entwicklung im Bereich der autonomen Robotik dürfte eine Fernsteuerung von Roboter für einfache Tätigkeiten in der Fabrikhalle kein lohnenswertes Ziel sein. Der Werker im Home Office wird wohl kaum Realität werden. 

Für eine Reihe von anderen Anwendungen ist eine Kamera-basierte Fernsteuerung aber durchaus interessant: Als Assistenzsystem für Menschen mit Bewegungseinschränkungen etwa oder für die Erledigung von komplexen Aufgaben in Umgebungen, die für Menschen gefährlich oder nicht zugänglich sind.

Der Autor: Peter Koller

Peter Koller
(Bild: Anna McMaster)

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Chefredakteur des Automatisierungsmagazins IEE. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein.

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