Die Entscheidung ist gefallen. Ein Roboter soll in Zukunft die Arbeit in ihrem Unternehmen erleichtern. Doch damit geht die Arbeit erst los. Denn jetzt sind viele Fragen zu klären:
- Wünschen Sie einen Gebrauchtroboter oder ein neues Modell?
- Haben Sie an einen Roboter-Bausatz zum selber basteln gedacht oder an ein Full-Service-Paket?
- Soll es ein klassischer Industrieroboter (IRB) beispielsweise aus dem Hause ABB, Fanuc oder Kuka sein?
- Oder soll es lieber ein sogenannter Cobot (kollaborierender Industrieroboter) sein?
- Und wer kümmert sich um die Themen Software und Sicherheit?
Grundsätzlich gibt es die vier folgenden Optionen, wie man einen Roboter kaufen kann.
1. Roboter online zusammenstellen
Diese Variante ist am günstigsten, erfordert aber am meisten Robotik-Wissen. Denn Sie müssen alles selbst zusammenstellen. Wer also genau weiß, welche Traglast und Reichweite der Roboter besitzen soll, wie viele Achsen benötigt werden und welcher Typ Roboter für eine bestimmte Applikation geeignet ist, der kann sich online austoben.
Bastler erhalten einen solchen Bausatz online bereits ab 2.500 Euro. Soll es ein größeres Modell mit zugehörigem Software Kit sein, beginnen die Preise bei 5.000 Euro. Größere Industrieroboter mit mehr Funktionalität kosten aber auch online weit über 10.000 Euro. Man muss zudem bedenken, dass der Roboterarm alleine noch keine Arbeiten ausführen kann und somit auch Zubehör wie Greifer oder andere Endeffektoren benötigt.
Eine Art Amazon für Robotik-Produkte gibt es derzeit noch nicht. Allerdings existieren mittlerweile mehrere Online-Marktplätze für Robotik, die ein breites Angebot an Roboterarmen, Greifern oder Vision-Systemen anbieten. Dazu kommt in der Regel die Möglichkeit, daraus Systeme mit Kompatibilitätsgarantie zu konfigurieren. Beispiele dafür sind die Robotik-Marktplätze von Unchained Robotics, RBTX oder XITO.
Auch Greiferhersteller wie Schunk oder Schmalz haben außerdem eigene Online-Shops im Angebot.
Video: Roboter-Leasing der etwas anderen Art
2. Roboter über Systemintegrator beschaffen
Hier handelt es sich um ein Full-Service-Paket. Systemintegratoren sind im Grunde Maschinenbauer, die auf einen bestimmten Typ und eine bestimmte Marke Industrieroboter spezialisiert sind. Als Dienstleister unterstützt der Integrator dann während des gesamten Projekts.
Er wählt die passenden Roboterwerkzeuge aus, kümmert sich um die Sicherheitsregeln und sorgt dafür, dass Software und Steuerung am Ende des Tages richtig funktionieren.
- Was bei der Planung eines solchen Robotik-Projekts alles berücksichtigt werden muss, lesen Sie hier.
- Welche Normen und Regeln im Umgang mit Robotern gelten, ist hier zusammengefasst.
Es ist somit viel bequemer, mit einem Integrator zusammenzuarbeiten. Das hat aber auch seinen Preis. Als Faustregel gilt: Rund 30 Prozent der Kosten eines Roboter-Kaufs entfallen auf die Systemintegration. Und dieser Preis kommt zum reinen Anschaffungspreis der Komponenten dazu.
Ein absoluter Pluspunkt ist aber die Sicherheit. Denn Systemintegratoren sind mit Industrierobotern vertraut, können unabhängig beraten und kümmern sich auch um die Einhaltung aller Richtlinien.
3. Roboter gebraucht kaufen
Gebraucht bedeutet keinesfalls in schlechtem Zustand. Gerade im Bereich der klassischen Industrieroboter gibt es spezialisierte Unternehmen, die gebrauchte Roboter überprüfen, bei Bedarf überholen und dann mit neuer Garantie weiterverkaufen.
Kollaborierende Roboter (Cobots) sind auf dem Markt für Gebrauchtmaschinen schwieriger zu finden. Das liegt wohl daran, dass sie grundsätzlich günstiger als große Industrieroboter sind. Welche Cobots sich speziell für Handwerker und Mittelständler eignen, lesen Sie hier.
Ein gebrauchter Industrieroboter bietet jedenfalls die Möglichkeit, mit niedrigerem finanziellem Investment in die Welt der Industrieroboter einzusteigen. Manche Hersteller wie zum Beispiel Kuka verkaufen sogar selbst gebrauchte Modelle oder bieten diese auch zur Miete an. Und da sind wir dann auch schon bei Option 4 angekommen.
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4. Roboter mieten
Diese Methode sorgt dafür, dass ihr Industrieroboter garantiert 24/7 verfügbar ist. Denn Sie kaufen sich hier keinen Roboter mehr, sondern mieten sich beispielsweise ein Dienstleistungspaket, das 500 vom Roboter gebohrte Löcher pro Tag umfasst. Das nennt man auch 'Robots as a Service' (RAAS).
Der Anbieter des RAAS-Modells sichert dabei zu, dass die Dienstleistung wie vereinbart erbracht wird. Bei Problemen oder Ausfällen des Roboters schickt er daher kostenfrei einen Servicetechniker und kümmert sich auch um die Ersatzteillieferung. Dieser Service gehört zum Lieferumfang von Miet-Modellen in der Regel dazu.
Einen Roboter zu mieten hat Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite spart man sich die hohe Anfangsinvestition und die Kosten für die Integration und Inbetriebnahme. Dafür zahlt man anschließend eine monatliche Miete. Der Servicelevel ist hoch, sodass die eigenen Mitarbeiter sich nur wenig um die Roboter-Technik kümmern müssen. Das wiederum hat seinen Preis im Rahmen der monatlichen Zahlungen. Ein Pluspunkt ist außerdem, dass man ein aktuelles Modell in einwandfreiem Zustand erhält.
Geeignet ist ein Miet-Roboter also, wenn man die Automatisierung einer konkreten Anwendung mit vergleichsweise geringen Kosten erst einmal zeitlich begrenzt testen möchte. Wer schon sicher weiß, dass er die Maschine lange Zeit nutzen möchte, für den ist dieses Angebot nicht optimal.
Außerdem lauert beim Mieten oder Leasen ein Fallstrick: Will man staatliche Förderung für die Anschaffung eines Roboters, dann muss dieser in der Regel gekauft werden.
Die Grundlagen zum Thema Robotik
Mit dem Thema kollaborative und Low-Cost-Robotik kommen auf Mittelstand und Handwerksbetriebe ganz neue Fragestellungen zu. Im folgenden finden Sie die wichtigsten Grundlagen verständlich erklärt:
- Ok, ich brauche einen Roboter! Und jetzt?
- Alles Wissenswerte zu Robotern: Geschichte, Typen, Anwendung
- Die 10 wichtigsten Hersteller von Industrierobotern
- Diese Cobots eignen sich für Handwerker und Mittelstand
- Handwerk: Wie ein Roboter neue Aufträge sichert
- 5 Wegweiser für den Einstieg in die Mensch-Roboter-Kollaboration
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überarbeitet von Redaktion Automation NEXT